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Tipps von North Sails – Einheitssegel mit dem kleinen Unterschied

von Quentin Mayerat

Segel für Boote von Einheitsklassen unterliegen strengen Vorgaben, was aber nicht heisst, dass sie sich nicht weiterentwickeln. Segelmachereien arbeiten unermüdlich an Verbesserungen, damit die Boote schneller werden und der Konkurrenz das entscheidende Etwas voraus haben. Kilian Wagen, der als Segeldesigner bei North Sails Suisse arbeitet, erklärt, worauf es bei One-Design-Segeln ankommt.

Text: Quentin Mayerat

«One-Design-Klassen umfassen sehr viele Einheiten, das macht sie für uns zu etwas Besonderem. Ein Segel für die esse850, die Surprise, die Grand Surprise oder die J70 wird nicht für einen einzelnen Kunden entworfen, sondern für eine ganze Armada. Wir müssen also Kompromisse finden, um die Segel vielseitig und leistungsfähig zu machen. Sie müssen sich für möglichst viele
Seglerinnen und Segler eignen, unabhängig von ihrem Niveau. Es geht darum, für die verschiedenen Windbedingungen eine minimale Anzahl Segel anzubieten, die aber leistungsstärker sind als die der Konkurrenz.

Wenn wir zum Beispiel ein Segel für eine Surprise-Jacht zeichnen, versuchen wir es so zu gestalten, dass es auf alle Surprise-Jachten passt. Dabei müssen wir berücksichtigen, dass nicht alle mit den gleichen Ambitionen, dem gleichen Mast oder dem gleichen Deckslayout antreten, da die Boote nicht alle im gleichen Jahr gebaut wurden. Unser Anspruch besteht daher darin, ein unkompliziertes, schnelles und einfach zu trimmendes Modell zu entwerfen, mit dem sich die Crew auf die Manöver, die Taktik oder Ähnliches konzentrieren kann.

Wenn sich die Klassenregeln ändern – wie bei der Surprise, die neue Materialien für die Genua zugelassen hat –, begleiten wir diese Entwicklungen, indem wir zum Beispiel 3Di anbieten. Generell versuchen wir, ein paar Gramm einzusparen, ohne dass die Gewichtseinsparung Auswirkungen auf die Dehnung oder die Verformung des Segels hat.

Obwohl die Abmessungen der Segel von den Klassen vorgegeben sind, haben wir beim Segelbauch ein wenig Spielraum. Wir versuchen, bei der Rundung des Vorlieks oder der Schichtung der Bahnen etwas mehr herauszuholen. Der Riggtrimm entwickelt sich im Lauf der Jahre und mit der Erfahrung der Segler weiter und wir müssen unsere Designs entsprechend anpassen. Mit unseren Segeln sollen die Regatteure den entscheidenden Zehntelknoten schneller sein und beim Kurs ein Grad höher segeln können, um vor den anderen ins Ziel zu kommen.

Nicht zuletzt müssen wir die Segelform den speziellen Bedingungen auf unseren Seen anpassen. Eine Genua fürs Mittelmeer unterscheidet sich von einem Modell für unsere Binnenseen. Je nachdem, ob man bei durchschnittlich 20 Knoten oder 5 Knoten Wind segelt, braucht es ein anderes Segeldesign.»

Kilian Wagen
Der Profisegler gehört zur jüngsten Generation bei North Sails Suisse. Bevor er sich vom erfahrenen Patrick Mazuay, der bereits an mehreren America’s-Cup-Kampagnen beteiligt war, zum Segeldesigner ausbilden liess, lernte er die Grundlagen seines Fachs in der Werkstatt. Der 28-Jährige konnte in seiner sportlichen Karriere schon viele Erfolge verbuchen. 2022 wurde er Weltmeister bei den J70, 2024 holte er an der WM der RC44 Bronze und an den Schweizermeisterschaen der 470er, Surprise und J70 konnte er bereits sieben Titel feiern. Zusammen mit Grégoire Siegwart absolvierte er zudem eine brillante Olympiakampagne.

©Quentin Mayerat

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