Beim Segeln ist der beste Weg ins Ziel selten eine gerade Linie. Das bewies auch Jérôme Clerc an der diesjährigen Volvo Match Race Cup Serie. Auf eine gute Platzierung in Zürich folgte der Formeinbruch in Genf und letztlich ein doppelter Triumph in Romanshorn.
Der alte und neue Match Racing Schweizermeister Jérôme Clerc hat eine abwechslungsreiche Saison hinter sich. So segelte er auf verschiedenen Bootstypen, bestritt verschiedene Regattaformate und dies sowohl in Binnengewässern wie auch Offshore. Es zeigte sich somit: Clerc ist ein extrem vielseitiger Segler und somit auch kein “reiner” Match Racing Spezialist. Und doch sagt der frischgebackene Schweizermeister: “Das Match Race Know-how hilft uns immer wieder. So auch bei den D35-Regatten. Und die verschiedenen Erfahrungen mit Multi- und Monohulls ergeben wieder neue Tricks beim Duellieren.”
Mit dem Finale in Romanshorn kürte sich Clerc auch zum Sieger des Volvo Match Race Cup 2012. Und als solcher hat sich er und sein Team einen Startplatz am renommierten St. Moritz Match Race erkämpft. Hier werden sich die Schweizer Anfang September mit der Match Racing Weltelite messen können.
In den Round Robin Regatten in Romanshorn überraschte das Nachwuchstalent Max Trippolt die Favoriten und führte nach der Vorrunde die Rangliste vor Clerc an. Alexa Bezel lag auf dem 3., Michel Vaucher auf dem 4. Rang. Doch mit seinem Überraschungssieg kam für Trippolt auch der Erfolgsdruck. In der Finalrunde liess das Frauenteam um Bezel dem Newcomer Trippolt mit 3:0 keine Chance. Ebenso wenig zu lachen hatte auch Michel Vaucher, der vom späteren Schweizermeister Clerc ebenfalls 3:0 abgefertigt wurde.
Ein Bilderbuch-Sommertag bot am Sonntag schliesslich den idealen Rahmen für die Finalmatches. Bereits um 8 Uhr waren Segler, Schiedsrichter und Organisatoren auf dem Wasser. In den Tagen zuvor hatte sich diese Earlybird-Strategie als lohnend erwiesen, denn dank der pünktlichen Morgenbrise konnte das dichte Rennprogramm der Schweizermeisterschaft problemlos realisiert werden. Leider war die sonntägliche Brise nicht so ausgeprägt, doch die blu26 benötigen nur wenig Knoten Wind und die Finalmatches konnten gestartet werden. Die erste Runde ging an Clerc, das zweite Match ging an Bezel – unter heftigen Protesten von Clerc’s Crew. Bezeichnenderweise durchliefen beide Teams das Genfer CER (Centre d’entraînement à la régate), kommen somit aus der gleichen Schule und kennen sich aus Trainings und Übungsregatten in- und auswendig. Knisternde Spannung am Start zum dritten Lauf: Clerc kommt etwas besser weg, Bezel bleibt ihm dicht auf den Fersen. Das Klicken der Winschen bei der Feineinstellung der Genuas ist zu hören, volle Konzentration steht in den Gesichtern, alle Register des Gewichtstrimms werden gezogen. Nach einer Serie von Wenden wählt Bezel einen anderen Bug und bleibt prompt in einem Windloch liegen. Der Schreck dauert nur kurz, doch das erlaubt Clerc, sich ein paar Meter abzusetzen. Es sind die entscheidenden paar Meter, denn er rettet diesen Vorsprung bis ins Ziel.
An der Siegerehrung des Volvo Match Race Cup 2012 freute sich Jérôme Clerc sichtlich über den offiziellen Titel von Swiss Sailing des „Match Race Schweizer Meister“. Und auch das Team Bezel strahlte als Vizemeister in die Kameras. Beim Kampf um Platz 3 setzte sich der “alte Hase” Vaucher gegen Trippolt durch, der mit viel neugewonnenen Erfahrungen im Gepäck nach Hause fährt. Denn nebst dem Fördern der besten Schweizer Teams will der Volvo Match Race Cup auch jungen Talenten eine Plattform bieten sich mit den Besten zu messen und stetig zu verbessern. Auch im 2013 werden Zürich, Genf und Romanshorn wieder Volvo Match Race Cup Austragungsorte sein wo erneut viele Clerc-Herausforderer um den Schweizermeistertitel kämpfen werden.