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Lorient Grand Large Die: Universität der Meere

von Quentin Mayerat

Die Zukunft der Schweizer Segler wird in Lorient geschrieben. Im Trainingszentrum Lorient Grand Large, einer Art Sailing Valley der Bretagne, finden die Nachwuchshoffnungen ideale Voraussetzungen, um an ihren Hochseefähigkeiten zu feilen.

Baudry1„Schweizer Segler sind unverkennbar: immer freundlich, gut gelaunt und vor allem versorgen sie uns jedes Mal, wenn sie wieder zu Hause waren, mit Schokolade. Sie kommen seit 2007 zu uns. Wir freuen uns wirklich darüber und, soweit ich beurteilen kann, sind auch sie zufrieden.“ Christophe Baudry, der Direktor von Lorient Grand Large, lobt die jungen Segler aus den Bergen in den höchsten Tönen. Viele bekannte Schweizer Segler haben in Lorient an der französischen Atlantikküste den Grundstein für ihre Offshore-Karriere gelegt oder zumindest ihr Niveau verbessert.
Justine Mettraux hat sich hier auf die Solitaire du Figaro und die letzte Transat Jacques Vabre vorbereitet, Alan Roura die technische Basis für La Fabrique eingerichtet und Patrick Girod 2015 für seine erste Mini-Transat trainiert. Und auch Valentin Gautier und Yann Burkhalter haben ihrer Vorbereitung auf die Mini-Transat 2017 in Lorient den letzten Schliff gegeben. Auf die jungen Skipper aus Versoix, Genf, Mies oder Neuenstadt übt der in der ehemaligen U-Boot-Basis von Lorient untergebrachte Regattapool eine regelrechte Magnetwirkung aus. Sie können sich dort coachen lassen und werden in Bezug auf technische, meteorologische und medizinische Belange unterstützt. Und natürlich haben sie die Möglichkeit, täglich auf dem Meer zu trainieren. Der Regattapool, eine Art Universität der Meere, wurde 2010 vom Gemeindeverband Lorient Agglomération ins Leben gerufen, um die Hochseeszene in Lorient zu beleben. Unter der Federführung der Vereinigung Lorient Grand Large organisiert das Trainingszentrum auch Segelveranstaltungen. Durch ihre Initiative war Lorient bereits zweimal (2012 und 2015) Gaststadt des Volvo Ocean Race. Daneben fördert die Vereinigung Offshore-Regatten und verschiedenste Wassersportaktivitäten im Hafenbecken.

Seit 2010 führt der bretonische Segel- und Medienprofi Christophe Baudry die Geschicke von Lorient Grand Large. Er war unter anderem an der Vendée Globe 2008/2009 als Kommunikationsleiter tätig und leitete die Abteilung „mer et omnisport“ der Fotoagentur DPPI. Der 52-Jährige ist bei Skippern, Journalisten und Sponsoren ein bekanntes Gesicht. Er habe keine Segelschule gründen wollen, stellt Baudry klar. Es sei um viel mehr gegangen: „Lorient Grand Large ist keine Segelschule, sondern eine im Jahr 2010 von Lorient Agglomération initiierte Vereinigung, mit der der Hochseeregattapool Lorient-La Base weiterentwickelt werden sollte. Hinter dem Zentrum steht der Gedanke, die Offshore-Szene mithilfe von zwei Kernaufträgen wirtschaftlich und attraktiv zu machen. Der eine ist das Event Management – das Volvo Ocean Race hat 2012 und 2015 bei uns Halt gemacht –, der andere besteht in Dienstleistungen für Hochseeskipper, die sich in Lorient auf ihre Regatten vorbereiten. Wir bieten ihnen ergänzend zum Training auf dem Wasser eine umfassende Ausbildung. Dazu gehören unter anderem meteorologisches, elektrisches und elektronisches Wissen, aber auch Kenntnisse im Bereich der Verbundstoffe und alles Wissenswerte, das ihnen helfen kann, ihre Leistungen auf dem Meer zu steigern, also Ernährung, Konditionstraining und Schlafmanagement.“

Komplettausbildung für künftige Einhandsegler

Troisch2---copieLorient ist bekannt für seine Innovationsfreude im Wassersport und hat auch diesmal alles richtig gemacht. 25 Gemeinden aus der Umgebung leisten einen Beitrag an die jährlich rund 300’000 Euro Betriebskosten des Pools. Dadurch reduziert sich die finanzielle Beteiligung der jungen Segler deutlich. Sie bezahlen nur einen Drittel des Selbstkostenpreises. In den letzten zehn Jahren wurde eine eindrückliche Zahl an Arbeitsplätzen und Aktivitäten geschaffen. „Derzeit sind zwischen elf und 15 Profiteams in Lorient stationiert“, sagt Baudry. Das entspricht mehr als 400 Arbeitsplätzen, 50 im Bereich der Hochseeseglerei tätigen Unternehmen und einer im Ingenieursbereich florierenden Hightech-Wirtschaft. Rund 80 Seglerinnen und Segler perfektionieren ihre Technik dank der Infrastrukturen von Lorient Grand Large. Elf Teilnehmer der letzten Vendée Globe aus Frankreich, Neuseeland und der Schweiz haben sich in Lorient für ihre Weltumsegelung fit gemacht. „Viele junge Leute kommen im Alter von 20 Jahren mit einem Mini-Projekt hierher“, fährt Baudry fort. „Wir hoffen natürlich, dass sie gleich viel Erfolg haben werden wie Thomas Ruyant. Er startete mit einem Mini-Projekt, wechselte anschliessend zu den Figaro und dann zur Class 40 und segelte schliesslich die letzte Vendée Globe auf einer Imoca. Wir gehen davon aus, dass weitere Kandidaten für die Vendée Globe 2020 hierher zum Trainieren kommen.“

Lorient-Grand-Large-à-Lorient----Yann-Burkhalter-et-Valentin-Gautier-avant-la-dernière-MiniUm möglichst viele Hoffnungsträger anzusprechen, umfassen die Kurstage fachmännisch aufeinander abgestimmte Theorie- und Praxismodule, die von ausgewiesenen Fachexperten geleitet werden. „Unser Coach Tanguy Leglatin ist praktisch immer vor Ort“, erklärt Baudry. „Er trainiert die Jungs und Mädchen aller Klassen auf dem Wasser und segelt fast 220 Tage im Jahr auf einer Vielzahl verschiedener Boote. Daneben beschäftigen wir für die einzelnen Bereiche anerkannte Experten. Für das Routing und für Videoaufnahmen können wir auf Christian Dumard, den Router von Thomas Coville, zählen. Für Strategie und Wetter ist Dominique Vittet zuständig und für das Schlafmanagement Rémy Hurdiel. Bei uns arbeiten nur die Besten sowie Fachpersonen, die in unser Ausbildungskonzept und in unsere auf die unterschiedlichen Seglerprofile abgestimmten pädagogischen Programme passen.“ Justine Mettraux konnte die Früchte der in Lorient verbrachten Stunden 2017 ernten. Sie fuhr letzten Juni an der Solitaire du Figaro auf den siebten Platz und kam Ende November an der Transat Jacques Vabre zusammen mit Betrand Delesne als 4. ins Ziel. Auch Valentin Gautier konnte einen grossen Erfolg feiern. Er gewann die erste Etappe der Mini und beendete sie auf dem fünften Schlussrang.

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