Skippers

🏛 » Rémi Duchemin, CEO von OC Sport

Rémi Duchemin, CEO von OC Sport

von Quentin Mayerat
Sie waren beim Start der Transat Jacques Vabre dabei. Wie ist es um die Hochseeszene bestellt?

Hochseeregatten sind zyklisch, sie erleben bessere und schlechtere Zeiten und nach der Vendée Globe herrscht meist Flaute. 26 der 44 der Boote am Start der TJV sind Class 40. Sie befinden sich offensichtlich im Aufschwung. Interessant ist auch, dass die Teams zwar sehr unterschiedlich sind, aber trotzdem immer professioneller werden. Allgemein betrachtet sind die Hochseeregatten immer noch eine sehr französische Angelegenheit und haben Mühe, sich zu internationalisieren. Mal sehen, was beim kürzlich erfolgten Zusammenschluss von IMOCA und OSM* für die internationale Vermarktung der IMOCA-Meisterschaft herausschaut. Wenn die Szene nachhaltig gesichert werden soll, führt nichts an einer ausgeglichenen Beteiligung von Franzosen und Seglern anderer Nationen vorbei. Es braucht aber auch Akteure, die in der Lage sind, einen Konsens zu finden, um die Agenden abzustimmen und den Vermarktungswert des Segelsports zu steigern. Ansonsten kann dieser unmöglich mit anderen, besser strukturierten Sportarten mithalten.

 

© Lloyd Images

Sie haben die Teilnahme eines chinesischen Teams am Volvo Ocean Race bekannt gegeben. Welche Rolle spielen Sie dabei?

OC Sport verwaltet die Kampagne des Teams Dongfeng von A bis Z, das heisst von der Rekrutierung bis zum Training. Es kümmert sich auch um die Logistik und die Kommunikation. Wir haben Bruno Dubois als Teamchef engagiert. Für unseren Sport ist es eine einmalige Chance, dass sich der chinesische Fahrzeughersteller zur Unterstützung seiner globalen Entwicklung für das Segeln entschieden hat. Zudem ist es eine willkommene Möglichkeit, den Segelsport in China zu fördern. Mein Geschäftspartner Mark Turner und ich haben uns vor mehreren Jahren das Ziel gesetzt, ein ehrgeiziges Sportprojekt auf die Beine zu stellen. OC Sport ist aus dem Zusammenschluss meiner Firma mit OC Group entstanden. Mark Turner hatte OC Group im Jahr 1997 zusammen mit Ellen McArthur für das Management ihrer sportlichen Projekte gegründet. Zehn Personen aus der damaligen Zeit, denen die Bereitschaft, sich ständig neuen Herausforderungen zu stellen, ins Blut übergangen ist, arbeiten noch immer für uns und gehen begeistert an das neue Abenteuer heran. Das Volvo Ocean Race ist nicht nur sportlich eine Herausforderung, sondern verschafft uns auch Zugang zu rund zehn internationalen Märkten.

 

Welche Rolle spielen Sie bei den MOD70?

Unsere Aufgabe hat sich in den letzten drei Jahren verändert. In den ersten zwei Jahren haben wir für Marco Simeoni, Stève Ravussin und Franck David die MOD European Tour aufgebaut, uns um den Empfang in den Gaststädten und die Organisation der Etappen gekümmert. 2013 wurde den Teams die Möglichkeit eingeräumt, an Multiklassen-Events wie der Transat Jacques Vabre oder der Route des Princes, die wir im vergangenen Juni ausgerichtet haben und die alle zwei Jahre stattfinden soll, teilzunehmen. Obwohl wir keine Geschäftsbeziehungen mehr mit der Klasse pflegen, verfolgen wir die Entwicklung der MOD70 doch mit grosser Aufmerksamkeit. Ihr nächster Grossanlass ist das für Mai 2014 angesetzte Krys Ocean Race, in das wir nicht eingebunden sind.

 

© Lloyd Images

Wie sehen Sie die Zukunft der Extreme Sailing Series?

Die Extreme Sailing Series haben sich bewährt, insbesondere seit ihrer Globalisierung im Jahr 2010. 2014 ist bereits ihr achtes Jahr mit acht bis zehn Teams, die sich an acht Acts auf vier verschiedenen Kontinenten aneinander messen. Die Regattatour ist eine gute Kombination aus legendären Städten und Wassersportarenen, die wie gemacht sind für das Erfolgskonzept der Extreme 40, das auch schon Nachahmer gefunden hat. Neben den bestehenden Teams wie Alinghi und Realteam erhalten wir viele Anfragen neuer Teams, die ebenfalls am Circuit teilnehmen möchten. Unser Hauptpartner Land Rover begleitet uns mindestens bis 2015 und die Berichterstattung nimmt fortlaufend zu. Sie hat mittlerweile einen Gesamtwert von 30 Millionen Euro erreicht. In drei bis fünf Jahren werden wir wahrscheinlich ein neues Boot vorschlagen, damit die Segler das Interesse nicht verlieren.

 

© zVg

Was hat Sie als Fachmann für Sportevents am AC Cup besonders beeindruckt?

Es muss zwischen zwei Dingen unterschieden werden. Der Louis Vuitton Cup war sehr enttäuschend, das anschliessende Duell zwischen den Amerikanern und den Kiwis hingegen an Spannung kaum zu überbieten. Der Aufwand, der für die audiovisuelle Produktion betrieben wurde, hat sich gelohnt, das Ergebnis war fantastisch. Er hat dazu geführt, dass sich auch seglerisch wenig bewandte Personen und solche, denen Match Racing eigentlich nicht zusagt, für die Regatten interessiert haben.

 

Aus welchem Grund haben Sie den Sitz Ihrer Firma in die Schweiz verlegt?

Dafür gibt es mehrere Gründe, allen voran persönliche. Ich hatte bereits vor OC Sport eine Firma in der Schweiz gegründet, denn ich wollte inmitten von Bergen wohnen und das Wallis hat mich schon immer fasziniert. Wir haben uns zunächst auf Outdoor- und Ausdauersportarten konzentriert. Danach haben wir uns Mark Turner angenähert und unsere beiden Einheiten zusammengelegt. Wir haben unsere operative Basis auf der Isle of Wight beibehalten und gleichzeitig unser Team in der Schweiz ausgebaut. Hier organisieren wir auch weitere Sportanlässe. Das Genferseebecken erfreut sich einer starken seglerischen Dynamik, davon zeugen beispielsweise die D35, die MOD70, die Schweizer Teams an den Extreme Sailing Series, die Anwesenheit von OSM in Lausanne und jetzt auch Team Tilt und Spindrift. Aus unserem Standort haben sich viele berufliche Chancen ergeben. Trotzdem haben wir aber in Paris und in Singapur Filialen eröffnet.

© Manu Molle

 

Welche anderen Events organisieren Sie?

Dieses Jahr hat OC Sport 22 Events in zwölf Ländern organisiert, einen Grossteil davon im Segel-, Lauf- und Fahrradsport. Segeln macht 70 Prozent unserer Tätigkeit aus. Neben den Extreme Sailing Series richten wir auch The Transat aus und betreiben zusammen mit Artemis eine Segelakademie in England. Ausserdem veranstalten wir drei Marathons: Nice-Cannes, den mit 13’000 Läufern zweitgrössten Marathon Frankreichs, Libreville in Gabun, der Anfang Dezember erstmals stattgefunden hat, und den Genève Marathon for Unicef, der nächstes Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feiert und dessen Teilnehmerzahl seit 2010, als wir ihn übernommen haben, von 3000 auf 10’000 gestiegen ist. Wir sind seit 2011 auch für die Haute Route von Genf nach Nizza zuständig. Es handelt sich um das erste Amateur-Etappenrennen über die legendärsten Pässe der Welt. Das Erlebnis der teilnehmenden Velofahrer kommt dem eines Profis sehr nahe. Dieses Jahr haben wir die Haute Route Pyrénées von Barcelona nach Anglet ins Leben gerufen und nächsten Sommer organisieren wir auch eine Haute Route „Dolomiten-Schweizer Alpen“, die von der Adria an den Genfersee führt. Die drei Velorennen finden innerhalb von nur drei Wochen statt. Velofahren gehört wie früher Golf in immer mehr Ländern zum guten Ton. In den letzten fünf Jahren haben zahlreiche Entscheidungsträger in London, New York oder Genf diesen Sport für sich entdeckt. OC Sport geniesst auch dort hohes Ansehen.

 

*das von Sir Keith Mills ins Leben gerufene Unternehmen Open Sport Management

Dans la meme categorie