Skippers

🏛 » Geschwindigkeitsrekord – SP80 knackt die 100-km/h-Marke

Geschwindigkeitsrekord – SP80 knackt die 100-km/h-Marke

von Pauline Katz

Nach zwei Jahren im französischen Leucate kann das ultraschnelle Boot diesen Herbst in der Schweiz besichtigt werden. Danach geht es auf Rekordjagd nach Namibia.

Das Start-up SP80 verfolgt seit 2019 einen verrückten Traum: Es will allein mit Windkraft über 80 Knoten erreichen und den aktuellen Weltrekord im Segeln von 65,45 Knoten pulverisieren. Gezogen von einem riesigen Kite lotet die Tempomaschine bei jeder Fahrt die Grenzen des Machbaren aus und kommt dem angepeilten Rekord immer näher. Doch trotz spektakulärer Fortschritte und dem Durchbrechen der 100-km/h- Marke beschloss das Team diesen Frühling, die Kampagne 2025 vorzeitig
zu beenden und 2026 am dem Ort, an dem die Rekorde fallen, ihr Glück zu versuchen.
Das Abenteuer begann an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL), als sich drei befreundete Kitesurfer in den Kopf setzten, ein revolutionäres Boot zu bauen, mit dem sie den Weltrekord brechen wollten. 2019 gründeten Benoît Gaudiot, Mayeul van den Broek und Xavier Lepercq die Firma SP80, um ihr Projekt voranzutreiben. Nach mehrjährigen Entwicklungsarbeiten und dem Bau eines 10,5 Meter langen Kiteboats in Ecublens verlegten die Tüftler ihr Basislager 2023 ins südfranzösische Leucate. Die Rekordjagd konnte beginnen.
Monat für Monat stieg das Tempo und mit ihm der Adrenalinspiegel. Bei jedem Versuch sammelte das Team Daten, wertete sie aus und nutzte die Erkenntnisse, um das Boot weiter zu optimieren. So gewann die SP80 wertvolle Knoten. Im Mai dann der Durchbruch. Ein grösserer Abstand zwischen dem vorderen Ruder und dem hinteren Foil veränderte das Fahrverhalten radikal.
Der Erfolg stellte sich sofort ein. Beim nächsten Auslaufen erreichte die SP80 58,26 Knoten (108 km/h) und bestätigte damit ihr Potenzial. Heute übertrifft die Waadtländer Rakete die Höchstgeschwindigkeiten der schnellsten Segelboote der Welt, selbst die die AC75 des America’s Cups und die F50 des SailGP haben gegen sie keinen Stich. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 48,65 Knoten auf 500 Metern kam das SP80-Team den ersten offiziellen Rekorden sehr nahe. Bis zu den 50,07 Knoten von Macquarie Innovation (Kategorie C, 21-27 m2 Segelfläche) und den 51,36 Knoten des Hydroptère (Kategorie D, über 27 m2) fehlte nicht mehr viel. Trotzdem sind die Rekordjäger noch nicht da, wo sie hinwollen. Für sie zählt nur eins: die absolute Bestmarke der Vestas Sailrocket 2 von Paul Larsen (65,45 kn über 500 m) zu knacken und eines Tages die seglerische Schallmauer von 80 Knoten zu durchbrechen. Denn dafür wurde der Bolide gebaut.

DIE DREI GRÜNDER VON SP80 © Martina Orsini

Auf nach Namibia

Da der Frühling nicht den erhofften Wind brachte und auch der Sommer unter den Erwartungen blieb, beendete das Team die Kampagne 2025 vorzeitig. Nach zwei erfolgreichen Jahren in Leucate, in denen das Boot getestet und optimiert wurde, geht es nun nach Namibia. Dort sind die letzten sechs Weltrekorde unter Segeln gefallen, beste Voraussetzungen also für die grosse Attacke. Mayeul van den Broek ist die Vorfreude anzumerken: «Das Boot ist bereit für hohe Geschwindigkeiten. Uns fehlen nur noch die passenden Bedingungen. In Namibia sollten wir sie vorfinden. Wir werden unser Hauptquartier in einem Container mitten in der Wüste einrichten und keine grossen Arbeiten mehr durchführen, sondern einen Rekordversuch nach dem anderen starten.»

DIE SP80 MIT HIGHSPEED VOR LEUCATE © DR

Die 55-Knoten-Wand

Die SP80 verschiebt die Grenzen des Bootsbaus. Die Foils sind so konstruiert, dass sie Kavitation überwinden. Sogar die schnellsten Foiler kommen ab 55 Knoten nicht dagegen an. Viele haben sich daran schon die Zähne ausgebissen. «Auch im
America’s Cup und beim SailGP ist bei diesem Tempo Schluss. Das liegt daran, dass die Foils dann abheben», erklärt Mayeul van den Broek. «Unser Foil ist dagegen so entworfen, dass es das Boot im Wasser hält und nicht zum Fliegen bringt. Abheben wäre bei diesen extremen Geschwindigkeiten gefährlich, zumal uns der Kite ohnehin schon nach oben zieht. Bei niedrigen
Geschwindigkeiten wirkt das Foil wie ein Anker und erzeugt enormen Widerstand. Mit dem Kite haben wir aber genug Schub, um zu beschleunigen und die berüchtigte 55-Knoten-Mauer zu durchbrechen.»

DER KITE IST ZWISCHEN 25 UND 50 QUADRATMETER GROSS. © Guillaume Fischer

Eine gefragte Crew

Mit dem Abbruch der Kampagne 2025 musste sich das Team vorübergehend von einigen Mitgliedern trennen. «Wir haben das Glück, mit äusserst talentierten und gefragten Leuten zu arbeiten. Einige unserer Partner unterstützen uns nicht nur finanziell. Sie haben unseren Mitarbeitenden Stellen mit flexiblen Arbeitsbedingungen angeboten, damit sie zu uns stossen können, wenn es in Namibia losgeht.»

ZWEI PILOTEN STIMMEN KITE UND BOOT AUFEINANDER AB. © Guillaume Fischer

Dans la meme categorie