Als Felix Somm und Patrick Zaugg 2014 die Swiss Sailing League lancierten, wurden sie vielerorts belächelt. Drei Jahre später sind gegen 40 Schweizer Segelclubs in die Liga involviert, sie gilt als eine der grössten Innovationen im Schweizer Segelsport. Skippers hat mit den beiden Initianten gesprochen.
Als Patrick Zaugg vom Yachtclub Thun und Felix Somm vom Bodensee die Liga 2014 lancierten, stiessen sie nicht überall auf Zustimmung. Vielerorts war man sehr kritisch eingestellt.
Felix Somm (F.S.) Für mich war die Reaktion nicht überraschend. Es herrschte die Meinung, wenn etwas in Deutschland funktioniert, gilt dies für die Schweiz noch lange nicht. Widerstand gab es mehr von offizieller Seite. Wir machen es ja aber schliesslich für die Segler und bereits der erste Event in Thun im Pilotjahr 2015 hat bei ihnen ein starkes Echo ausgelöst.
Patrick Zaugg (P.Z.) Die positiven Erlebnisse wurden von den Seglern weitergetragen und es kam Support von Leuten, von denen man dies nicht erwartet hätte. Es ist nicht nur das Format, das gut ankommt. Quer durch alle Bootsklassen und durch Generationen lernen sich neue Leute kennen. Nach dem Pilotjahr wussten wir, dass wir das Projekt auf eine neue Stufe bringen mussten. Also haben wir den Verein gegründet.
„Die Liga ist eine Riesenchance, den Segelclubs sportlich neues Leben einzuhauchen“
Wird die Liga inzwischen auch von der Basis der Clubs besser mitgetragen?
F.S. Es gibt interessante Beispiele wie etwa die Seglervereinigung Kreuzlingen. Letztes Jahr war von offizieller Seite noch viel Gegenwind zu spüren. Die Jungs sind aber gut gesegelt, haben gewonnen und da fand im Club eine Kehrtwendung statt. Der Präsident war plötzlich bei den Acts dabei und fieberte mit. Mittlerweile hat der Club dem Team sogar eine J/70 gekauft.
P.Z. Wenn der Vorstand die Nähe zu den Seglern pflegt, dann ist es einfacher. Clubs, die sportlich wirklich aktiv sind, haben den Sprung schnell gemacht. Inzwischen haben die meisten Vereinsführungen gemerkt, dass die SSL eine Riesenchance ist, dem Club sportlich neues Leben einzuhauchen. Mit diesem Format bleiben junge Segler dem Verein nach Abschluss ihrer Jollenkarriere erhalten.
Warum schlagen sich die Schweizer in der Champions League so gut?
P.Z. Die drei Clubs, die in der Champions League erfolgreich sind, haben sich auch sehr gut darauf vorbereitet und die besten Leute geschickt. Hier dabei zu sein, ist ein grosses Ziel der Spitzenclubs.
F.S. Wir brauchen uns nicht zu verstecken, denn wir haben in der Schweiz tatsächlich viele gute Segler und die machen in der Liga mit, weil das Format attraktiv ist.
Man unterscheidet bei den teilnehmenden Clubs zwei Grundstrategien. Die einen setzen auf ein Kernteam mit den besten Leuten, andere versuchen mehrere gleichwertige Teams aufzubauen. Welche Methode verspricht mehr Erfolg?
F.S. Das ist eine Glaubensfrage. Wenn du schnell Erfolg haben willst und ein Spitzenteam hast, kann die erste Methode funktionieren. Allerdings bleibt ein Klumpenrisiko, wenn Teile der Mannschaft ausfallen. Ich denke schon, dass es sich lohnt, langfristig zu planen und die Teilnahme breit abzustützen.
P.Z. Wer sich für die Sailing Champions League qualifizieren will, braucht zwei Teams, die miteinander trainieren. Die Liga wird immer professioneller. Das sieht man auch daran, dass zunehmend Olympiateilnehmer und Regatteure mit WM-Titel dabei sind. Trotzdem ist es wichtig, dass junge Segler in die Teams integriert werden.
Letzten Oktober haben sich am Promotion Event in Kreuzlingen 15 Clubs um einen Startplatz in der Challenge League beworben. Ein Zeichen dass die Liga erweitert werden muss?
P.Z. Unser Ziel ist es, die Liga zu konsolidieren. Sie umfasst diese Saison zehn Events. Das ist finanziell und organisatorisch eine grosse Belastung. Mehr liegt im Moment nicht drin.
Damit wären wir beim Sponsoring. Mit der Mobiliar hat die SSL einen renommierten Hauptsponsor. Sind dadurch schon weitere Firmen aufgesprungen?
F.S. Ohne Sponsoring wäre die Liga in dieser Form nicht mehr machbar. Für diese Saison haben wir einen Sponsor dazugewonnen, der für jeden Event drei Schlauchboote zur Verfügung stellt. Das ist für die organisierenden Clubs eine grosse Entlastung. AWN betreibt das Tracking und unterstützt uns finanziell. Langfristig müssen wir aber weitere grosse Sponsoren finden, um die finanzielle Sicherheit der Liga zu garantieren.
Haben Live-Tracker, eine gute Medienpräsentation und laufende Ranglisten geholfen, den Bekanntheitsgrad zu steigern?
F.S. Jeder sportinteressierte Schweizer muss wissen, dass es die Segelliga gibt. Das muss uns gelingen, damit wir für Sponsoren interessant sind. Fotos und neu auch Videos auf der Homepage helfen, die Präsenz auf verschiedenen Kanälen zu erhöhen. Die Lokalpresse wird von den örtlichen Clubs am besten erreicht, wenn diese zusätzlich zu den Medienberichten noch eine persönliche Note bieten. Das ist Aufgabe der Clubs.
Der Vorstand arbeitet am Limit. Konnten inzwischen schon Aufgaben delegiert werden?
P.Z. Wir haben im Herbst die Statuten geändert. Neu übernimmt eine Geschäftsleitung die Finanzen und die Organisation der Anlässe. Der Vorstand kümmert sich um die Strategie und hat mehr Zeit für die Sponsorensuche, das heisst, er kann vermehrt Kontakte mit Leuten knüpfen, die gezielt ihr Netzwerk einbringen. Das hat zu weniger, aber nachhaltigen Sitzungen geführt.
F.S. Diese Saison werden die Boote nicht mehr durch uns gestellt, sondern durch die Firma VelaMente. Diese betreut auch eine Flotte der deutschen Bundesliga und macht jetzt ein Startup für die Schweiz. Wir haben nichts mehr mit dem Transport, der Bereitstellung und Zulassung der sechs Jachten zu tun. Das ist eine grosse Erleichterung.