Mit zwei revolutionären Segelschiffen vertritt das Hydros-Team die Schweiz an der Weltmeisterschaft der Katamarane der C-Klasse vom 22. bis 28. September in Falmouth (UK). Der auch «kleiner America’s Cup» genannte Wettbewerb ist zwar der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt, gilt aber als eigentliche technologische Werkstatt des echten America’s Cup und zieht deshalb etliche der grossen Namen des internationalen Segelsports an. Die versierte Hydros-Mannschaft, bestehend aus Jérémie Lagarrigue, Billy Besson, Mischa Heemskerk und Bastiaan Tentij, gilt als Favorit für den Titel. Wegen Nebel und zu schwachem Wind konnte der Wettbewerb gestern Sonntag allerdings nicht wie geplant gestartet werden.
Seit fast zwei Jahren bereiten sich die vier Segler und die Ingenieure des Hydros-Teams für die diesjährige Weltmeisterschaft der C-Klasse vor. Der Wettkampf steht seit seinen Anfängen 1961 im Zeichen der Grundlagenforschung und der beinahe grenzenlosen technologischen Weiterentwicklung. Die Katamarane mit Flügelmasten und zwei Pinnen dürfen nicht mehr als 7,62 auf 4,20 Meter messen und inspirieren Ingenieure aus aller Welt zu Innovationen. Die Konkurrenz ist sowohl aus technologischer als auch aus sportlicher Perspektive gross: Die Teilnehmer haben beeindruckende Leistungsausweise. Neben dem Gewinner des Volvo Ocean Race, Franck Cammas, nimmt auch der kanadische Titelverteidiger Fred Eaton teil. Nichtsdestotrotz ist das Ziel der Schweizer Mannschaft klar: Die Regatta gewinnen und das Schweizer Segel-Know-how und Kampfgeist unter Beweis stellen.
Bei seiner ersten Teilnahme gilt das Hydros-Team denn auch bereits als einer der Favoriten und die Boote halten, was sie versprechen: Während der letzten Trainingseinheiten erzielten sie eine Geschwindigkeit von 26 Knoten (ungefähr 48 Kilometer pro Stunde) bei einer Windgeschwindigkeit von nur acht Knoten. Die Boote segelten also dreimal schneller als der Wind. Zum Vergleich: Der AC72 des America’s Cup ist doppelt so schnell wie die Windgeschwindigkeit. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 34 Knoten (63 Kilometer pro Stunde) brach Hydros sogar den bestehenden Geschwindigkeitsrekord aus der Bucht von Falmouth.
«Als Projektleiter und als Segler auf einem der Boote bin ich sehr stolz, bald zeigen zu können, was wir sowohl technisch als auch sportlich zu bieten haben», sagt Jérémie Lagarrigue. «Den Pokal in die Schweiz zu holen, wäre eine wunderbare Belohnung für das Team, das sich seit fast zwei Jahren dem Projekt Hydros widmet.»
Die vier Spitzensegler sind Anfang August noch vor ihren Konkurrenten in Falmouth eingetroffen. Sie konnten vor Ort trainieren, die Leistung der Boote in der Wettkampfumgebung testen und letzte Anpassungen vornehmen. «Wir werden unsere Gegner erst beim Start wirklich kennenlernen und die Boote vergleichen können», sagt Steuermann Billy Besson. «Wir sind zuversichtlich. Unsere Mannschaften konnten bei idealen Verhältnissen auf dem Wasser trainieren», ergänzt Mischa Heemskerk, Steuermann auf dem zweiten C-Klasse-Boot des Hydros-Teams.
Die beiden Hydros-Katamarane werden von der Privatbank Lombard Odier gesponsert und wurden vom Hydros-Design-Team in Zusammenarbeit mit Hervé Devaux Structures (HDS), Van Peteghem Lauriot Prévost (VPLP) und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) entworfen. Für den Bau in der Werft Décision in Ecublens wurde die völlig neue Thin Ply Technology (TPT) angewendet, eine Schweizer Komposit-Material-Entwicklung, die gleichermassen steif, robust und leicht ist. Soviel komplexe Technik gilt es zu meistern: «Wir haben mit einer leistungsorientierten Mannschaft an allen technischen Aspekten der Boote und der Regatta gearbeitet. Wir sind mittlerweile im Stande, beeindruckende Geschwindigkeiten zu segeln. Das extrem leichte Material und die moderne Bauweise machen die Hydros-Katamarane für mich zu den aussergewöhnlichsten Booten, die ich je segeln durfte», so Skipper Bastiaan Tentij.
Elf Mannschaften aus sieben Nationen nehmen vom 22. bis zum 28. September an der Regatta in der Bucht von Falmouth (UK) teil.