Wenn zwei erfahrene Segler, die zusammen sechs America’s-Cup- Kampagnen und fast 40 Saisons auf D35 und GC32 absolviert haben, einen neuen Foiler entwickeln, sind die Erwartungen hoch. Tatsächlich verspricht der von Yves Detrey und Nils Frei vom Team Alinghi eingewasserte Syra 18’ Grosses. Die beiden haben ihre ganze Erfahrung in das schnelle, erschwingliche und unorthodoxe Boot gesteckt.
«Achtung, es handelt sich weder um einen Einrümpfer, noch um einen Mehrrümpfer, sondern um eine Kreuzung», warnt Yves Detrey, bevor er uns das unkonventionelle Boot zeigt. Von vorne überrascht der Syra mit einem scharfen, negativen und aerodynamischen Steven sowie einem äussert flachen Rumpf. Hinten verlängern wie bei einem Katamaran zwei Teilrümpfe den Foiler. Daran sind zwei Ruder befestigt, die mit beweglichen Tragflächen ausgestattet sind. Das zentrale T-Foil, das um bis zu 45 Grad zur Seite ausgeschwenkt werden kann, erhöht das aufrichtende Moment, sorgt für weniger Kursversatz und am Wind für mehr Speed. «Wir haben das Prinzip den Foiler-Moths und den Foilerkites abgeschaut. Sie entwickeln bei Lage eine enorme Kraft. Mit unserem System ist der Einsatzbereich deutlich breiter», erklärt Nils Frei.
Das ausgeklügelte System bringt noch viel mehr Vorteile mit sich. Seine drei Auflagepunkte machen den Syra sehr stabil. Da der Rumpf im Lee beim Halsen nicht ins Wasser tauchen muss, büsst das Boot bei den Manövern keine Geschwindigkeit ein. Gleichzeitig wird es sicherer, da die Zweihandsegler nicht Gefahr laufen, von den Foils getroffen zu werden, denn diese befinden sich ja im Wasser.
Das Beste aus Regattabooten «Wir wollten ein leistungsstarkes Boot, das nicht nur von Topseglern gesteuert werden kann, technisch also nicht allzu anspruchsvoll ist», erklärt Yves Detrey. Die beiden Schweizer liessen ihr gesamtes Know-how aus abertausenden Stunden auf dem Wasser in den Syra fliessen. So wurde der Grossschottraveller zum Beispiel nach vorne versetzt, um den Steuermann bei der Übergabe des Sticks nicht zu behindern. Die Doppelruderkonfiguration wiederum sorgt für zusätzliche Stabilität, und da die Flügel über dem Ruderblatt liegen, wird die Gefahr von Verletzungen beim Sturz ins Wasser erheblich verringert. Weiterer Vorteil: Bei den Wenden kann der Vorschoter um den Mast herumgehen, um das Gewicht an Bord besser zu verteilen. Er muss also nicht das Trapez aushängen. Auch das trägt zur Sicherheit bei. Besonders praktisch sind zudem die austauschbaren Tips der Foils. Dadurch lassen sich die Grösse und die Form der Foils den Bedingungen anpassen und bei Schäden besser ersetzen. Was das Rigg angeht so wird das 130 Kilo leichte Carbonboot mit einem 18,5-Quadratmeter-Grosssegel und einem 10 Quadratmeter grossen selbstwendenden Roll-Code 0 ausgestattet. Damit hebt es bereits ab 6 bis 7 Knoten Wind ab.
Bevor die Rakete über unsere Seen rauscht, braucht es aber noch ein bisschen Geduld. Die beiden Alinghi-Teammitglieder wollen ihren Prototyp zunächst komplett sicher machen, bevor sie die Produktion starten. Bestenfalls wird das Anfang nächstes Jahr sein. Dass sie bereits damit liebäugeln, eine Serie zu lancieren, geben die beiden Enthusiasten offen zu. Wenn das Boot die Erwartungen erfüllt und so stabil, sicher und schnell ist wie angekündigt, sollte das klappen. syra-foilers.com