Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die heruntergekommene Mariska zu kaufen? Was hat Sie dazu bewegt, sich dieser Herausforderung zu stellen?
Ich war schon immer ein Fan von Mannschaftssportarten und auch vom Segelsport, obwohl ich ihn früher nicht seriös ausgeübt habe. Wenn ich aber Segeln als Wettkampfsport betreiben wollte, musste ich mich zwischen modernen und alten Booten entscheiden. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich auf die Suche nach einem alten Boot gemacht. Es sollte eine Geschichte haben. Meine Idee war, eine 12mR-Jacht aus der Jahrhundertwende zu kaufen, wenn möglich eine Fife. Doch man hat mir Mariska angeboten, die letzte der von Fife gezeichneten noch segelnden 15mR. Insgesamt wurden 19 Exemplare gebaut, vier sind übrig geblieben und ich habe das letzte erwischt. Da ich Herausforderungen mag und oft mit dem Bauch entscheide, stand schnell fest, dass ich einschlagen würde. Zwischen der Komplettrenovation einer 12er und der einer 15er gibt es keine grossen Unterschiede. Nur die Crew aufzutreiben war etwas schwieriger, aber diese Herausforderung nimmt man gerne an.
Wie managen Sie das aufwändige mit einem KMU vergleichbare Projekt mit all den Profi-Seglern, Amateuren und Gästen?
Mariska wieder segel- und regattatüchtig zu machen bestand aus zwei Herausforderungen: Die erste war die fachgerechte Renovation durch gewissenhafte und kompetente Zimmermänner und Handwerker, die zweite, sie zum Segeln zu bringen. Die Restauration hat zweieinhalb Jahre gedauert. Ich hatte eigentlich mit weniger als der Hälfte gerechnet. Gleichzeitig musste ich ein 18-köpfiges Regattateam zusammenzustellen. Ich hatte Glück. Mein Freund Edouard Kessi interessierte sich für das Projekt. Er verfolgte es mit, rechnete aber jeden Augenblick damit, dass ich aufgeben oder scheitern würde. Als das Boot fertig war, bot er mir an, mir bei der Zusammenstellung des Teams zu helfen. Es sollte aus Profis und aus Gästen bestehen. Anfangs waren die Gäste alle sehr gut segelnde Freunde. Mit der Zeit sind sehr gute Segler oder sogar Profi-Segler zu Freunden geworden. In dieser Hinsicht ist das Teammanagement effektiv mit dem eines KMU vergleichbar. Alles muss strukturiert und vorbereitet sein, nichts darf dem Zufall überlassen werden. Heute können wir für eine 16- bis 17-köpfige Regattacrew aus einem Reservoir von rund hundert Teammitgliedern schöpfen.
Welchen Tipp würden Sie jemandem geben, der den gleichen Virus erwischt hat wie Sie?
Er soll sich ein anderes Hobby suchen! Ernsthaft, ich kann niemandem empfehlen, es mir nachzutun. Wenn man sich auf einem Gebiet, in dem man sich nicht auskennt, aus Leidenschaft in ein Projekt stürzt, muss man die Sache zu Ende führen und sicher sein, dass die Leidenschaft anhält und es sich nicht nur um einen kurzlebigen Traum handelt. Eine Herausforderung wie diese muss ein fester Teil Ihres Lebens sein, wie ein Baby, das Sie lange tragen müssen, so lange zumindest, wie Ihnen das Boot gehört.
Wie verstehen Sie sich mit den Teams der anderen grossen Jachten, die an der Tour der Klassiker-Regatten auf dem Mittelmeer teilnehmen, und mit jenen der drei anderen 15mR?
Bestens! Als wir mit Mariska zur Tour gestossen sind, hielt man uns für unverbesserliche Optimisten, nur, weil man uns nicht kannte, wir Schweizer waren und ein aussergewöhnliches Boot hatten. Die Stammgäste haben aber schnell gemerkt, dass wir gut organisiert sind, das nötige Niveau besitzen und hart arbeiten und trainieren, um uns zu verbessern. Heute werden wir respektiert und man mag uns, weil wir zu denen gehören, die das beste Bild dieser klassischen Boote vermitteln und versuchen, gute Leistungen zu erbringen. Wenn man eine der schönsten und grössten Einheiten der Flotte besitzt, ist man es der Öffentlichkeit schuldig, in Bezug auf die Pflege des Schiffs, die Qualität des Teams und die Art zu segeln eine repräsentative Rolle und eine Vorbildfunktion zu übernehmen. Dafür geben wir ständig unser Bestes.
Mit welchen Zielen gehen Sie an die Régates Royales in Cannes und an die Voiles de Saint-Tropez?
Ich habe nur ein Ziel, das gleiche wie das ganze Team, nämlich zu gewinnen. Wir werden das Nötige tun. Man darf aber nicht vergessen, dass auch andere extrem gut vorbereitete Boote mit dabei sind. Die Handicaps sind nicht immer hundertprozentig gerecht, aber das ist eben das Prinzip des Rating-Systems.
Haben Sie mit der Mariska noch andere Projekte?
Ich möchte im schottischen Fairlie segeln, wo Mariska 1908 gebaut wurde, und in Cowes im Solent, das ist der Traum jedes Besitzers eines Fife-Bootes, setzt aber eine aufwändige Organisation voraus. Man muss nicht nur die Jacht, sondern auch 18 Personen dorthin bringen und das für nicht einmal eine Woche. Dazu braucht es eine Organisation oder einen Sponsor. Sonst wird das Ganze viel zu teuer.
Die Manöver werden von Hand, direkt oder mithilfe von Flaschenzügen, durchgeführt. Die ersten modernen Winschen wurden zwar bereits 1903 am America’s Cup eingesetzt, haben sich aber erst mehrere Jahre nach dem Bau der Mariska (1908) durchgesetzt.