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Lagoon-Werft: Mit dem Kat auf Erfolgskurs

von Quentin Mayerat

Fotos: ©Nicolas Claris

Man wird nicht einfach so die Nummer 1 und man bleibt es nur mit grossem Einsatz. Lagoon war eine der ersten Werften, die auf die Erfolgswelle der Katamarane aufgesprungen ist Diese hat mittlerweile die ganze Welt erfasst.

Wie hat es die französische Werft angestellt, sich 30 Jahre nach der Lancierung ihrer ersten Eignermodellreihe als führender Anbieter von Katamaranen zu etablieren? Und wie schafft sie es, sich an der Spitze zu halten? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, haben wir uns in Palma de Mallorca mit den Vertretern von Lagoon getroffen. Sie testeten dort gerade ihre beiden jüngsten Modelle, den Lagoon 40 und 50. Beide sind gut konzipiert, hochseetüchtig, komfortabel und hochwertig und haben ausser den beiden Rümpfen nicht mehr viel mit den Offshore-Kats der späten Achtzigerjahre gemeinsam. Lagoon ist 1984 aus der Regattaabteilung von Jeanneau entstanden. „Jeanneau Technologies Avancées“ hatte unter anderem für Florence Arthaud den Trimaran Pierre 1er und sein berühmtes Schwesterschiff für den Film Waterworld mit Kevin Costner gebaut. Nach einer eher gemächlichen Entwicklung in den ersten 15 Jahren startete die Werft Ende der 1990er-Jahre plötzlich durch.

Die richtige Intuition

_NCZ2031_fullHDMit der Leitung von Lagoon wurde Dieter Gust betraut. Er hatte in den Achtzigern die Werft CNB übernommen, die später in die Bénéteau- Gruppe integriert wurde. Lagoon war inzwischen durch den Kauf von Jeanneau an Bénéteau übergegangen. Einrümpfer machten damals den Löwenanteil des Bootsgeschäfts aus, die Mehrrümpfer hingegen steckten noch in den Kinderschuhen. Bestärkt durch seine erfolgreiche Übernahme von CNB glaubte Dieter Gust fest an das Potenzial der Multihulls. Er sollte sich mit Unterstützung des Konstruktionsbüros VPLP entscheidend an der Weiterentwicklung von Lagoon beteiligen. Schritt für Schritt erhielt der Katamaran eine eigene Identität. Ein Meilenstein war der Einbau von senkrechten Fenstern. Sie veränderten das Borderlebnis komplett, indem sie für mehr Raum, mehr Licht und mehr Sicht sorgten. Nach der Jahrtausendwende stieg Lagoon mit einem ersten Modell in den Powercat-Markt ein. Der Versuch glückte und die Erfolgssträhne riss seither nicht mehr ab. Die Powercats waren eine Antwort auf die schwankenden Benzinpreise und entsprachen dem Bedürfnis einer Kundschaft, Segeln manchmal sein zu lassen und sich einfach auf den Motor zu verlassen.

Expansion ohne Ende

„Heute arbeiten rund 1000 Personen für Lagoon“, sagt Thomas Gailly, der Direktor der Marke. „In den letzten zehn Jahren haben wir unser Personal mehr als verdoppelt. Wir sind von einem Handwerksbetrieb zu einer Werft internationaler Grösse angewachsen.“ 2016 verzeichnete Lagoon ein zweistelliges Umsatzwachstum auf rund 200 Millionen Euro. Für dieses Jahr wird ein weiterer Sprung erwartet. „Den Märkten geht es bestens“, freut sich Thomas Gailly. „Seit einem Jahr spüren wir, dass wir auf der richtigen Welle reiten. Die Kundenfeedbacks, insbesondere zum Lagoon 42, sind hervorragend und die Bestellbücher für die neuen 40- und 50-Füsser für die nächsten 18 Monate voll.“ Hinzu kommt, dass der 45er als Werft-Bestseller bereits 450-mal verkauft wurde und der 42er mit 350 ausgelieferten Einheiten den gleichen Kurs einzuschlagen scheint. Bei solch erfreulichen Zahlen kann Lagoon zuversichtlich in die Zukunft blicken. Thomas Gailly bestätigt: „Wir haben letztes Jahr 170 neue Mitarbeiter eingestellt, dieses Jahr sollen 150 weitere hinzukommen.“ Wie aber ist dieses rasante Wachstum zu erklären?

Luxus als treibendes Element

_NCZ2679_A3Dass Lagoon den Katamaran-Markt noch immer anführt, kommt natürlich nicht von ungefähr. Die Boote der Werft schneiden in Vergleichen stets hervorragend ab und ihr Hauptmarkt befindet sich in bester Verfassung. Da 90 Prozent der Boote für den Export bestimmt sind, haben die wirtschaftliche Belebung in der Eurozone und die schnelle Konjunkturerholung in den USA die Verkaufszahlen nach oben getrieben. Lagoon hat aber abgesehen von diesen gesamtwirtschaftlichen Gründen noch eigene Trümpfe im Ärmel. Besitzer eines ihrer Boote finden dank des umfassenden Händlernetzes überall auf der Welt eine Anlaufstelle. Ausserdem stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Durch die grosse Anzahl jedes Jahr verkaufter Einheiten und die dadurch entstehenden Skaleneffekte kann die Werft die Preise tief halten und gleichzeitig höchste Qualität bieten. Wohl auch deshalb zieht sie immer mehr Kunden an, die vorher noch nie ein Boot besessen haben. „Mit einer Lagoon fühlen sie sich sicher“, erklärt Thomas Gailly, „das liegt natürlich auch an der Servicequalität.“ Der Bootshersteller hat dieses Bedürfnis erkannt und bietet daher die Option „ready to sail“ an. Wer sich dafür entscheidet, kann einen segelfertigen Katamaran in Empfang nehmen, auf dem sogar Geschirr, Bettwäsche und Sicherheitsausstattung vorhanden sind. Die Qualitätssteigerung macht sich bei der gesamten Modellreihe bemerkbar. „Seit dem 42er haben wir uns nicht damit begnügt, das Rigg unserer Kats zu verbessern und den Mastfuss für noch mehr Leistung nach hinten zu versetzen. Wir haben auch unsere Interieurs, die Polster und die Holzverkleidungen stark überarbeitet, damit der Qualitätssprung auf den ersten Blick sichtbar ist“, betont der Direktor der Marke. Lagoon will zur Rolex der Bootsbauer werden und dauerhaft für Luxus stehen. Symbol dieses Wandels sind der dieses Jahr eingewasserte Motorkatamaran Seventy 8 und der 2017 lancierte Segelkatamaran Seventy 7. Die beiden Boote befinden sich eine Stufe unter den Superjachten und eine Stufe über den bisherigen Realisationen der Werft. Durch die Erschliessung dieses neuen Marktsegments wird Lagoon bei den Kats garantiert weiterhin auf der Erfolgswelle reiten. Wie will sich die französische Werft da in Zukunft noch steigern? Ihr wird bestimmt etwas einfallen. Nach den Bootsmessen in Paris, Cannes und La Grande Motte wissen wir mehr.

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