Anna Tschirky ist eine der besten Stand-upPaddlerinnen der Welt. In der vierten Ausgabe von Boards haben wir sie porträtiert. Inzwischen nutzt sie ein Sabbatical, um sich ihrer Leidenschaft zu 100 % zu widmen. In bisher knapp vier Monaten Auszeit hat sie ihre Leistung bereits so sehr gesteigert, dass ihre langjährigen Vorbilder sie nunmehr als direkte Konkurrentin fürchten müssen.

Text: Pauline Katz

Anna paddelt seit dem 12. Lebensjahr auf ihrem geliebten Thunersee. Mit gerade einmal 19 Jahren ist sie bereits sechsfache Schweizermeisterin. Nun schnappt sie sich regelmässig das Familienauto, um auch bei internationalen Wettbewerben mitzumischen. Überhaupt ist sie mit Vollgas in ihr Sabbatical gestartet: Nach ihrer letzten Prüfung liess sie den Stift fallen und machte sich auf zum World SUP Festival an der Costa Blanca. In weniger als 24 Stunden hatte Anna ihren Schulabschluss und einen respektablen 12. Platz auf der internationalen Bühne in der Tasche.

©John Carter

Im Stand-up-Paddling (SUP) gibt es drei Disziplinen: die Langdistanz (mehr als 8 km), das Technical Race (weniger als 8 km) und den Sprint (200 m). Anna brilliert in der Königsdisziplin, den Langstreckenrennen. Diese erfordern eine akribische Vorbereitung, um der intensiven Belastung über Stunden standhalten zu können. Aber auch in den anderen beiden Disziplinen kann die junge Sportlerin mithalten. Sie hat sich sogar selbst mit einem vierten Platz bei den letzten Europameisterschaften im Technical Race überrascht. Und das ist noch lange nicht alles, was Anna diesen Sommer an Leistung hingelegt hat. Mehrfach kletterte sie auf das Podium der EuroTour, wurde Fünfte bei den Europameisterschaften und Neunte bei den Weltmeisterschaften in der Disziplin Long Distance. Schon jetzt steht also fest, dass sich Annas Sabbatjahr gelohnt hat.

©Alain Luck

Annas Erfolgsrezept(e)

Wenn man Anna gerade nicht mit ihrem Board unter dem Arm trifft, schwitzt sie beim Langlaufen oder beim Trailrunning. Und um «aufzutanken» steht sie auch gerne mal am Herd. Anna ist übrigens überzeugt, dass jede sportliche Leistung mit dem anfängt, was man auf dem Teller hat. Sie hat sogar einen extra Instagram Account (@bananna_eats) mit leckeren Rezepten für mehr Performance auf dem Wasser.

SUP ist ein Nischensport, aber einer mit einem riesigen Potenzial, und Anna freut sich, dass sie zu seiner Weiterentwicklung beitragen kann. Sogar olympisch könnte das Stehpaddeln eines Tages werden, wobei das noch in ferner Zukunft liegt (angepeilt wird 2032). Obwohl sie weiss, dass es nur wenige Rider schaffen, träumt Anna davon, eines Tages von ihrer Leidenschaft leben zu können. Enorm viel Potenzial hat sie jedenfalls. Und sie ist ihren aktuellen und künftigen Sponsoren dankbar dafür, dass sie mit deren Unterstützung in ihrem Sport Grosses vollbringen kann.

©Christoph Keil

Andi Saurer, Präsident von SUP Suisse, zu den WM-Ergebnissen

«Die Schweizer Delegation an den SUPWeltmeisterschaften in Gdynia in Polen bestand aus neun unserer Sportlerinnen und Sportler. Mehreren sehr schönen Leistungen ist es zu verdanken, dass es unsere kleine Nation auf Rang 10 der Länderwertung geschafft hat. Neben den guten Ergebnissen von Anna, die oben bereits erwähnt wurden, konnten Guido Donzé und Peter Mülhauser einen Dreifacherfolg feiern: Beide reihten sich in allen drei Disziplinen unter den 20 Besten ein. Überdies haben unsere Damen (Anna Tschirky, Loreline Rossel und Leilou Spano) der Schweiz in der Länderwertung zu einem ersten Platz im Technical Race und einem zweiten Platz im Long Distance verholfen. Bei den Junioren wurde Nathan Denis 15. im Sprint und 32. in der Langdistanz.»

©Christoph Keil