Alan Roura hat uns nach Lorient eingeladen, um uns sein neues Boot zu zeigen. Wir konnten zusammen mit dem Weltumsegler ein Training auf dem Wasser absolvieren und ihm dabei zuschauen, wie er sich auf die härteste Einhandregatta der Welt vorbereitet. Alan Roura ebnet sich Schritt für Schritt seinen Weg zur Vendée Globe 2020, wo er mit seinem Foiler Grosses vorhat. Momentan bestreitet er gerade die Route du Rhum, die bei Redaktionsschluss noch im Gang war.

Um zu sehen, wie der 25-Jährige die Sache anpackt und die Schwierigkeiten der Solo- Weltumseglung zu meistern gedenkt, sind wir mit ihm an Bord seiner IMOCA-Foilerjacht La Fabrique gegangen. Beim Training konnten wir uns ein Bild darüber machen, wie er sich auf seine zweite Teilnahme an der härtesten Regatta der Welt, dem „Everest der Meere“, vorbereitet. An der ersten war er noch mit der schwierigen Super Bigou von Bernard Stamm unterwegs gewesen. Für die kommende Ausgabe konnte er seinen Sponsor überzeugen, in eine Finot-Conq aus dem Jahr 2007 zu investieren. Sie hatte einst Armel Le Cléac’h und danach Bertrand de Broc gehört. Diesen Sommer wurde die Jacht mit Foils ausgestattet. Alan muss an Bord alles neu lernen: die Winkel, die Crossover, die Zielgeschwindigkeit und das Steuern der Foils.
Alan Roura als Firmenchef

Kräftezehrende Herkulesarbeit

Unter dem aufmerksamen Blick von Tanguy
Le Glatin wird Alan Roura die Manöver so oft einhand ausführen, wie es sein Coach für nötig erachtet. „Wir wiederholen die Vorgehen immer und immer wieder und verbessern sie fortlaufend“, bestätigt er. „Um in fünf Minuten zu halsen, segle ich mit Autopilot, fahre das Luvfoil aus und das Leefoil ein. Dann zentriere ich den Mast und bereite abhängig von den Segeln die Schoten vor. Bei einem Gennaker halte ich mich bereit, ihn falls nötig teilweise einzurollen. Anschliessend zentriere ich den Kiel und lockere die Backstagen vollständig. Ich stelle den Autopiloten so ein, dass er das Boot 180° zum Wind positioniert und fahre im Schmetterling. Jetzt muss ich nur noch anluven und gleichzeitig halsen.“ Auf der Weltumsegelung muss er zusätzlich rund eine Tonne Ballast trimmen, um das Manöver abzuschliessen. Den Kurs wechselt man definitiv nicht so einfach wie ein Hemd!
Neuartige Foils
Der erst 25-jährige Segler arbeitet sich in der Hochseeszene kontinuierlich nach oben. Mit seiner gewissenhaften Vorbereitung und dem neuen Boot will er es auf die Siegesstrasse schaffen. Wie viel schneller ihn die Foils machen, ist noch nicht klar. Alan Roura aber gibt sich zuversichtlich. Er ist noch immer überzeugt von seinen eher unkonventionellen Entscheidungen, durch die sich La Fabrique deutlich von den anderen Foilern abhebt. „Damit wollen wir auf allen Kursen, auch am Wind, schneller werden“, erklärt er. Finot-Conq entwarf G-förmige Foils mit gekrümmten Shafts (der Teil, der durch das Deck austritt) und horizontalen Tips (der Teil, der für den Auftrieb sorgt). Ganz anders also als die meisten anderen Foiler, die über vertikale Tips verfügen. Laut Alan sorgt dieses Design im Vergleich zu L-Foils für einen deutlichen Tempogewinn am Wind: „Meine Foils verhalten sich praktisch wie die Schwerter einer IMOCA der alten Generation, während die L-Foils Wasser ziehen.“ Zielstrebig und unerschrocken ist es Alan Roura gelungen, in die erste Liga aufzusteigen. Jetzt gilt es die Chance zu nutzen und zu zeigen, ob er es bis nach ganz oben schafft.