Wie sieht Ihre Bilanz nach der Pangaea-Expedition von 2008 bis 2012 aus?
Unser Ziel war es, für jede Expedition einen Jugendlichen pro Kontinent an Bord zu nehmen, damit sie ihre Angehörigen und die Medien in ihrem Land auf den Verfall unseres Planeten aufmerksam machen und sie über Möglichkeiten aufklären, dem entgegenzuwirken. Wir befürchteten allerdings, dass wir nach zwei, drei Expeditionen nicht mehr genügend Jugendliche finden würden. Schliesslich habe ich den Ruf eines Extremabenteurers, der den Eltern – zu Recht – nicht unbedingt geheuer ist. Es kam aber anders. An den zwölf Expeditionen haben 150 Teenager teilgenommen und wir haben gemeinsam an 400 Projekten gearbeitet. Zu den Bewerbungssprächen und unserem Selektionscamp in Château d’Oex haben sich noch viel mehr eingefunden. Wir wollten nicht nur junge, sportliche Leute, die segeln können. Sie mussten auch das Zeug zum Meinungsführer haben oder das Potenzial besitzen, sich in Zukunft an der Spitze von Grossunternehmen oder in der Politik für die nachhaltige Entwicklung einzusetzen. In Bezug auf die Ausbildung der Jugendlichen fällt die Bilanz deshalb sehr positiv aus. Ich möchte aber in Zukunft noch mehr aufnehmen können.
Glauben Sie, dass Sie den einen oder anderen Berufswunsch geweckt haben?
Alle Jugendlichen waren zwischen 15 und 20 Jahre alt und studieren noch, zum Beispiel Umweltwissenschaften oder Architektur. Jeder hat seine Spezialität und alle müssen ihr Talent in den Dienst einer grüneren Zukunft stellen. Sie gehören jetzt zu einem internationalen Netz und setzen sich noch immer für Projekte ein, die wir zusammen lanciert haben. Sie finden es toll, mit ihrem Partner aus China oder Australien in Kontakt zu bleiben und sich in den Ferien zu treffen, nachdem sie zuvor gemeinsam am Korallenaufbau mitgewirkt haben. Wir stehen erst am Anfang, aber die Dynamik dieser Umweltbemühungen ist lanciert.
Wann gehen Sie wieder an Bord der 35-Meter-Jacht?
Wir gönnen der Pangaea ein kleines „Refit“ in La Ciotat. Diesen Sommer nimmt sie Kurs auf Grönland, wo sie die Wirkung der im Jahr 2009 gestarteten Projekte messen soll. Mittlerweile binden wir die Schulen der Schüler, die uns begleitet haben, mit ein. Da ich jetzt über eine Crew verfüge, die in der Lage ist, das Boot bis nach Grönland zu führen, stosse ich erst im August zu ihr. Davor gönne ich mir eine Auszeit im Himalaja.
Worin genau besteht ihr neues Projekt, der Aluminium-Katamaran?
Es handelt sich um ein ziemlich futuristisches, aber zugleich realistisches Projekt. Die schwimmende Insel ist autonom. Sie soll Ausbildungszwecken dienen und gleichzeitig Laboraufgaben für die Seeforschung übernehmen. Der dreistöckige Katamaran wird 70 Meter lang und 30 Meter breit sein, Höchstgeschwindigkeiten von 50 Knoten erreichen und mithilfe von Kitedrachen, die 300 Meter über dem Wasser schweben, in drei Tagen den Atlantik überqueren können. Die erneuerbaren Energien haben so stark an Bedeutung gewonnen, dass sich seriöse Investoren an solchen Projekten beteiligen und die Technologie auch anwenden wollen. Wir werden nicht mehr nur Jugendliche ausbilden, sondern auch Vertreter grosser Unternehmen, die sich ihrer Umweltverantwortung stellen wollen und so die Ergebnisse der für diesen Zweck aufgewendeten Summen quantifizieren können. Wir müssen uns grosse Ziele setzen und die Kräfte der auf der ganzen Welt unternommenen Initiativen bündeln.
Wo wird dieser Mega-Katamaran gebaut und wann soll er eingewassert werden?
Wir befinden uns hier im Bereich der Superjachten und werden bestimmt zwei oder drei Werften gleichzeitig mit dem Bau beauftragen. Wahrscheinlich werden es Werften in der Türkei, in Korea und in Taiwan sein. Ich habe Horizon Yachting, die grösste Werft Taiwans, besucht. Sie arbeitet viel mit örtlichem Aluminium. Durch den eingesparten Transport kann der CO2-Abdruck in Grenzen gehalten werden.
Wir arbeiten auch mit einem deutschen Konstrukteur zusammen. Er hat sich ehrenamtlich stark für das Projekt eingesetzt und kennt nicht nur die Werft, sondern auch die schwierige Problematik der erneuerbaren Energien. Wir haben Ingenieure hinzugezogen, die alle die gleiche Philosophie vertreten. Ich selbst habe 200’000 Seemeilen und neun Weltumsegelungen in fünf Jahren absolviert. Wir haben eine gemeinsame Vision: Das Boot muss funktionstauglich und nicht unbedingt schön sein, wie das viele Designer gerne hätten. Der Oberbau wird Konferenzräume, Sportsäle, ein Unterwasserlabor und ein U-Boot, das bis 11’000 Meter tief tauchen kann, enthalten. Dieses Jahr muss ich das nötige Geld zusammenbringen und 2014 soll mit dem Bau begonnen werden. Er dauert bestimmt 18 Monate.
Welche Segel verwenden Sie?
Die Skysails-Technologie ist ein Windantriebssystem, das ähnlich funktioniert wie ein gigantischer Gleitschirm. Auch mit ihr ist unser Konstrukteur vertraut. Die Segel mit einer Gesamtfläche von 400 bis 800 m2 schweben in 300 Metern Höhe. Wir sind nicht durch die Höhe der Masten eingeschränkt, auch wenn sie auf dem Katamaran vorhanden sind, damit er traditionell segeln kann. Wir setzen vermutlich Flügelsegel ein, prüfen aber alle Möglichkeiten. Die Investoren dieser Technologie haben uns in Bezug auf die Mindestgrösse des Boots beraten, damit es schnell genug ist. Ausserdem darf es nur einen sehr geringen Tiefgang haben, denn es soll in die Korallengebiete vordringen können. Wir brauchen einen Hochsee-Offroader für bis zu 100 Personen.
Sie reisen im Juli in den Himalaja. Wozu?
Mein Abenteuergeist ist auch nach fünf Jahren Expedition mit Jugendlichen noch voll da. Ich brauche neue Herausforderungen und interessante Erlebnisse. Ich habe erst spät mit dem Bergsteigen angefangen, aber der K2 war schon immer ein Traum. Ich werde mein Glück mit einem Berner und einem Walliser Freund versuchen. Wir starten Mitte Juni und hoffen auf ein Wetterfenster zwischen dem 14. und 18. Juli. Das ist knapp bemessen, aber im August fällt in Pakistan schon wieder Schnee. Wir versuchen es trotzdem. Danach kehre ich zur Pangaea nach Grönland zurück und nehme die Expeditionen wieder auf.
Welche Hochgebirgserfahrungen haben Sie?
Ich bin 47 und habe mich wie gesagt erst spät dem Alpinismus zugewandt. Für die drei ersten Achttausender, die ich ohne Sherpa und künstlichen Sauerstoff bestiegen habe, habe ich von den Tipps von Jean Troillet profitiert. Er hat mir viel geholfen. Mit den Bedingungen dort oben komme ich ziemlich gut zurecht. Auf einer Polarexpedition sind die Verhältnisse komplett anders. Man hat Mühe zu atmen und das Marschieren fällt schwer. Verglichen mit den ständigen Mücken- und Schlangenattacken im Dschungel geht es allerdings relativ ruhig zu und her.[:en]
What have you learned from the 2008 to 2012 Pangaea expedition?
Initially, we had planned to have on board Pangaea a teenager from every continent for each expedition so that they could educate their friends and relatives and their country’s media on the degradation of the planet and the means to address it. Our fear was that after two or three expeditions we wouldn’t find enough young people because of my reputation as an “adventurer of the extreme”, which parents could legitimately fear. Actually we did twelve expeditions, nearly 150 teenagers took part, and we worked with them on 400 projects. More came for interviews and training at our selection camp in Château-d’Oex. We didn’t only look for young, sporty people who could sail, but for those who could change future mentalities or have the capacity to work in the future for sustainable development, whether at the head of large companies or in politics. The project result is therefore very positive with regard to the training of these young people, but I would now like to welcome more of them.
Do you think your project has had a vocational impact?
All these young people were between 15 and 20 years old, they are now still studying, whether environmental economics or architecture to build ecological buildings. Each in his specialty will have to put his talent at the service of a greener future. They now belong to an international network, and are still active on projects that we have launched together. It’s great for them to stay in touch with their Chinese or Australian project partner, and meet for a holiday after having reconstituted coral. We are only at the beginning but the dynamics of this environmental approach have been launched.
When will you next board this 35-metre sailing boat?
We gave Pangaea a small refit in La Ciotat before heading this summer for Greenland to measure the impact and follow up the projects initiated in 2009. We now involve the schools of the students who accompanied us. As I now have a crew capable of taking the vessel all the way up there, I will meet them there in August after taking a break in the Himalayas.
What is your new aluminium multihull project about?
You could say it’s a pretty futuristic concept, yet at the same time it is very realistic. It is a sort of autonomous “boat-island”, with a training objective and a maritime research laboratory mission. Technically, this three-decked, 70-metre long and 30-metre wide catamaran will be able to sail at 50 knots and cross the Atlantic in three days, thanks to these kite wings flying 300 metres above the water. The importance of developing renewable energy is such that there are serious investors to finance such projects and apply existing technology. We won’t only train young people, but also representatives of large companies who wish to engage in environmental responsibility and will be able to quantify the results of the amounts spent on this cause. From now on, we must aim high and gather together the strengths of what is being undertaken everywhere in the world.
Where will this mega catamaran be built, and when will it be launched?
This is the world of super yachts and we will probably entrust simultaneously two or three shipyards with the construction, probably in Turkey, Korea and Taiwan. I visited the largest in Taiwan, Horizon Yachting; they already work with aluminium produced locally, which allows us to limit our carbon footprint by avoiding unnecessary transport. German architect Thomas Seiler, who has been very much involved as a volunteer on this project, knows them well and he understands the challenging issues of renewable energies. He worked in particular on Solar Impulse, and also spent a lot of time on the water. We are working with engineers who share the same philosophy. I myself did 200’000 nautical miles and sailed 9 times round the world in five years. We have a vision of a boat that really works, not just of an aesthetic that too many architects tend to have. The superstructure will include conference and gym rooms, an underwater laboratory, a submarine able to dive to 11,000 metres. First of all, I have to finance the project in 2013, begin the work in 2014, and the building will most likely take 18 months.
What kind of sails will it have?
Skysails technology is a wind power system similar to a gigantic paragliding wing, something Thomas is also familiar with. Their size is between 400 and 800 m2, floating 300m above the boat. We are therefore not limited by the height of the masts, although the catamaran will be equipped with masts to sail normally too. They will probably be wing masts but we are still studying several options. The investors behind this technology have advised us on the minimum vessel size to be effective, and speeds to reach. At the same time the boat’s draught will have to be minimal to reach coral areas. We need a 4 x 4 of the seas able to take 100 people on board.
You’re heading for the Himalayas in July, why?
Five years of expeditions with young people have not altered my adventurer’s DNA; I need new and interesting sensations fuelled by different challenges. I started mountaineering late but K2 has always made me dream, I’ll have a go with one Bernese friend and another from the Valais region. We left mid-June for a good weather window between July 14th and 18th. It’s a very tight schedule, but by August it starts snowing again in Pakistan. We must try, and then I’ll meet Pangaea in Greenland to resume expeditions.
What is your mountaineering experience?
It is true that I am 47 and that I started late, but for the first three 8000s which I did without a Sherpa or oxygen, I was lucky to have Jean Troillet’s advice, he helped me a lot with my training. I manage rather well up there. It turns out to be very different from polar exploration. You breathe with difficulty and it’s hard to walk, but compared to the permanent aggression of snakes and mosquitoes in the jungle, it’s rather cool.