Mieten oder kaufen? Das ist stets eine Frage der Opportunitätskosten. Jeder macht seine eigene Milchbuchrechnung: Lohnt sich der finanzielle und zeitliche Aufwand, der mit der Anschaffung eines eigenen Bootes verbunden ist?
„Ich habe mein Unternehmen 2003 gegründet“, sagt Marc Comi, Eigentümer des Boat Clubs Genève. „Auslöser war die Feststellung, dass eine echte Nachfrage für Car Sharing besteht. Ich wollte das Prinzip auf Boote anwenden und dafür eine Struktur mit Clubgeist und Stammkundschaft aufbauen.“ Doch obwohl in vielen Bereichen wie bei den Autos oder Velos nachweislich ein Trend zu Sharing- Modellen bestand, war die Ausgangslage bei den Booten nicht annähernd so günstig. Der Anfang sei schwierig gewesen, so Comi. „Viele Bootsfahrer wollten ihr eigenes Schiff und waren an meinem Service nicht interessiert. Also fing ich klein an, stellte zunächst ein Boot und dann zwei zur Verfügung. Nach und nach begriffen die Leute, dass es günstiger ist, sich ein gemietetes Boot zu teilen als selbst eines anzuschaffen.“
In vielen Schweizer Häfen zeigt sich das gleiche Bild: Neue Boote werden in den ersten drei bis fünf Jahren häufig genutzt, danach mehr und mehr vernachlässigt. Als Folge davon füllen sich die Liegeplätze allmählich mit verwahrlosten Schiffen. Wer die Zeit nicht aufbringen kann, mehr als ein- oder zweimal pro Woche rauszufahren, für den könnte sich ein Mietmodell lohnen. Um Unterhalt, periodische Prüfungen, Überwinterung, Versicherungen und andere Probleme braucht man sich beim Bootsharing nicht zu kümmern, „Die Mitglieder schliessen ein Saisonabo ab und können das Boot via App reservieren. Alles, was sie danach tun müssen, ist das Boot ab- und zuzudecken, der Rest wird ihnen abgenommen. Mehrkosten fallen ausser für Kraftstoff und Sonnencreme ebenfalls keine an“, sagt Marc Comi. Mit diesem Konzept trifft der Genfer definitiv den Nerv der Zeit. „Heute wollen sich die Leute ein Hobby leisten, ohne dafür allzu tief in die Tasche zu greifen. Besitz an sich ist nicht wichtig.“ Das steigende Interesse zeigt sich auch bei Marc Comis Flotte. 15 Jahre nach der Gründung seines Unternehmens besteht sie aus vier Baylinern VR sowie einem Stingray 225.
Vermieten ja, als Geschäftsmodell nein
Für einige Werften ist die Vermietung von Booten eine Nebentätigkeit, die den Verkauf von Booten unterstützen, aber keinesfalls ersetzen kann. Thomas Seger, Inhaber der Marina Rohn Erlach am Bielersee, sieht das genauso: „Wir erzielen mit der Vermietung ein paar Mehreinnahmen. Ausserdem ist sie ein gutes Mittel, um für die von uns vertriebenen Marken zu werben. Bei uns kann man zwei Boote für 360 bis 490 Franken pro Tag mieten, wir wollen dieses Segment aber nicht unbedingt ausbauen. Ähnlich äussert sich Cornelia Burckhardt, die Marketing- und Verkaufsleiterin der SNG Luzern: „Wir haben schon vor vielen Jahren mit der Vermietung von Booten begonnen, trotzdem macht sie nur den kleinsten Teil unserer Tätigkeiten aus. Der Markt ist zu unbeständig, da die Nachfrage stark vom Wetter abhängt. Wir vermieten fünf Motorboote, vor zehn Jahren waren es noch deutlich weniger. Dennoch glauben wir nicht, dass dieser Sektor weiter wächst.“
Unentschlossene sollten kurz nachrechnen: Für ein Boot, Kaufpreis exklusive und sofern es von Profis gewartet wird, muss man mit rund 1000 Franken pro Meter rechnen. Was sich mehr lohnt, mieten oder kaufen, ist mathematisch schnell ermittelt. Leidenschaft aber kann man nicht in Franken ausdrücken.