Gibt es eine bessere Möglichkeit, unseren Sport zu präsentieren, als der unglaubliche und dramatische Ausgang der Route du Rhum? Die unhaltbare Spannung, welche während der Umrundung von Guadeloupe herrschte, und die anschliessende Wiedervereinigung der beiden Skipper, bot uns ein bemerkenswertes Zeugnis der Sportlichkeit.
Die Emotionen gingen weit über den Hafen von Pointe-à-Pitre hinaus. Während uns das schüchterne Lächeln und die Einfachheit eines Francis Joyon, der das Ausmass seiner Leistung kaum realisierte, zutiefst rührt, erfüllt uns das aussergewöhnliche Fairplay von François Gabart, der sich erst auf den letzten Metern geschlagen geben musste, mit grosser Wertschätzung. Jeder Segler kann sich vorstellen, wie schwierig es für Gabart gewesen sein muss, Joyon vorbeiziehen zu sehen, während er selber mit 0 Knoten bei Basse-Terre im Windschatten der Insel festsass.
Und doch wurde darin die ganze Schönheit unseres Sports offenbar, und einmal mehr zeigte es sich, dass Segeln eine Disziplin ist, welche erst auf der Ziellinie entschieden wird – egal ob das Boot 30 m oder 6 m lang ist. Auf jeden Fall herzlichen Glückwunsch an die beiden Segler, die durch ihre Bescheidenheit und Beharrlichkeit Seglerinnen und Segler rund um den Erdball stolz gemacht haben.
Le Rhum schreibt also weiter an seiner Legende, auch noch 40 Jahre nach Mike Birchs unglaublichem 98-Sekunden-Sieg über Michel Malinovsky. Damals dauerte es 23 Tage, bis der erste das Rennen beendete, heute brauchen die Ultime-Trimarane noch deren sieben, und jeder weiss, dass sie in Zukunft noch schneller werden. Andererseits haben die Boote der neueren Generation gewisse Grenzen aufgezeigt bekommen. Das zeigte sich insbesondere während den Bedingungen nach dem Start, als in der Biskaya Windgeschwindigkeiten von 50 Knoten auf die Segler warteten. «In den ersten 36 Stunden des Rennens hatte ich mehr technische Probleme als während meiner gesamten Weltumrundung», zeigte sich Gabart im Ziel erstaunt. Laut Joyon, der an Bord eines Bootes segelte, welches den Wettbewerb nun dreimal gewonnen hat, war bei diesen Bedingungen der Anwindkurs das Hauptproblem. Sind die Ultime-Trimarane bereit für das «Brest Oceans», ihre Solo-Weltumrundung, die am 29. Dezember 2019 startet? Es wäre zu schade, den grössten Teil der Flotte zu verlieren, bevor man überhaupt an Portugal vorbei ist… Man kann sich mühelos vorstellen, dass das OK bis dahin alle Massnahmen ergreift, um die Boote so weit wie möglich zu schützen. Fortsetzung folgt…