Luxuriös und schnell: Das neuste Modell aus der Gunboat-Familie übertrifft mit seiner luxuriösen Ausstattung und dem hohen Geschwindigkeitspotenzial sämtliche Erwartungen seiner Designer und dürfte auch seine Besitzer vollauf begeistern.
Geschichten mit unerwarteten Wendungen sind meist die schönsten. Gunboat macht da keine Ausnahme. Vor drei Jahren übernahm Grand Large Yachting die von Peter Johnstone gegründete Werft und sicherte so ihre Zukunft. Die Vorfahren des Gunboat 68 waren auf dem Reissbrett von Morelli & Melvin und von Nigel Irens entstanden und epochenabhängig in Südafrika, China oder North Carolina gebaut worden. Der jüngste Wurf des Kataramaran- Herstellers, das Gunboat 68, ist aber ein waschechter Franzose. Es wurde vom Konstruktionsbüro VPLP entworfen und das Innendesign stammt von Patrick Le Quément und Christophe Chedal Anglay. In den rassigen Fahrtenkatama-ran wurden die neusten Technologien aus der Offshore-Szene verbaut. Er erreicht Geschwindigkeiten, von denen Meilenfresser nur träumen, bleibt dabei aber gut steuerbar.
Jüngster Spross einer langen Dynastie
Laut William Jelbert, dem COO von Gunboat, hat Geschwindigkeit schon immer zur DNA der Gunboats gehört. „Ihre Eigner mögen schnelle Törns und Regatten. Mehrere Einheiten nehmen an den grossen Karibik-Rennen teil und wir hoffen, dass wir sie bald auch an den Grossanlässen im Mittelmeer antreffen.“
Der neue 68’ baut auf den bestehenden, zwischen 48 und 90 Fuss langen Booten der Werft auf. William Jelbert arbeitete bereits während den chinesischen Jahren bei Gunboat und wurde von den neuen Leitern wegen seiner Erfahrung und dem grossen Wissen wieder ins Boot geholt. „Mit einem neuen Modell wird die Marke wirtschaftlich besser wahrgenommen und wir können Kunden binden“, erklärt er. „Wir bieten einen umfassenden und hochwertigen Service an und sind zuversichtlich, dass heutige Gunboat-Besitzer ihre nächsten Boote wieder bei uns kaufen.“ Eine gewagte, aber kohärente Wette. In der 3600 Quadratmeter grossen Werkstatt auf dem Hafengelände von La Grande Motte, die knapp 70 Mitarbeitende beschäftigt, ist im Februar die Baunummer 1 vom Stapel gegangen. Die zweite soll Mitte Juli folgen. Benoît Lebizay, Managing Partner bei Gunboat, rechnet für die nächsten Jahre mit drei Booten pro Jahr. Mehr sei vermutlich utopisch, denn das Gunboat 68 gehörte zu einem wenig belebten Marktsegment. Das Zielpublikum sieht er bei Seglern, die genug haben von Einrümpfern, Krängung, grossen Crews und Geschwindigkeiten von maximal 12 Knoten und die auch gerne an den Voiles de Saint-Tropez oder St. Barth teilnehmen möchten. „Für diese Gruppe bietet der Mehrrumpf-Markt keine wirklich gute Lösung. Das wollen wir ändern. Auf unseren Booten erlebt man ein Segelgefühl und einen Temporausch wie sonst auf keinem Katamaran und kann gegenüber einem Einrümpfer sogar noch Kosten sparen. Für Regatten braucht es zwar ein sechs- bis achtköpfiges Team – halb so viel wie auf einem Monohull – aber beim Fahrtensegeln kann das Gunboat 68 problemlos von nur zwei oder drei Personen gesegelt werden und ist dabei trotzdem mit bis zu 15-18 Knoten sicher unterwegs.“
Ausgewogenes Konzept
Mit seinen fast 21 Metern ist das Gunboat 68 gross, aber nicht imposant. Man tritt sich nicht auf die Füsse, nicht einmal, wenn man zu zehnt im Cockpit steht. Mit Doppelsofa, grossem Tisch, Kühlschrank und Spüle an Deck und vielen weiteren Annehmlichkeiten verfügt das Gunboat 68 über alles, was man von einem Kat dieser Kategorie erwarten darf.
Im Innern befindet sich backbordseitig eine Küche mit Insel, ein grosser Salon an Steuerbord und vorne bei den Niedergängen ein Kartentisch und eine Spüle. Der Steuerstand liegt gemittet zwischen zwei Türen mit Zugang zum vorderen Cockpit. „Diese Anordnung überrascht anfangs vielleicht etwas, aber da das Boot meist mit über 15 Knoten unterwegs ist, hält man sich auch häufig unter Deck auf“, erklärt Benoît Lebizay. Wenn man die Vorluke, eine der Türen und/oder das Schiebedach öffnet, spürt man den Wind und profitiert gleichzeitig vom geräumigen Innern. Adrenalinhungrigen steht es natürlich frei, sich in einen der Schalensitze an den beiden Hecks zu setzen und den Kat mit der Pinne zu steuern.
Die vier Doppelkabinen (zusätzlich zur Crewkabine) sind grosszügig dimensioniert, in schlichtem Design gehalten und gut ausgestattet. Vorne in den Bugen lassen sich Segel und technisches Material verstauen.
Auch bei den Details überzeugt das Gunboat 68 auf der ganzen Linie. Die Paneele sind federleicht, unter der Wegerung verbirgt sich Karbon. Überall wurde Gewicht eingespart. Dank der Solarpanels (3 kW) auf dem Deckaufbau sind die elektronischen Systeme praktisch energieautark. Benoît Lebizay: „Die Photovoltaik kombiniert mit Wasserkraft und einer grossen Speicherkapazität liefert genug Energie, sodass wir auf ein Stromaggregat verzichten können.“
Mit Windgeschwindigkeit
Bei unserer Testfahrt zeigt das Speedometer unter Motor mit 1700 t/m neun Knoten an. Sobald Wind aufkommt, raumschots unter Grosssegel und J-0, ist der Kat ab sieben Knoten schneller als der Wind und erreicht locker dreizehn bis vierzehn, mit Windmesser zwölf Knoten. Da der Wind nicht weiter auffrischt, wissen wir nicht aus eigener Erfahrung, wie sich das Boot unter Starkwindbedingungen verhält. Unser Testlauf deutet aber auf viel Potenzial hin.
Das spritzige Zweibein segelt sich feinfühlig und auf dem Leerumpf kontrolliert. Es macht richtig Spass, mit den Wellen zu spielen. Die Heckwelle bestätigt das Tempogefühl. Kein Zweifel: Wir haben es mit einem echten Katamaran zu tun, der Wind und Wellen liebt.
Die Beschläge sind alle vom Feinsten und wie für einen Racer konzipiert. Sämtliche Manöver lassen sich vom Cockpit aus durchführen und der Rudergänger kann mit der Mannschaft einfach Kontakt halten. Der Wechsel der imposanten Vorsegel auf diesem ersten, mit einem Regattarigg ausgestatteten Gunboat 68 erfordert gute Koordination, dennoch ist die Ergonomie auf dem Boot hervorragend. Uns wurde schon nach einigen Schlägen klar: Das Gunboat 68 ist ein würdiger Erbe der Dynastie und ein zukunftsfähiges Produkt.
Der jüngste Spross der Werft spricht natürlich in erster Linie vermögende Kunden an. Er dürfte an den wichtigen Terminen 2019 für Aufsehen sorgen. Grand Large Yachting hat die vor drei Jahren eingegangene Wette zwar noch nicht ganz gewonnen, das dürfte aber nur noch Formsache sein.