Skippers

🏛 » Porträt: Ein Monnin bei den Kiwis

Porträt: Ein Monnin bei den Kiwis

von Quentin Mayerat

Photos © DR-Team New Zealand

Seit dem Rückzug von Alinghi sind nur noch wenige Schweizer in die Austragung des America’s Cups involviert. Einer davon ist Jean-Claude Monnin aus Immensee im Kanton Schwyz. Er steht als Software Engineer bei Team Emirates New Zealand unter Vertrag. Für Skippers berichtet er über seine Arbeit, den neuen AC50 und die Chancen seines Teams.

jean-claude monninDer Umgang mit Computern und das Programmieren haben den aus einer Seglerfamilie stammenden Jean-Claude Monnin seit seiner frühen Jugend fasziniert. Er hat deshalb schon in den Neunzigerjahren einen Segelsimulator entwickelt, der ihm damals im Team Alinghi zum Einstieg in den America’s Cup verhalf. Während er bei der Kampagne 2003 noch zum Segelteam gehörte, konzentrierte er sich bei der Austragung 2007 nur noch auf die Softwareentwicklung. Bei den Riesenkatamaranen 2010 ging es dann vor allem darum, eine Rennsoftware bereitzustellen, die die Layline optimal ausnutzte, um unnötige Wenden zu vermeiden.

Das ist natürlich alles Geschichte. Trotzdem, Monnins Arbeit muss so wertvoll gewesen sein, dass er 2012 mitten in der Kampagne von Team New Zealand angeheuert wurde. „Gegenüber dem letzten Cup hat sich die Arbeit aber stark verändert und die Kompetenzen der Teams haben sich verschoben“, erklärt er. „Bootsarchitektur, Strömungsberechnungen und Optimierung der Formen treten in den Hintergrund. Für diesen Cup sind nur noch bei den Foils Modifizierungen möglich. Dafür gibt es eher klassische Maschinenbauprojekte. Die Flügel der Ruderblätter und die Foils werden hydraulisch gesteuert und dazu braucht es Ansteuerungssysteme.“ Monnins Kernkompetenz, die Entwicklung der Rennsoftware-Werkzeuge zur Geschwindigkeitsvorhersage, bleibt aber weithin gefragt.

Hightech an Bord

Der Cup hat im technischen Bereich eine sehr interessante Emirates Team New Zealand sail their America's Cup Class race boat for the second day in Auckland New ZealandEntwicklung hinter sich. Auf dem Rennkatamaran gibt es drei getrennte Computersysteme: Eines kontrolliert die Flügel, das zweite stellt die optimale Einstellung der Foils sicher und das dritte steuert die normale Bordelektronik – jede Menge Arbeit für die Software-Ingenieure. Jean-Claude Monnin lebt mit seiner Familie in Deutschland und arbeitet meist von hier aus für die Kiwis. Alle paar Wochen fliegt er um die halbe Welt zu seinem Team. Das sei gut möglich, weil er zur Softwareentwicklung eh auf sich selbst gestellt sei.

Im Februar wurden die neuen Boote, die AC50, den Teams übergeben. Monnin glaubt nicht, dass Oracle im Vorfeld mehr als die anderen Teams über das neue Boot wusste. Wenn auch die Informationspolitik oft zu wünschen übriggelassen habe, das Reglement stehe seit über einem Jahr und sei so umfassend, dass alles klar geregelt sei. „Sehr viel Neues gibt es nicht auf diesen Booten, bereits bei den AC45 wurden die Foils im Laufe der AC World Series immer weiter modifiziert. Alle Teams waren mit Booten unterwegs, die eigentlich dieselben Fahreigenschaften wie die AC50 aufweisen. Grundsätzlich vollzieht sich der Wechsel vom Trainings- zum Regattaboot problemlos, der AC50 ist lediglich ein bisschen länger und breiter“, so Monnin.

Chancen intakt

Team Emirates New Zealand hat zwar einen etwas schwierigen Start zur neuen Kampagne hingelegt und war später als andere Teams auf dem Wasser, hat laut Monnin aber eine sehr produktive Zeit mit den Testbooten hinter sich. Nach Abschluss der America’s Cup World Series, bei denen von Juli 2015 bis November 2016 an acht Destinationen auf fast allen Kontinenten gesegelt wurde, landeten die Kiwis auf dem dritten Schlussrang. „Einige Teammitglieder waren schon etwas enttäuscht“, verrät Monnin, zeigt sich persönlich aber zuversichtlich: „Wir haben ein sehr junges Team, die Jungs haben gezeigt, dass sie viel drauf haben und bei einigen Regatten hat es auch schon ganz toll geklappt.“ Monnin glaubt, dass die Teams sehr eng beieinander liegen und eine Prognose sehr schwierig wird. „Man muss aber ganz klar sagen: Oracle ist der Massstab für alle Teams“, meint er. Im Gegensatz zu andern Austragungen des Cups wird Oracle auch schon beim Louis Vuitton Cup, an dem der Herausforderer bestimmt wird, mitsegeln.

Revier hat Potenzial

Monnin kennt das Revier auf den Bermudas, wo der Cup HH_ETNZausgetragen wird. Er ist dort in seiner Match-Race-Karriere auch schon gesegelt. „Die Insel ist zwar klein, verspricht aber durchaus Spektakel. Ich hoffe auf gutes Wetter. Vom Wind her ist hier alles möglich“, meint er. Es sei halt sehr wetterabhängig. Ende Mai geht es los und am 27. Juni steht der Gewinner des 35. America’s Cups fest. Und natürlich hoffen viele Schweizer, dass der Sieger diesmal nicht Oracle heisst, denn wer weiss, vielleicht würde Ernesto Bertarelli ja dann noch einmal eine Kampagne wagen und damit vielen Schweizern den Zugang zu einer der populärsten Regatten der Welt öffnen.

Dans la meme categorie