Das Gold-Duo im Nacra15

Noémie Fehlmann und Axel Grandjean haben im Nacra15 schon sämtliche internationalen Titel gewonnen. Im Herbst nehmen sie ihre Olympiakampagne im Nacra17 in Angriff. Wir haben mit den beiden Hoffnungsträgern vom Genfersee gesprochen.

Interview: Pauline Katz

Hallo ihr zwei! Könnt ihr euch kurz vorstellen?
Ich heisse Noémie Fehlmann, bin 18 Jahre alt und habe gerade das Gymnasium und eine Woche als freiwillige Helferin am Paléo hinter mir (lacht). Mein Werdegang ist ziemlich klassisch. Ich habe mit 8 Jahren mit dem Segeln begonnen und beim Club Nautique Morgien (CNM) die typischen Juniorenklassen durchlaufen. Diesen September werde ich auf den Nacra17 wechseln und ein Biologiestudium an der Universität Lausanne beginnen.
Ich bin Axel Grandjean und gleich alt wie Nono. Ich habe mit 7 beim Cercle de la Voile de Villeneuve (CVVi) mit dem Segeln angefangen. Da ich den Segelsport auch wettkampfmässig ausüben wollte, trat ich parallel dazu dem Cercle de la Voile de Vevey (CVVT) bei, da der Club entsprechende Strukturen bot. Im Gegensatz zu Nono, die auf dem RS Feva relativ schnell mit dem Zweihandsegeln begonnen hat, war ich bis 2019 hauptsächlich auf dem Opti unterwegs. Schulisch muss ich noch das letzte Jahr des Sportgymnasiums absolvieren, bevor ich mich für einen Studien- oder Berufszweig entscheide. Er wird bestimmt etwas Sport und/oder Segeln zu tun haben.

© Sailing Energy

Seit wann segelt ihr zusammen?
Dass wir zusammengekommen sind, ist eigentlich ein Zufall. Noémie hatte sich gerade von einer Verletzung erholt und ich suchte nach einer neuen Vorschoterin. Wir haben uns auf Anhieb verstanden und auch auf dem Wasser schnell miteinander harmoniert. Für uns beide war klar, dass wir auch weiterhin zusammen segeln wollen.

«Wir träumen beide davon, an die Olympischen Spiele zu fahren»

Wie trainiert ihr?
Zu unserem Coach Loic Forestier, der auch die Nationalmannschaft trainiert, haben wir ein super Verhältnis. Sommerliche Flautentrainings auf unserem See hatten wir zur Genüge. Heute trainieren wir lieber intensiv im Winter, hauptsächlich in La Grande-Motte in Südfrankreich, meistens im Rahmen von Swiss Sailing Camps, die wir mit zwei anderen Teams aus Nyon absolvieren. Körperlich legen wir den Fokus auf Kondition und Propriozeption, denn momentan wollen wir nicht schwerer werden.

Im Nacra15 könnt ihr bereits eine eindrückliche Erfolgsliste vorweisen.
Wir haben gerade die Junioren-WM in Den Haag gewonnen und freuen uns riesig darüber. Nach unseren Goldmedaillen an der WM 2021 in La Grande-Motte und diesen Frühling an der EM in Carnac ist dieser Titel eine wunderbare Krönung unserer Laufbahn im Nacra15. Wir können stolz auf das sein, was wir in dieser Klasse erreicht haben und möchten uns bei dieser Gelegenheit bei unseren Familien, unserem Coach, dem Swiss Sailing Team und unseren Sponsoren bedanken. Ohne sie wäre all das nicht möglich gewesen!

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Wie sieht für euch ein perfektes Rennen aus?
Wir mögen es nicht zu windig und auch nicht zu flautig, das Meer sollte relativ ruhig sein, das macht mehr Spass. Unsere Stärken sind die Starts und die Technik. Wir versuchen deshalb auch stets sofort in Führung zu gehen und anschliessend so zu segeln, dass wir diese nicht mehr abgeben. Rennen zu gewinnen ist genial, aber es mit Stil zu gewinnen noch viel besser!

Und wo liegen eure Schwächen?
Vielleicht bei der Kommunikation, aber in diesem Punkt haben wir uns dieses Jahr stark verbessert. Dank Debriefing lernen wir aus jedem Rennen. Dass wir uns so gut verstehen, hilft natürlich enorm.

Wie sieht das weitere Programm aus?
Diesen Herbst starten wir mit dem Nacra17, mit dem wir nächstes Jahr alle grossen Regatten bestreiten wollen.

Welche Ziele habt ihr euch mit dem Nacra17 gesetzt?
Wir träumen beide davon, an die Olympischen Spiele zu fahren. Die in Paris kommen wohl noch etwas zu früh, wir peilen eher Los Angeles 2028 an. Trotzdem nehmen wir schon nächstes Jahr an den Qualifikationsregatten teil, man kann schliesslich nie wissen. Für uns ist allein schon die Teilnahme an Olympia ein Traum, dort eine Medaille zu gewinnen wäre einfach unglaublich!

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Und wie bereitet ihr euch auf Olympia vor?
Wir werden mithilfe von Swiss Sailing und unseren Sponsoren über eine geeignete Struktur nachdenken müssen, denn momentan gibt es die nicht. Wir würden dazu gerne mit den beiden anderen Schweizer Mannschaften zusammenspannen. Es gibt einiges zu tun, aber wir lieben Herausforderungen und haben es bisher immer geschafft, Trainingsstrukturen aufzubauen, die uns zusagen. Wir werden garantiert alles tun, um unseren Traum zu verwirklichen!

Eine letzte Frage: Welche Rolle spielt Segeln abgesehen vom Wettkampfsport in eurem Leben?
Axel: Ich bin so gerne auf dem Wasser, dass ich auf jedem Boot glücklich bin. Ich träume davon, mir ein unkonventionelles Boot wie zum Beispiel eine Melges E Scow zu kaufen. Meine Idole kommen aus der Offshore-Szene. Olivier de Kersauson und Jean Le Cam zum Beispiel sind grosse Segler, aber ich mag vor allem ihre Lebenseinstellung. Noemie: Bei uns liegt Segeln in der Familie. Ich mache jedes Jahr mit meinen Eltern und meiner Schwester Ferien auf unserer Flying Forty. Ich kenne jeden Winkel des Sees und möchte um nichts auf der Welt auf diese Ausflüge verzichten. Ansonsten orientiere ich mich eher an meinen Trainern als an bekannten Persönlichkeiten. Sie haben mich in den letzten Jahren enorm viel weitergebracht.