Klassische Antifouling-Produkte enthalten bekanntlich giftige Biozide, die unsere Gewässer schwer belasten. Dabei gibt es durchaus umweltschonendere Alternativen. Wir stellen Ihnen die in der Schweiz verfügbaren Lösungen vor.
Text : Pauline Katz
Antifouling schützt Bootsrümpfe, weil die darin enthaltenen Biozide wie Kupfer, Zink und andere chemische Substanzen Lebewesen abtöten. Das stellt niemand infrage. Das Problem dabei: Die Wirkstoffe lösen sich nach und nach aus den Beschichtungen, gelangen ins Wasser und schädigen dort lebende Organismen. Eine in der Schweiz durchgeführte Studie hat nachgewiesen, dass ein neun Meter langes Boot bis zu einem Kilo Kupfer pro Jahr abgibt und so bis zu 10 000 Kubikmeter Wasser verunreinigt. Wie viel das bei den rund 100 000 in der Schweiz immatrikulierten Privatbooten ausmacht, können Sie selbst ausrechnen.
Die erschreckende Zahl lässt wohl niemanden kalt. Aber was tun? Ist biozidhaltiges Antifouling ein Muss oder gibt es umweltfreundlichere Alternativen? Die Frage hat ihre Berechtigung. Schweden hat sie 1995 beantwortet, indem es die Verwendung von biozidhaltigen Antifouling-Produkten auf seinen Seen unterNicolas Jatonsagt hat. In der Schweiz ist ein formelles Verbot noch nicht spruchreif, das Bundesamt für Umwelt (BAFU) empfiehlt aber, den Einsatz von Biozid-Zusätzen zu reduzieren oder noch besser, mechanische den chemischen Lösungen vorzuziehen. Die sind seit einiger Zeit deutlich auf dem Vormarsch. Ein kleiner Überblick.
Schwimmende Waschanlagen
Beim diesem Konzept aus Schweden sind Autowaschanlagen Modell gestanden. In der Schweiz wurde der erste Drive-in Boatwash 2022 in Wangen am oberen Zürichsee eröffnet. Er entstammt einer Idee von Swiss Elementic und besteht aus einer schwimmenden Anlage, die alle Jachten bis 16 Meter mechanisch reinigt. Die Firma garantiert einen sauberen Rumpf in weniger als 30 Minuten. Empfohlen werden vier bis fünf Waschgänge pro Saison. Kostenpunkt: 100 bis 500 Franken.
Momentan gibt es in der Schweiz erst eine dieser Waschanlagen, doch Swiss Elementic möchte schon bald auf andere Seen expandieren. Die Behörden zeigen grosses Interesse. Das Konzept bedeutet nicht nur den Verzicht auf umweltschädliche Chemikalien, sondern schützt auch gegen die Verbreitung invasiver Arten wir der Quagga-Muschel. Eine demnächst von Swiss Elementic in Zusammenarbeit mit der Ostschweizer Fachhochschule veröffentlichte Studie soll erfolgversprechende Ergebnisse zeigen.
Antihaftbeschichtung
Es gibt auch Lösungen, bei denen der Bewuchs nicht mit Bioziden abgetötet, sondern die Haftkraft minimiert wird. Bei solchen Antihaftbeschichtungen lösen sich die Organismen während der Fahrt und die regelmässige Reinigung mit der Bürste oder dem Hochdruckgerät gestaltet sich viel einfacher als bei einem klassischen Antifouling.
Patrick Andereggen von der Firma Plan Net Protect in Le Bouveret am Genfersee verwendet seit mehreren Jahren Klebefolien mit vollständig recycelbarem Silikon der Marke MacGlide. Er hat damit bereits zwanzig Boote beschichtet und alle Eigner voll und ganz überzeugt. Die Folienhaftung ist fünf Jahre garantiert, soll aber deutlich länger halten. Es besteht zudem die Möglichkeit, nur die beschädigten Teile auszutauschen. Ausser an Holzrümpfen und häufig gekranten oder getrailerten Booten eignen sich die Klebefolien für alle Oberflächen. Sie müssen allerdings von einem Profi angebracht werden, der den Rumpf vorbereitet und mit einer Grundierung bestreicht. Die Lösung ist anfangs zwar nicht ganz billig (rund 4000 Franken für ein 10-Meter-Boot), zahlt sich im Lauf der Jahre dann aber finanziell aus.
Während die Klebefolien von MacGlide vollkommen glatt sind, setzt Finsulate auf winzige Stacheln, mit der die Bewuchsbildung gehemmt wird. Das holländische Start-up bietet Klebebänder aus Nylonfasern an, deren Oberfläche an Seeigel erinnert. Im Gegensatz zu den Folien von MacGlide haften sie auf Holz. In Bezug auf den Preis, die Klebedauer und das Recycling sind sich die beiden Produkte hingegen sehr ähnlich. Die Firma Wassersport & Reise am Zürichsee wendet Finsulate seit 2019 auf ihren 15 Booten an. Für Seen scheint es sich sehr gut zu eignen, eniger hingegen für warme Meere. Dort soll das Produkt den Bewuchs mit Rankenfusskrebsen fördern.
Der Umwelt zuliebe
Auch wenn das Auftragen eines herkömmlichen Antifoulings die einfachste Lösung scheint: Die darin enthaltenen Schadstoffe belasten unsere Gewässer. Gerade, weil es nachweislich umweltschonendere und effiziente Alternativen gibt, sollte die Bequemlichkeit kein Grund sein, nicht auf grünere Lösungen umzusteigen. Für alle, die wir nicht überzeugen konnten, gibt es noch eine weitere Variante: Eine Bürste und etwas Muskelschmalz können Antifouling ebenfalls ersetzen. Ob sich etwas ändert, liegt auch an Ihnen!