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Russell Coutts: „Alingi wird schwer zu schlagen sein.“

von Quentin Mayerat

Brad Butterworth, laut Ihrem ehemaligen Taktiker und derzeitigen Alinghi-Skipper werden sich die Tempounterschiede zwischen den Booten am nächsten America’s Cup weiter verringern. Stimmen Sie dem zu?
Die neuen Vermessungsregeln sind restriktiver als die bisherigen Versionen. Sie lassen den Architekten kaum Handlungsspielraum bei der Wahl von Länge, Verdrängung und Segelfläche. Mit Ausnahme des Baumes und einiger minimer Formunterschiede werden sich die Yachten zumindest auf dem Papier leistungsmässig kaum unterscheiden.

Und doch wird es Unterschiede geben. Auch Einheitsklassenboote sind zu markanten Tempounterschieden fähig, es ist alles eine Frage des Segelgleichgewichts. Auch der Trimm und der Segelstil sind entscheidend.

Alles in allem dürften die Unterschiede ähnlich ausfallen wie 2003 beim Final des Louis Vuitton Cups und des America’s Cups.

In welchem Bereich ist Ihrer Meinung nach mit den grössten technologischen Neuerungen zu rechnen?
Bei den Segeln.

Werden wir die Class America zum letzten Mal segeln sehen? Würden Sie sich das wünschen?
Die Class America waren lange Zeit gute Boote. Jetzt ist es aber an der Zeit, neue Vermessungsregeln auszuarbeiten.

Welche Art Yacht könnten Sie sich als Nachfolgerin der Class America vorstellen?
Boote mit wenig Verdrängung. In diese Richtung tendiert der gesamte Segelsport. Es wäre nur sinnvoll, wenn der America’s Cup eine Vorreiterrolle übernehmen würde. Die Yachten können gross bleiben, aber die Besatzung müsste verkleinert werden. Damit würde das Segeln um eine menschliche Herausforderung reicher. Ausserdem könnten so auch Kosten eingespart werden!

Halten Sie es für möglich, dass eines der „Big Three“-Teams (Oracle BMW Racing, Emirates Team New Zealand, Luna Rossa) den Einzug in die Halbfinals des Louis Vuitton Cups nicht schafft?
Wohl kaum. Die „Big Three“ haben theoretisch ausreichend Mittel, um den anderen Challengern die besten Segler abspenstig zu machen. Zwei von ihnen werden ins Final kommen.

Budget, Talent oder Technik. Was wird den Ausschlag für den America’s Cup Sieg geben?
Am wichtigsten ist das menschliche Kapital des Teams. Es muss zwar genügend Geld für die Verpflichtung der richtigen Leute zur Verfügung stehen, trotzdem gewinnt nicht unbedingt das Team mit dem grössten Budget. Tatsache ist, dass seit 1983 nie mehr das Syndikat mit dem grössten Budget gesiegt hat. Viel Geld kann auch negative Effekte haben. Ich kann mir gut vorstellen, dass das eine oder andere grosse Team Geld in nutzlose Forschungen steckt. Vorsicht vor falschen Entscheidungen!

Ein leichtes Budgetdefizit kann ein Team dazu treiben, sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist. Mit Team New Zealand haben wir in den Jahren 1995 und 2000 mehr erreicht als andere – und das mit weniger Geld!

Welcher „kleine Challenger“ könnte es nach Ihrem Ermessen in die Halbfinals schaffen?
Desafío Español, Mascalzone Latino-Capitalia Team, vielleicht auch Victory Challenge.

Wie schätzen Sie die Class America der Version 5 ein? Hat die Regeländerung der Regatta etwas gebracht?
Seit der Regeländerung bin ich noch auf keiner Class America gesegelt. Ich glaube allerdings nicht, dass es zwischen den alten und den neuen Regeln grosse Unterschiede gibt.

Was halten Sie von den Louis Vuitton Acts?
Die meisten im Cup involvierten Leute haben schon immer davon geträumt, zwischen den Zyklen mehr Rennen zu segeln. Vor 2000 hat Emirates Team New Zealand versucht, mehrere Regatten zu organisieren. Wir besassen jedoch weder die nötigen finanziellen Mittel noch konnten wir auf die Unterstützung der Challenger zählen, um das Projekt umzusetzen. Diesmal wurden die entsprechenden Bestimmungen im ersten Dokument des Protokolls verankert. Sie erlauben es ACM Rennen zu organisieren, die heute unter dem Begriff Acts zusammengefasst sind. Dadurch kann der Defender gegen die Challenger segeln. Anfangs befürchteten die Challenger, dass der Defender einen grösseren sportlichen Nutzen aus den Acts ziehen würde als sie selbst. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass alle von diesen Zwischenregatten profitieren. Durch die verstärkte Medienpräsenz erhöhen die Acts den Wert der Konkurrenten für die Sponsoren. Und die Segler haben die Chance, sich regelmässig an ihren Gegnern zu messen.

Inwieweit werden die Windverhältnisse in Valencia das Yachtdesign beeinflussen?
Ich bin nicht viel in Valencia gesegelt, die Windspanne scheint im Sommer in Valencia aber ziemlich klein zu sein. Ich glaube nicht, dass sie den Designern schlaflose Nächte bereiten wird. Das Regattarevier hat mehr Gemeinsamkeiten mit San Diego als mit Auckland.

Wo liegen die Stärken und wo die Schwächen der „Big Four“?
Sie sind alle stark. Ihre Schwächen möchte ich lieber nicht nennen.

Wie stehen die Chancen von Alinghi?
Für mich ist Alinghi der Favorit. Der Defender hat über 50% Chancen zu gewinnen. Ein Grossteil der Beobachter teilt diese Meinung. Die Schwächen von 2003 wurden im Jahr 2004 mit der Verpflichtung von neuen Teammitgliedern korrigiert. Alinghi wird schwer zu schlagen sein. Alle Bordmitglieder haben enorm viel Erfahrung. Die meisten sind bereits einmal einen America’s Cup Final gesegelt. Einige waren Challenger und Defender. Sie wissen also, was sie erwartet. Doch egal, wer schliesslich die Rolle des Challenger übernehmen wird, auch er wird sehr gut sein. Die ersten Matches sind bestimmt entscheidend!

Ende des letzten Jahren ging das hartnäckige Gerücht um, Sie würden beim Match am Steuer von Alinghi stehen. Was antworten Sie darauf?
Meine Antwort ist ein guter Rat: Glauben Sie diesem Gerücht nicht! Seit meinem Ausschluss aus dem Cup konzentriere ich mich auf andere Projekte. Ich kann mir sowieso nicht vorstellen, dass ich den Teams – egal welchem – im jetzigen Stadium noch etwas bringen könnte. Die wichtigen Entscheidungen sind schon fast alle getroffen. Bei meinen früheren Kampagnen hatte ich viel Einfluss auf die Entscheidungen. Ein anderer Steuermann wird diese 32. Ausgabe gewinnen, daran gibt es nichts mehr zu rütteln. Erst, wenn der Sieger feststeht und der Austragungsort des nächsten Cups bekannt ist, werde ich eine Entscheidung für meine persönliche Zukunft treffen.

Wie entwickelt sich die RC 44, Ihre neue Einheitsklasse weiter?
Boot 10, 11 und 12 wurden in Budapest gebaut. Die Lizenzwerft in Dubai hat die Formen fertiggestellt und im vergangenen März ihr erstes Schiff vom Stapel gelassen. Am Barcelona Race erhielt die RC 44 einen Award. Sie wurde unter 1800 Booten für das innovativste Design ausgezeichnet. Der Sitz der Klasse befindet sich in Genf. Julien di Biase hat eine Riesenarbeit geleistet, um alles bereit zu machen. Für 2007 haben wir acht Regatten geplant. Die Boote können problemlos von einem Austragungsort zum anderen transportiert werden. Sie vermitteln ein herrliches Segelgefühl und das Regattaniveau ist hoch. Es macht mir wirklich eine Menge Spass !

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