Wie sind Sie im vergangenen Jahr auf die Idee gekommen, mit dem M1 Safram auf Europatour zu gehen?
Dafür gab es mehrere Gründe. Ich habe mich bereits bei der Lancierung der M2 dafür stark gemacht, dass unsere Flotte auch auf anderen Seen und danach auf dem Meer segelt. Ich fand es immer wichtig, Neues zu entdecken. Nach zehn Saisons bei den M2 lief ich Jean- Philippe Bucher über den Weg, der gerade dabei war, seinen Ventilo M1 zu entriggen. Er bot mir den Katamaran zum Kauf an. Nach kurzem Überlegen fragte ich ihn, ob er ihn mir auch vermiete. Allerdings gelte mein Angebot nur, wenn ich den Mast absägen und den M1 vom Genfersee in andere Reviere entführen dürfe.
Gleichzeitig hielt ich es als langjähriger Vizepräsident der Bol d’Or Mirabaud (BOM) für unumgänglich, dass auch im Ausland für unsere Regatta geworben wird. Der M1 als einer der Aushängeschilder des Genfersees bot sich als Werbeträger geradezu an. Dank unseres treuen Sponsors, dem Transportunternehmen Safram, konnten wir an Regatten in Ungarn und Italien teilnehmen und gleichzeitig für die Bol d’Or werben.
Nach dieser Charmeoffensive haben die ungarischen Veranstalter des Kekszalag – dem Blauen Band auf dem Plattensee – die BOM gebeten, ihnen beim Aufbau einer internationalen Tour zu helfen. Sie sollte aus den grossen Binnenseeklassikern bestehen und auch die Centomiglia auf dem Gardasee und die Rund Um auf dem Bodensee umfassen. Ein solcher Circuit schien mir aber verfrüht. Also sind wir übereingekommen, unsere Regatten für 2016 ein Stück weit aufeinander abzustimmen, um die Teilnahme für ausländische Teams zu vereinfachen.
Haben Sie Ihre Ziele erreicht?
Mehr als das! Wir haben mehrere Topplatzierungen erreicht, vor allem aber segeln wir unter Freunden und dieses Abenteuer ist irgendwo auch ein Vorwand, damit wir uns öfter sehen. Unsere beruflichen und familiären Verpflichtungen machen ein intensives Training nicht möglich. Wir kennen unsere Grenzen.
In Ungarn wurden wir herzlich empfangen, denn die Bol d’Or Mirabaud ist für die ungarischen Segler das Mass aller Dinge. Sie waren sogar stolz, dass Safram ihr Rennen gewonnen hat. In Italien haben wir uns mit dem Veranstalterclub der Centomiglia auf dem Gardasee angeregt über mögliche Verbesserungen unterhalten, mit denen wir die Teilnahme ausländischer Clubs fördern könnten. Das Unterfangen war schon 2012 mit den M2 kompliziert, mit unserem 35-Fuss-Katamaran entwickelte sich das Ganze zur Zirkusnummer, denn nirgends gab es genügend Platz. Trotzdem war die Erfahrung sowohl für die Veranstalter als auch für uns lehrreich. Ausserdem ist der Gardasee legendär.
„ Wir werden in Cowes und an der Tour de Belle-Ile für die Bol d’Or Mirabaud werben. “
Wie sieht der diesjährige Regattakalender des Safram aus?
Ich habe den M1 Safram inzwischen gekauft und das gesamte Team brennt darauf, mit ihm im Salzwasser zu segeln. Zunächst werden wir unser Glück aber an der Rund Um Bodensee versuchen, bevor wir für die Bol d’Or mit dem Lastwagen von Safram wieder zur SNG zurückkehren. Unser Ziel ist ein Sieg. Anschliessend wird der Katamaran nach Cowes auf der Isle of Wight transportiert. Dort starten wir Anfang Juli mit 1800 anderen Booten zum Round the Island Race im Solent, der für seine tückischen Strömungen berüchtigt ist. Mitte September steht dann die Tour de Belle Ile in der Bretagne an. Obwohl die Regatten auf dem Meer stattfinden, gleichen sie im Wesen unserem Genferseeklassiker.
Ist die BOM mit einem KMU vergleichbar?
Darauf läuft es angesichts der immer höheren Erwartungen zumindest hinaus. Die BOM kann zwar nur dank der vielen freiwilligen Helfer überleben, dennoch braucht es unbedingt eine ganzjährige Organisation, die Neues anstossen und vieles bewirken kann. Aus diesem Grund habe ich die Nachfolge von Michel Glaus auch nur unter der Bedingung angetreten, dass ich einen operativen Leiter auf Teilzeitbasis einstellen kann, der mich unterstützt und mir bei der Koordination der vielen Leistungserbringer rund um die BOM hilft. Eine Person reicht dafür nicht, egal wie passioniert und dynamisch sie ist. Ideal wäre, wenn der Club die BOM professionell und selbstfinanzierend wie eine Bootsmesse führen könnte.
Wie können Popularität, Prestige, Internationalisierung und eine hohe Teilnehmerzahl unter einen Hut gebracht werden?
Wir versuchen bei unserer Arbeit auf Kontinuität zu setzen, die Tradition zu wahren und gleichzeitig dem Zeitgeist Rechnung zu tragen. Ein Beispiel: Die elektrische Unterstützung ist nicht mehr einer Elite vorbehalten, sondern auch auf 30-Fuss-Booten anzutreffen, die immer häufiger mit kleinem Team segeln. Da wir diese Boote nicht ausschliessen wollen, lassen wir sie dieses Jahr zu. So steigern wir gleichzeitig die Popularität der BOM. In die gleiche Richtung gehen die Internationalisierung und die Starterlaubnis für Sportkatamarane, die nicht zuletzt wegen der Foils grossen Erfolg haben. Die BOM verdankt ihr Ansehen der Qualität der Segler und der Sponsoren. Damit das so bleibt, braucht es eine reibungslose Organisation. Nur so können wir alle Akteure zum Mitmachen bewegen. Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass 98 Prozent der Teams nicht den Sieg anstreben. Für sie ist Dabeisein alles. Die BOM war schon immer ein Volksanlass und ein grosses Segelfest. Sie ist für viele sogar die einzige Regatta, an der sie teilnehmen. Auch hier spielen der Empfang und die Betreuung der Segler eine entscheidende Rolle. Alles muss einfach und effizient ablaufen. An diesem Prinzip müssen wir festhalten. An der diesjährigen BOM soll übrigens eine Fussgängerbrücke* errichtet werden. Sie verbindet die SNG mit den Voiles de Genève Plage, vergrössert dadurch das Festgelände und ermöglicht den Zuschauern eine bessere Sicht auf die Ziellinie. Zu unseren Zielen gehört zudem die stärkere Einbindung der Öffentlichkeit. Es sollen nicht nur Segelkenner die BOM mitverfolgen, wir wollen auch Laien anlocken. Wir planen deshalb eine Partnerschaft mit der CGN (Anm. d. Red.: der Genferseeschifffahrt). Sie soll während der BOM mit ihren Dampfbooten auf dem Genfersee verkehren und so das Interesse der Ausflügler für die Regatta wecken.
Glauben Sie, dass der Teilnehmerschwund dieses Jahr gestoppt werden kann?
Er wurde schon letztes Jahr gestoppt. Es hatten 520 Boote gemeldet und an den Start gingen schliesslich 500. Bestimmt war das grosse Interesse von 2015 den guten Bedingungen im Vorjahr zu verdanken. Eine Regatta mit viel Wind sorgt für spektakuläre Bilder und positive Rückmeldungen. Wir hoffen deshalb auch dieses Jahr auf genügend Wind. Zudem haben wir sehr früh mit der Organisation begonnen, um das Interesse zu fördern. Ich bin von Natur aus zuversichtlich.
Crédits photo : © Loris von Siebenthal