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Jubiläum – Gunboat: die ikonische Marke wird 25

von François Trégouët

Gunboat ist in der Welt der Mehrrumpfboote das, was Devialet in der Akustik oder Porsche in der Automobilindustrie: eine Kultmarke. Diese einzigartige Positionierung ist auch der Gruppe Grand Large Yachting nicht entgangen. Sie sorgt seit 2016 dafür, dass die Vision des idealen Katamarans, der Luxus mit High-Performance verbindet, weiterlebt.

Text: François Trégouët

Als Stéphan Constance und Xavier Desmarest nach der Gründung von Allures die Werften Outremer und Garcia übernahmen, erkannten sie schnell die Vorteile, die der Kauf etablierter Marken mit sich bringt. 2015 bot sich dem inzwischen zur Gruppe Grand Large Yachting gewachse- nen Unternehmen die Möglichkeit, mit Gunboat eine weitere Marke zu integrieren. Ein nochmals komplett anderer Fall, betont Benoît Lebizay, heutiger Managing Partner von Gunboat: «Gunboat war noch sehr jung und hatte erst wenige Boote produziert, genoss aber bereits weltweit einen hervorragenden Ruf und besass entsprechend viel Potenzial.»

Hinter der Marke steht ein Visionär, dessen Familie seine Sehnsucht nach langen Segeltörns nicht teilte. Da er seinen Traum nicht begraben wollte, stellte Peter Johnstone 1999 erste Überlegungen für einen Katamaran an, der gleichzeitig schnell, komfortabel und luxuriös sein sollte. Die ersten Skizzen schwankten zwischen 55 und 70 Fuss, das Gunboat Nummer 1 hatte schliesslich eine Länge von 62 Fuss und schrieb als Tribe Boots- geschichte. Als die sozialen Medien noch in den Kinderschuhen steckten, ging ein Video des Gunboat 62 Safari viral. Es zeigte, wie der Katamaran mit fast 30 Knoten an einer von Reichel Pugh designten und mit 18,5 Knoten am Limit segelnden 80-Fuss-Jacht vorbeipreschte. Das Marketingteam hatte einen Volltreffer gelandet.

STÉPHAN CONSTANCE, XAVIER DESMAREST UND BENOÎT LEBIZAY, DIE KREATIVEN KÖPFE HINTER GUNBOAT, VOR DER WERFTHALLE IN LA GRANDE MOTTE

Die besten Konstrukteure und Designer

Doch das beste Marketing der Welt kann keine Kultmarke aufbauen, wenn dahinter kein aus- gereiftes Produkt mit einem überzeugenden Design steckt. In diesem Wissen beauftragte die Werft die besten Konstrukteure. In der eng- lischsprachigen Segelszene waren das Morelli & Melvin. Sie hatten gerade für Steve Fosset den Monsterkat Playstation entworfen. Ab 2008 stammten die Pläne der Gunboat 55, 60 und 78 dann vom Reissbrett des genialen Nigel Irens. Als die Werft nach Stationen in Südafrika, China und den USA nach Frankreich zurückkehrte, begann Grand Large Yachting allerdings wieder bei null. Die Gruppe wandte sich an VPLP Design, die renommiertesten Konstrukteure von Rennkatamaranen in Frankreich, deren Erfahrung im Bereich der Fahrtenkats ihr ebenfalls sehr gelegen kam. Mit dem Input von Patrick le Quément, der für das unverwechselbare Äussere des Kats verantwortlich zeichnet, und dem für die luxuriöse Ausstattung zuständigen Christophe Chedal-Anglay sorgt Grand Large Yachting dafür, dass Gunboat seine Exklusivität behält.

UNVERWECHSELBAR: GUNBOAT-KATAMARANE SIND SOWOHL VOR ANKER ALS AUCH UNTERWEGS EIN ECHTER HINGUCKER.

Spitzentechnologie gepaart mit Topleistung

Gunboat setzte bereits bei der ersten Einheit, die von Experten für hochwertige Verbundwerkstoffe in Südafrika gebaut wurde, modernste Technologie ein. Beim dritten Katamaran wurde vollständig auf Kohlefaser umgestellt. Heute kommen Infusionsverfahren, Prepreg und Waben zum Einsatz. Da nur das Beste gut genug ist, lässt Gunboat bestimmte Teile von Spezialisten für Offshore-Racer herstellen. Und um möglichst viel Gewicht zu sparen, werden Luftfahrtspezialisten zu Rat gezogen. Gewicht ist ein Kernthema bei Mehrrümpfern und umso relevanter, wenn komfortable Luxuseinrichtungen gewünscht werden.

Als Tribe 2001 vom Stapel lief, erwies er sich als so schnell, dass das Werft- team das Segeln neu lernen musste, denn keiner von ihnen war je schneller als mit 13 Knoten gesegelt, geschweige denn geflogen oder mit mehr als 30 Knoten übers Wasser geprescht! Ein knappes Vierteljahrhundert später hat sich im Kielwasser der eleganten High-Performance-Katamarane nichts geändert. Es geht immer noch darum, ab 5 bis 7 Knoten so schnell wie der Wind zu segeln, das Tempo zu halten oder sogar noch einen Gang zuzulegen. Der scheinbare Wind ist bei diesen Geschwindigkeiten so dominant, dass der Spi nur selten gesetzt wird.

MIT EINEM BOOT, DAS MINDESTENS SO SCHNELL IST WIE DER WIND, ERÖFFNEN SICH VÖLLIG NEUE TÖRNMÖGLICHKEITEN.

Dass sich Loïck Peyron als Marken- botschafter betätigt, erstaunt da wenig, denn die Gunboat-Katamarane kommen leistungsmässig sehr nahe an seine Rennkats heran. Darüber hinaus lassen sie sich dank passender Beschläge und einem intelligent gestalteten, atypischen Deck, auf dem alles um den Mastfuss gruppiert ist, einfach manövrieren. Dank dieser einmaligen Kombination verhelfen die High-End-Kats sowohl Vollblutregatteuren als auch Geniessern mit hohen Ansprüchen an Komfort zu ihrem Glück – und der Marke zu ihrem Erfolg. Familie und Freunde können gemeinsame Momente auf dem Wasser verbringen, ohne sich aufgrund der unterschiedlichen Bedürfnisse in die Haare zu geraten. Ausserdem können sich Gunboat-Eigner fürs reine Tempobolzen bestimmt ein zweites oder drittes Boot leisten, zum Beispiel einen GC32 oder einen MOD70.

Kompromisslos Premium

Gunboats waren schon immer ein Blickfang. Das unkonventionelle Design und die originellen Farben, die sich vom alltäglichen Weiss abheben und mit grösster Sorgfalt aufgetragen werden (allein der Rumpfanstrich dauert 2,5 Monate!) verstärken die Exklusivität der Marke zusätzlich. Im elegant-luxuriösen Innern setzen Ocker, Silber oder Himmelblau leuchtende Akzente. Dass bereits das kleinste Gunboat stattliche 68 Fuss misst, hat einen einfachen Grund: Auf einem kleineren Boot hätte das Nonplusultra an Komfort und Stil schlicht keinen Platz, ohne dass die Leistung darunter leiden würde. Denn die Gunboat-Kundschaft hat sich weiterentwickelt.

IN JEDEM GUNBOAT STECKEN VIEL SPITZENTECHNOLOGIE, AUSSERGEWÖHNLICHES FACHLICHES KNOW-HOW UND MEHRERE TAUSEND ARBEITSSTUNDEN.

Einer der ersten Eigner musste hart dafür kämpfen, dass der erste und einzige Katamaran unter den 3200 Booten in den exklusiven New York Yacht Club aufgenommen wurde. «Aber als der Präsident des NYYC selbst ein Gunboat kaufte und eine Rumpfhälfte traditionsgemäss an die Wand des Clubhauses hängte, wussten wir, dass ein Umdenken stattgefunden hatte. Er hatte tatsächlich ein halbes Boot bauen lassen, inklusiv Mast, das alle anderen überragte», erzählt William Jelbert, der aktuelle COO von Gunboat, der seit 2010 im Unternehmen tätig ist. Zwischen 2010 und 2015 gewann das Gunboat 66 Phaedo Regatten auf der ganzen Welt und war bei einer Atlantiküberquerung sogar schneller als die 88-Meter-Jacht Maltese Falcone. Heute steht aber nicht mehr reines Regattasegeln im Vordergrund, der Trend geht eher Richtung sportliches Fahrtensegeln. Dennoch rüsten einige Eigner ihre Einheit nach wie vor ganz für Regatten aus, so geschehen beim Gunboat 80 #01. Die gelungene Integration einer Flybridge auf dem Gunboat 72 bestätigt jedoch die Entwicklung hin zu Mehrrumpfbooten mit Crew anstelle von reinen Eignerbooten.

High-Performance, Luxus und Design festigen die Position von Gunboat in der kompromiss- losen Markenwelt von Grand Large Yachting. Da die Werft bis auf die zwei bis drei zu produzierenden Einheiten keine Mengenvorgaben einhalten muss, kann sie sich voll und ganz auf die Erfüllung des Exzellenzanspruchs für die privilegierten Eigner konzentrieren. In nur 25 Jahren hat sich Gunboat sehr schnell von einem visionären Konzept zu einer führenden Marke in der Jachtindustrie entwickelt. Sie ist ihrer ursprünglichen Philosophie treu geblieben, hat den Mehrwert ihrer Boote effektiv vermarktet und so eine Marke aufgebaut, die für Exzellenz im Katamaranbau steht – ähnlich wie Wally bei den Einrumpfbooten.

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