Fotos : Quentin Mayerat
Nächstes Jahr feiert die berühmte französische Segelschule Les Glénans ihren 70. Geburtstag. Sie hat seit ihrer Gründungfast eine halbe Million Schüler ausgebildet und beschäftigt heute über 1000 Lehrer. 80 Prozent davon arbeiten ehrenamtlich.
Getreu dem Motto „Segeln für alle“ ist der Verein Les Glénans auch bei den Schweizern, die den Sprung vom See ins grosse Bad wagen möchten, eine beliebte Anlaufstelle. Er bietet ein komplettes Ausbildungsprogramm an, das von der Grundausbildung bis zu Berufsabschlüssen reicht. Ich habe die Gelegenheit genutzt und ein Winterpraktikum in Paimpol absolviert. So viel zum Voraus: Man muss ganz schön tough sein für ein solches Experiment.
Ausbildung im Schnellverfahren

Sicherheit über alles
Egal, wie schwierig die Bedingungen auch sind, die Sicherheit steht immer an oberster Stelle. Diese überlebenswichtige Regel wird uns regelrecht eingetrichtert. Sie sei das A und O des Ausbildungskonzepts, erklärt Thibault Lecompte, der Chef der Basis von Paimpol. „Bei uns ist die Sicherheit in allen Bereichen zentral, beim Leben an Bord, der Verwendung des Materials, der Umwelt, dem frühzeitigen Reagieren auf Wetterumschwünge und bei den Manövern. Wir sorgen dafür, dass sich alle daran halten, denn nur ein lebender Segler ist auch ein guter Segler.“
Im Land der Rumpföffner


Der „Glénans-Geist“
Gibt es ihn wirklich, den vielbesagten Glénans-Geist? Die Erfahrungen in der Schule lassen sich auf jeden Fall nicht nur auf das Segeln reduzieren. Die Stimmung in der Basis, die Kameradschaft und die jedes Jahr wiederkehrenden Praktikanten sorgen für ein spezielles, nur schwer zu fassendes Erlebnis. Gegründet wurde Les Glénans 1947, kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs, mit dem Ziel, die früheren Widerstandskämpfer und Deportierten bei ihrer Rückkehr ins Zivilleben zu begleiten. Segeln war damals nur eine von mehreren Tätigkeiten, entwickelte sich aber schon bald zur Hauptaktivität des Vereins. 70 Jahre später ist Les Glénans die führende Segelschule Europas, hat mehrere Hunderttausend Schüler ausgebildet und erzielt einen Umsatz von 10 Millionen Euro pro Jahr. Trotz des rasanten Wachstums ist die Struktur ihren ursprünglichen Grundsätzen treu geblieben. Noch immer wird die Segelschule als Verband mit sozialem Zweck geführt, wo man auch lernt zu teilen und zusammenzuleben. „80 Prozent unserer Lehrer arbeiten unentgeltlich“, sagt Thibault Lecomte, der Chef der Basis in Paimpol. „In der Regel tritt man als Praktikant in Les Glénans ein und gibt später als Ehrenamtlicher etwas an die Schule zurück. Gleichzeitig klettert man so die Stufen hoch. Manche lassen sich zum Lehrer ausbilden oder sind in noch höheren Funktionen tätig.“ Lecomte hat einst sein Biologiestudium geschmissen, um sich voll und ganz den Glénans zu widmen. Er hat dort eine Ausbildung absolviert, einen Abschluss gemacht und übt heute einen Beruf mit direktem Bezug zum Meer aus, der ihn glücklich macht.