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Verrückt nach Luthi !

von Quentin Mayerat

Sieger in der Kategorie Holzboote: die von Jérôme Laederach gesteuerte Luthi 33 Phylandouce © Jean-Guy Python

Für Jérôme Laederach war es eine Ehre, mit der allerersten Luthi 33 am Jubiläumsanlass teilzunehmen. Das wunderschöne Holzboot habe ihn vom ersten Moment an fasziniert. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt er und erzählt: „Das Boot wurde 1972 als erstes einer Serie von sieben Luthi 33 gebaut. Ich segelte damals auf einer Surprise, hatte mich aber in zwei Boote in Port-Choiseul verguckt. Auch meine heutige Luthi gehörte dazu. Eines Abends vernahm ich, dass ihr Eigner Claude David, Etiennes Vater, sie verkaufen und an ihrer Stelle ein hochseetaugliches Boot erwerben wollte. Ich konnte nicht widerstehen und kaufte sie ihm ab.“

Rund 30 Luthi nahmen an der Jubiläumsregatta teil. Start der Kategorie Kompositboote, v.l.n.r.: Vulcano, eine Luthi 990; Maki, eine Luthi 870; Wicked Awesome, eine Luthi 990; Ulysse 2, eine Luthi 29; Yasmine; eine Luthi 990 und Aza, eine Luthi 870 © Jean-Guy Python

Wie erklärt er sich diese Faszination für Luthi-Boote? „Mir haben es ihr Design, ihr Material und ihr edles Aussehen angetan“, antwortet Lae-derach. „Ich lege viel Wert darauf, das Boot in seinem Originalzustand zu erhalten. Seit 1998, als ich es gekauft habe, ist es 520 Mal ausgelaufen und hat bestimmt über 50 Personen an Bord gehabt. Nicht eingerechnet sind mehrere hundert Personen, die vorher damit gesegelt sind. Die Holzjacht hat eine lange Geschichte. Holz altert und bevor das Boot vom Stapel ging, wurden etliche Stunden für den Entwurf und die Konstruktion aufgewendet. Die Luthi hiess zunächst Astrolab, ich habe aber nur ihren zweiten Namen Phylandouce behalten. Ich liebe dieses Boot.“ Wie viele Eigner von Luthi-Booten lässt auch Jérôme Laederach nichts auf seine Jacht kommen.

Die F10 von Olivier Luthi, 3. bei den Kompositbooten © Jean-Guy Python

Die Luthi-Saga hat die Segelgeschichte auf dem Genfersee seit 1964 mitgeprägt. Einige der schönsten Einrümpfer sind in der Werft von Crans entstanden. So auch die Flying Forty, die erste Realisation von Vater Luthi, die von 1965 bis 1982 gebaut wurde. Parallel dazu hat die Werft 38 Einheiten der Black Bird produziert. Auf die glorreichen Jahre des Toucan folgten die Cruiser mit der Luthi 28, 29 und 33. Die meisten stammten aus der Feder von René Luthi. In den frühen 1990er-Jahren folgte die von Lang entworfene Generation der 8,70er und 9,50er. Nach vielen Jahren der Zusammenarbeit mit dem Konstrukteur Sébastien Schmidt wandte sich Olivier Luthi für die Konzeption seiner neuen F10 an Michel Desjoyeaux und sein Büro Mer Forte. Gemeinsam feilten sie an der Grundidee, ein Segelboot mit möglichst wenigen Konzessionen für reine Binnenseeregatteure zu bauen. Es sollte ein würdiger Nachfolger der Toucan werden und in seiner Kategorie in Bezug auf die Leistung neue Massstäbe setzen. Die erste F10 wurde 2012 ausgeliefert.

Die Erfolgsgeschichte geht weiter

Olivier Luthis Antwort auf die Frage nach dem Grund für die Popularität der Boote fällt ungewohnt bescheiden aus: „Ich weiss nicht, ob man von Popularität sprechen kann. Ich habe einfach gute Kunden, die gut segeln. Dass die Boote legendär sind, liegt in erster Linie daran, dass sie speziell für den Genfersee entwickelt wurden. Ich gehe davon aus, dass wir bei den Kunden deshalb so beliebt sind, weil sie sich vom Design angesprochen fühlen. Eine Rolle spielt auch der Wunsch, Regatten zu gewinnen. Was sie an einer Luthi interessiert, sind der Look und die Geschwindigkeit. Bei uns finden sie eine gute Mischung von beidem und erhalten darüber hinaus ein Boot, das für den Genfersee gemacht ist.“

Hektischer Kampf an der Boje zwischen Aza, einer Luthi 870, Ventcoulis, einer Luthi 33 Cruiser, und Ulysse 2, einer Luthi 29 (v.l.n.r.) © Jean-Guy Python

Der jüngste Spross der Serie, die F10, ist ein voller Erfolg. Yves Tournier ist von seiner Triumvirat hochbegeistert: „In dem Moment, in dem ich sie zusammen mit meinen beiden Miteignern gesehen habe, war es um mich geschehen. Besonders gefallen haben uns das Design, das einfache Handling und der aussergewöhnlich leichte Bau. Sie lässt sich fast wie eine Jolle segeln und ist dabei nicht nur sehr sicher, sondern auch kursstabil. Ausserdem ist sie schön und es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Schönheit und Schnelligkeit. Sie beschleunigt fast wie ein Katamaran.“

So viele Luthis treffen selten aufeinander. Im Bild (v.l.n.r.): eine Luthi 850, Moony, eine Luthi 33, Les enfants d’abord, eine Luthi 28, Chrisydel, eine Luthi 10-50, Tadorne, eine Flying Forty, und Sans Souci, eine Luthi Transat, alle aus der Kategorie Holzboote © Jean-Guy Python

Zur Jubiläumsregatta vor dem Club nautique de Crans meldete sich ein leichter Séchard von 5 bis 10 Knoten zur Stelle. Bei den Holzbooten wurde sie von Jérôme Laederach auf Phylandouce gewonnen, bei den Kompositbooten siegte Yves Tournier auf seiner F10 Triumvirat.

Am Rande der Regatta blickte Olivier Luthi auf die Werftgeschichte zurück: „Ich glaube, wir haben vom Fischerboot bis zur F10 rund 400 Boote gebaut und in der Deutschschweiz sogar Boote aus formverleimtem Holz mit klassisch beplankten Rümpfen sowie solche aus Naturholz mit Längsbeplankung konstruiert. Unsere Realisationen waren abhängig von den Jahren und Konstrukteuren. Auch in Neuenburg war ich tätig. Dort hatte ich eine gute Kundschaft.“ Der Erfolg der Werft hat Bestand und auch heute noch sind die Auftragsbücher voll: „Für eine Werft mit acht bis zehn Angestellten habe ich viel Arbeit. Im Juli wurden drei gros-se Jachten in Auftrag gegeben. Das ist ein gutes Zeichen!“

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