Die Schweiz war an der Mini-Transat mit drei Seglern vertreten. Felix Oberle, hervorragender 5. auf Mingulay, Benoît Alt auf Hader716 und Markus Burhardt auf Zoe4 Life haben mit uns über ihre Erfahrungen gesprochen.

Text: Pauline Katz

Felix Oberle auf Mingulay mit Glanzleistung

Felix hat es mit einer gigantischen Leistung als fünfter Schweizer geschafft, die Mini-Transat in den Top 5 zu beenden. Obwohl der Aargauer schon früh mit dem Segeln anfing, nahm er erst als ETH-Student an seiner ersten Regatta teil. Er lernte schnell, sehr schnell sogar, und bestritt unter anderem die M2 Speedtour auf dem Genfersee. Von einem Mini-Projekt träumte er schon als Jugendlicher. Im Alter von 25 Jahren wollte er Nägel mit Köpfen machen, musste das Vorhaben aber mangels Sponsoren verschieben. Mit 30 kaufte er sich von seinem Ersparten eine Maxi 650, die er nach Lausanne überführte und sie dort komplett ausrüstete. Im Oktober 2021 schloss sich Felix dem Trainingspool Lorient Grand Large an, Offshore gesegelt war er zuvor noch nie. Beim Sammeln der nötigen Seemeilen erwies sich der Schweizer als gewiefter Stratege und konnte sich für die SAS (Sables d’Olonne-Azoren-Sables d’Olonne), das Königsrennen im Mini-Kalender, qualifizieren. An der Mini fühlte sich Felix bereits kurz nach dem Startschuss in seinem Element. Seine Strategie: «Den portugiesischen Passat als einer der ersten Teilnehmer erreichen.» Er habe in dieser ersten Etappe Glück und auch etwas Pech gehabt, erzählt Felix. «Entlang der Küste haben Luca Rosetti und ich mit der Ostroute alles richtig gemacht. Plötzlich gehörten wir zum Führungstrio. Im Süden Portugals hat uns die Westgruppe dann aber wieder eingeholt und ich bin auf Rang 13 zurückgefallen.» Auch in der zweiten Etappe spielte Felix vorne mit. Diesmal konnte er seine gute Ausgangslage ins Ziel retten. Der Skipper der Mingulay entschied sich für einen radikalen Südkurs, der zwar länger war, aber von konstanteren Passatwinden profitierte. «Kaum hatte ich den südlichsten Punkt erreicht, ritt ich vier Tage mit Rekordgeschwindigkeit.» Als die Flotte auf halber Strecke wieder zusammen- kam, lag Felix unter den ersten drei. Er hatte allerdings mit Stromproblemen zu kämpfen und stand kurz vor einem Blackout. «Ich musste das ganze elektrische System neu aufbauen und bei jedem Manöver die Solarpanels nach der Sonne ausrichten. Das war anstrengend und stressig!» Trotz grosser Müdigkeit hielt der Skipper vom Club Nautique Morgien durch. Seine bemerkenswerte Leistung wurde schliesslich mit dem 4. Platz belohnt – eine Abdrift am letzten Tag brachte ihn ums Podest. Seine Zukunft kann sich Felix nur noch segelnd vorstellen. «Ich habe alles an diesem Projekt geliebt und die hohe See richtig genossen.» Trotzdem will er nicht mehr mit einem Serienboot an der Mini teilnehmen, er liebäugelt mit grösseren Rennjachten. Die Rückreise über den Atlantik nahm er an der Jacques Vabre auf einer Class40 unter den Bug. Seine Mingulay übernimmt der Genfer Joshua Schopfer. Er will damit die Mini-Transat 2025 segeln.

Benoît Alt auf Hader716: eine Premiere mit Folgen

Für Benoît, der in der Schlusswertung den 15. Platz belegte, war von Anfang an klar gewesen, dass er bei den Prototypen antreten würde: «Da ich meine Lehre in einer Schiffswerft absolviert habe, konnte ich das Boot nach Belieben umbauen und daraus ein echtes F&E-Projekt machen.» Sein Vorhaben lief wie auf Schienen: «Ich habe meinen Zeitplan minutiös vorbereitet. Ich wollte mich qualifizieren, ohne Schulden zu machen.» Der junge Skipper trai- nierte im Pôle de la Turballe zusammen mit anderen Mini-Seglern und schnupperte dort erstmals Offshore-Luft. Wie sein Boot veränderten sich seine Ambitionen im Verlauf des Projekts: «Am Anfang wollte ich einfach nur meine erste Transat zu Ende segeln. Da meine Qualifikation aber ziemlich gut gelaufen ist, habe ich mir dann einen Platz im ersten Drittel vorgenommen.» An der ersten Etappe sei er denn auch schnell im Rennen gewesen und habe viel Spass gehabt, sagt der Freiburger. «Meine Strategie, möglichst weit westlich zu segeln, hat sich ausgezahlt. Da ich langsamer war als die neuen Prototypen, musste ich hoch pokern, wenn ich meine Chancen wahren wollte.» Die zweite Etappe sei schwieriger gewesen, was am gebrochenen Bugspriet lag. «Ich konnte den Spinnaker vier Tage lang nicht benutzen. Es war frustrierend zuschauen zu müssen, wie die anderen davonzogen. Die Reparaturen haben mich geschafft. Danach musste ich mich mühsam wieder nach vorne kämpfen.» Die Aufholjagd ist ihm gelungen: Er erreichte Saint-François als 17. Benoît wird mit seinem Prototyp und seinem Hauptsponsor Hader Solutions 2025 erneut an den Start gehen. Bis dahin will der gelernte Bootsbauer seine Mini-Jacht eigenhändig mit zwei C-Foils aufrüsten. Wir werden ihn natürlich bei seinem upgecycelten Abenteuer begleiten!

BENOÎT ALT UND SEIN PROTO HADER 716. ER WIRD DEMNÄCHST MIT FOILS AUFGERÜSTET.

Markus Burkhart auf Zoe4Life: Traum und Abenteuer

Markus Burkhardt belegte an der diesjährigen Mini-Transat den 53. Platz. Der Berufsskipper ist im Herzen eher ein Abenteurer als ein Regattasegler. Die Mini war seine erste Wettfahrt! Vier Jahre hatte er sich darauf vorbereitet und mehr als 10 000 Seemeilen für seine Qualifikation zurückgelegt. «Ich habe mir das Projekt zu meinem 50. gegönnt, Regattaerfahrung hatte ich sozusagen keine. Ich hoffe, dass ich damit anderen als Vorbild dienen kann.» Seine Ambitionen? «Vor allem Spass haben! Ich habe mich für ein robustes Boot entschieden, eine Nacira aus dem Jahr 2012. Sie ist nicht die schnellste, was meine Strategie natürlich beeinflusst hat. Beim Start in La Palma musste ich mich nicht zwischen dem Nord- oder Südkurs entscheiden, die direkte Route war für mich die einzige Option. Ich hatte kein anderes Ziel, als am 15. November in Guadeloupe anzukommen, denn an diesem Tag hatte ich mich mit meinen Angehörigen verabredet.» Als guter Schweizer traf Markus pünktlich ein.


PROFISKIPPER MARKUS BURKHARDT HAT DIE FLAUTENLÖCHER AUF SEINER ISLA BONITA GESCHICKT GEMEISTERT

Joshua Schopfer – Kurs auf die Mini-Transat 2025

Der 24-jährige Genfer lanciert seine Mini- Kampagne 2025. Wir werden sein Projekt mit grossem Interesse mitverfolgen, denn der junge Skipper konnte in seiner Karriere bereits mehrere Erfolge verbuchen, hat zweimal die Syz Translémanique gewonnen und an grossen Regatten wie dem Rolex Fastnet teilgenommen. Die Mini-Transat wird er nicht mit irgendeinem Boot bestreiten: Er übernimmt die Maxi 650 von Felix Oberle.