Am 23. Dezember 2014 verliess die erste Lagoon 630 MY das südfranzösische Canet-en-Roussillon in Richtung Miami, Florida (USA). Eine grosse Premiere für das Aushängeschild der Motor-Yacht-Reihe und eine Feuertaufe, die das Schiff mit Bravour bestanden hat. 

Text: Franck Van Espen

Fotos: Nicolas Claris

Zwischen Canet-en-Roussillon und Miami liegen 5000 Seemeilen, 2700 davon entfallen auf die Nonstopp-Überquerung von den Kanarischen Inseln nach St. Martin in den Antillen. Die Tanks sind mit 4900 Liter Treibstoff gefüllt, die Frischwaren sind an Bord und der Projektchef der 630 MY von CNB-Lagoon erteilt nach einer letzten Inspektion grünes Licht. Gute Wetterprognosen für die nächsten fünf Tage lassen auf eine ruhige Fahrt nach Gibraltar und von dort zu den Kanarischen Inseln – dem einzigen Zwischenstopp auf dem Weg in die Antillen – hoffen. Die Crew lebt sich ein, während es langsam dunkel wird. Ihr steht ein ungewöhnliches Weihnachtsfest bevor: ohne Geschenke unter dem Christbaum, dafür aber mit tanzenden Delfinen, die vor den Bugen spielen, und einem besonderen Heiligabend, an dem die Lagoon 630 MY ruhig der spanischen Küste entlangfährt.

Lagoon 630 MY skippers.ch

26. Dezember: Gibraltar und der Atlantik 

Vor drei Tagen hat der grosse Katamaran in Canet-en-Roussillon den Anker gelichtet. Am frühen Morgen des 26. Dezember ist Gibraltar in Sicht. Es herrscht dichter Verkehr: Das Hin und Her der Frachter, Tanker, Schlepper und Fischerboote bietet in der aufgehenden Sonne einen wunderbaren Anblick, zwingt aber zu erhöhter Aufmerksamkeit. Die 630 MY ist mit hochmodernen Simrad-Monitoren ausgestattet und der Skipper kann seine Route ständig über AIS, den Radar und den Tracker an den beiden Steuerständen auf der Flybridge und im Salon kontrollieren. Am späteren Morgen erreicht der Katamaran das offene Meer. Der Verkehr wird weniger. Die Crew kann durchatmen und Kurs auf die 670 Seemeilen südwestlich gelegenen Kanarischen Inseln nehmen. An Bord ändert sich mit der zunehmenden Wärme auch die Stimmung. Kissen werden an Deck ausgebreitet und die Nickerchen auf der Flybridge dauern immer länger. Am 30. Dezember, nach fünf Tagen und 16 Stunden auf See, macht die Lagoon 630 MY im Hafen von Las Palmas auf Gran Canaria fest. Sie hat 1351 Seemeilen mit durchschnittlich 9,9 Knoten zurückgelegt und dabei 24,7 Liter pro Stunde, das heisst insgesamt 2505 Liter verbraucht.

Lagoon 630 MY skippers.ch

31. Dezember: Fahrt über den grossen Teich 

Am 31. Dezember macht sich die Lagoon 630 MY bereit für die grosse Atlantiküberquerung: 2700 Seemeilen nonstopp, völlig auf sich allein gestellt. Die Strecke Kanaren–Antillen wird bei Passat, vor dem Wind und bei Wellen von hinten gefahren. Im Gegensatz zum ersten Streckenteil muss die Motorenleistung aufgrund der langen Distanz und der treibstoffbedingten Reichweite genau kalkuliert und eingehalten werden. 1600 U/min, acht Knoten und ein geschätzter Verbrauch von 13l/Std., mehr liegt nicht drin. Es ist Sylvester, die Nacht ist schwül und die Lagoon bahnt sich ruhig ihren Weg in Richtung Westen.

Das Jahr 2015 beginnt unter den besten Vorzeichen. Ein starker Passat bläst mit durchschnittlich 23 Knoten, zeitweise sogar mit bis zu 35 Knoten von hinten. Das Meer atmet gleichmässig im Takt des Windes. Diese grossartige natürliche Maschinerie schiebt das Schiff seinem Ziel entgegen, entlastet die Motoren und spart ein paar Liter ein. 14 Tage zieht die Lagoon 630 MY eine gerade Spur durch den Atlantik. Das Team lebt im Rhythmus der Wachen. Aufmerksam, ja schon fast liebevoll, kümmert es sich um die Motoren. Es weiss, welche Verantwortung es bei dieser Feuertaufe trägt! Auf hoher See bestimmen die Elemente das Leben, die zahllosen Blautöne, die kleinen flockigen Wolken des Passats, die gewaltigen Schaumkronen, die wie riesige Schafherden auf den Wellenkämmen traben, und das Leben, das plötzlich wie aus dem Nichts auftaucht, wie dieser Wal, der dem Schiff in der Hoffnung auf eine Romanze fünf lange Tage folgt. Die Fische beissen an. Speerfische und Goldmakrelen verbessern das eh schon reichhaltige Essen.

14. Januar, St. Martin: der Atlantik ist geschafft! 

Der Katamaran hat gerade in St. Martin angelegt, aber sein Abenteuer ist noch lange nicht zu Ende. Jetzt steht ihm noch der letzte Streckenteil bevor, der ihn über die Britischen Jungferninseln, die Bahamas und über den Golfstrom nach Miami bringt, wo er an der Boat Show ausgestellt werden soll. Ihre Feuertaufe hat die Lagoon 630 MY aber mit Bravour bestanden: Sie ist schadlos über den Atlantik gefahren und hat ihre Hochseetüchtigkeit eindrücklich unter Beweis gestellt. Mit entsprechender Zuversicht kann die Crew den Katamaran anschliessend nach Singapur zur Yacht Show überführen.

Lagoon 630 MY skippers.ch

Die Kommentare der Crew

Lucas, Skipper 

„Die Bedingungen an Bord waren stets komfortabel, egal, ob in der Kälte des französischen Winters, bei hohem, vom Passat begleiteten Wellengang aus Osten bei der Überquerung oder im dichten Verkehr vor St. Martin. Die beiden Rümpfe und der Salon sind bestens belüftet. Die Mechanik der Tenderlift-Heckplattform lässt sich einfach und schnell bedienen. Durch das ein- und ausfahrbare Dach wird die Flybridge zum idealen Ort, um sich an der Sonne zu entspannen oder im Schatten zu essen. Da ich meistens auf Segelbooten unterwegs bin, schätze ich es besonders, dass man schnell den Anker heben und rasch und gut zum nächsten Ziel fahren kann, ohne sich Sorgen über die Geschwindigkeit und die Richtung des Windes machen zu müssen.“

Victor, Mechaniker 

„Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die beiden Motoren schnurren. Ich musste mich zuerst in den beiden Maschinenräumen und mit den verschiedenen Sicherheitsvorrichtungen wie der Bilgepumpe und den Feuerlöschern zurechtfinden. Nach 25 Tagen und über 3500 Seemeilen auf dem Meer kann ich behaupten, dass der Unterhalt und die Überprüfungen einfach sind. Die Schaltungen lassen sich intuitiv kontrollieren und alle Systeme sind klar beschriftet. Das meiste kann über die Volvo-Monitore an den Steuerständen, auf der Flybridge und im Salon überprüft werden. Sie zeigen die Motorenleistung, die Temperatur, den Druck des Turbos, den Öldruck, die Betriebsstunden des Motors, den Treibstoffverbrauch und noch vieles mehr an. Jede Störung wird mit einem Alarm gemeldet.“

Geffroy, Koch 

„Egal, ob die See aufgewühlt oder ruhig war, ob tagsüber oder nachts, es war jedesmal ein Vergnügen, das Essen zuzubereiten. Es ist genug Stauraum vorhanden, vor allem im Kühlschrank und der Gefriertruhe, die gigantische Ausmasse haben! Wir konnten uns deshalb auch den Luxus leisten, bis am letzten Tag Fleisch zu essen und, noch viel wichtiger, den fangfrischen Fisch aufzubewahren. Praktisch sind überdies die beiden Arbeitsflächen. Die hochwertige Ausstattung trägt erheblich zum Komfort bei. Geschätzt habe ich auch die Lage der Küche. Sie ist vom eigentlichen Aufenthaltsraum getrennt, sodass die Gerüche und Geräusche nicht bis in den Salon dringen. Ausserdem ist sie geräumig, verfügt über eine grosse Öffnung zum hinteren Cockpit und wird ständig von natürlichem Licht und frischer Luft durchflutet. Die Küche ist ein Treffpunkt. Ohne sie hätte diese Reise nicht die gleiche Würze gehabt.“

Internet: www.lagoon-motoryachts.com