Im Ionischen Meer zeigt Griechenland ein komplett anderes Gesicht als in der Ägäis. Auf unserem Kykladen-Törn mit Start in Korfu haben wir grüne, vom Massentourismus verschonte Inseln entdeckt. Besonders angetan hat es uns Odysseus’ Reich Ithaka, ein Paradies für Segler auf der Suche nach idyllischen Ankerplätzen.

Text und Fotos: François Stork

Als wir am Flughafen von Korfu aus dem Flugzeug steigen, erschlägt uns die Hitze. Schnell steigen wir in ein Taxi und lassen uns zum Jachthafen fahren, in dem die meisten auf der Insel ansässigen Charterunternehmen ihre Basis betreiben. Auf dem Steg von Moorings herrscht eine euphorische Aufbruchstimmung. Wir bringen die Formalitäten schnell hinter uns, müssen uns aber noch etwas gedulden, denn die Schlüsselübergabe erfolgt erst am Nachmittag. Bis dann macht das Moorings-Team unseren Motorkatamaran, einen 434 PC mit vier Doppelkabinen, startbereit. Wir nutzen die Zeit, um der Altstadt von Korfu einen Express-Besuch abzustatten und die venezianische Festung, die malerischen Gassen und die breiten Prachtstrassen mit ihren Arkaden aus der napoleonischen Besatzung zu bestaunen.
Die Ionischen Inseln haben rein gar nichts mit den Kykladen gemein. Hier gibt es keine weissen Dörfer in kargen, kalkhaltigen Landschaften. Vielmehr überraschen Korfu & Co mit einer vielfältigen, zuweilen üppigen Vegetation. Ausserdem werden sie nicht vom berüchtigten Meltemi heimgesucht, der im Sommer mit aller Kraft über die Ägäis fegt. Für einen Törn unter Motor ein Riesenvorteil!

SPEKTAKULÄRE BUCHT AUF DER KLEINEN, UNBEWOHNTEN INSEL ATOKOS AUF HALBEM WEG ZWISCHEN ITHAKA UND KASTOS. HIER WIRD AM FUSS EINER KALKKLIPPE GEANKERT.

Alle an Bord? Dann nichts wie los! Korfu ist eine reizvolle Insel, doch unsere Route führt uns nach Süden, dort, wo die Ionischen Inseln am dichtesten beieinander liegen und man auf Sicht von Bucht zu Bucht fahren kann. Lefkada, 60 Seemeilen von Gouvia entfernt, bildet das Tor zu diesem fantastischen Revier. Auf dem Weg dorthin passiert man die beliebten Inseln Paxos und Antipaxos. Praktisch alle Boote legen hier einen Zwischenstopp ein. Nach vierstündiger Fahrt erreichen wir die Lakka-Bucht im Nordosten von Paxos und setzen in der Dunkelheit mit dem Dinghi an Land über. Wir können es kaum erwarten, in die typisch griechische Atmosphäre des kleinen Hafens einzutauchen und auf der Terrasse einer Taverne den Abend zu geniessen. Es liegen viele Boote vor Anker, trotzdem ist genügend Platz für alle. Am nächsten Morgen brechen wir in aller Frühe auf, um bei nicht zu allzu heissen Temperaturen Lefkada anzusteuern. Die Sonne geht über einem spiegelglatten Meer auf. Auf dem Weg nach Paxos entscheiden wir uns für einen Abstecher nach Gaios, das von einem schmalen, knieförmigen Meeresarm geschützt wird. Man muss sich in der Mitte der Fahrrinne halten, immer ein Auge auf dem Echolot, und beten, dass kein anderes Boot entgegenkommt. In Gaios angekommen vertäuen wir den Kat an der nur knapp über den Meeresspiegel ragenden Mole, die zu dieser frühen Morgenstunde noch spärlich besetzt ist. Von dort blicken wir direkt auf den Dorfplatz und die ockerfarbene Kirche. Der Ort strahlt so viel Charme aus, dass wir uns direkt in ihn verlieben.

AN DER OSTKÜSTE VON SKATOS FOLGT EINE WILDE BUCHT AUF DIE NÄCHSTE.

Treibstoff sparen

Der Co-Skipper ist sonst eigentlich eher auf Segeljachten im Einsatz und muss sich erst einmal mit der Steuerung eines Motorkatamarans vertraut machen und auch lernen, möglichst griechische Atmosphäre des kleinen Hafens einzutauchen und auf der Terrasse einer Taverne den Abend zu geniessen. Es liegen viele Boote vor Anker, trotzdem ist genügend Platz für alle. Am nächsten Morgen brechen wir in aller Frühe auf, um bei nicht zu allzu heissen Temperaturen Lefkada anzusteuern. Die Sonne geht über einem spiegelglatten Meer auf. Auf dem Weg nach Paxos entscheiden wir uns für einen Abstecher nach Gaios, das von einem schmalen, knieförmigen Meeresarm geschützt wird. Man muss sich in der Mitte der Fahrrinne halten, immer ein Auge auf dem Echolot, und beten, dass kein anderes Boot entgegenkommt. In Gaios angekommen vertreibstoffarm zu fahren, denn der Dieselpreis schiesst gerade durch die Decke. Wir einigen uns auf eine sparsame Marschgeschwindigkeit von 9 Knoten, die einem Verbrauch von 20-25 l/h entspricht. Ein paarmal drücken wir aufs Gas, damit man uns den begehrten Liegeplatz nicht vor der Nase wegschnappt, ansonsten fahren wir ein gemütliches Tempo. Insgesamt fallen für die 250 zurückgelegten Seemeilen rund 1500 Euro Treibstoffkosten an.

EIN LETZTES BAD AUF ANTIPAXOS

Traumhafte Törnstrecke

Auf dem Papier wirkt die Luvküste von Lefkada nicht besonders attraktiv. Die Törnführer verzeichnen entlang der geradlinigen Küste abseits der traditionellen Strecken keinen einzigen Ankerplatz. Umso grösser ist die Überraschung, als wir 100 Meter vor einem weissen Kiesstrand am Fuss imposanter Kreidefelsen doch einen finden. Das Wasser hat die Farbe einer Lagune. Spätestens jetzt wird uns klar: Sofern das Wetter mitspielt, eignet sich im Ionischen Meer jeder Küstenstreifen zum Ankern. Der Plotter hilft dabei, Buchten ausfindig zu machen, in die sich nur wenige Touristen verirren, da sie in keinem Führer angegeben sind. Die andere Seite von Lefkada ist sanfter und zerklüfteter. Wir verbringen den Abend im Dorf Sivota in einem von Olivenbäumen umrahmten Fjord. An der Steinmole reiht sich eine Restaurantterrasse an die nächste. Hungrig lassen wir uns direkt vor den Booten gegrillten Oktopus und fangfrischen Fisch schmecken. Am nächsten Tag steuern wir die weiter östlich gelegene Insel Kefalonia mit ihren grünen Buchten an. Direkt gegenüber liegt Odysseus’s wunderschöne Insel Ithaka. Vorbei an unzähligen lockenden Ankerplätzen an der Ostküste verläuft der Kurs Richtung Norden bis zur geschützten Bucht des Hauptorts Vathi mit seinen direkt am Wasser gebauten Restaurants. Die Fahrt zum Lefkada-Kanal führt an der schicken Insel Meganisi vorbei. Direkt daneben befindet sich Skorpios, die Heimat von Aristoteles Onassis. Wachen fahren rund um die Uhr die Küsten ab, damit ja niemand auf die Idee kommt, vor der Insel zu ankern. Sie wurde von der Familie des griechischen Reeders an die Tochter eines russischen Oligarchen verkauft. Auf Skorpios soll ein Hotelkomplex entstehen, momentan dürfen Bootsfahrer und Segler aber noch am Strand anlegen, an dem einst Jackie Kennedy im Evakostüm zu baden pflegte. Er ist fast zu einer Art Wallfahrtsort geworden.Ganz in der Nähe des Lefkada-Kanals macht sich zum ersten Mal seit unserer Abreise Aeolus bemerkbar. Wir beschliessen, uns vorsichtshalber ans Festland zu halten und im etriebsamen Hafen von Preveza festzumachen. Es ist unsere einzige Nacht an einer Mole. 35 Seemeilen weiter nördlich endet unser Törn in Antipaxos. Die Insel mit den mythischen Unterwasserhöhlen, den sogenannten Blauen Grotten, gibt sich nicht so leicht preis. Leider ist die spektakulärste Küste starkem Wellengang ausgesetzt, weshalb wir in die Emerald Bay ausweichen, wo das türkisfarbene Wasser zum Baden einlädt. Am späten Vormittag werden wir aufgefordert, Anker zu lichten. Riesige Schnellboote preschen auf die Lagune zu und sichern sich die besten Plätze. Höchste Zeit, nach Korfu zurückzukehren!

AM EINZIGEN STRAND VON KASTOS HAUSEN VORWITZIGE WILDSCHWEINE.

Reise-Infos

Charter

Moorings bietet als einzige Chartergesellschaft in der Marina Gouvia bei Korfu (20 Euro mit dem Taxi) Motorkatamarane mit oder ohne Skipper an. Ohne Skipper wird ein Hochseeschein sowie ein nautischer Lebenslauf verlangt.
moorings.com

Preise

Die Charterpreise sind saisonabhängig. Ein Moorings 434 PC kostet von 3599 Euro (Woche vom 8. Oktober) bis 9024 Euro (23.–30. Juli). In der Woche vom 30. April schlägt er mit 4274 Euro zu Buche. Der etwas grössere Moorings 514 PC ist ab 6649 Euro (8. Oktober) zu haben. Bei einem Start am 20. August kostet eine Woche 16 149 Euro. Der Vercharterer erneuert derzeit seine Flotte mit Moorings 534 PC und 460 PC.

Für massgeschneiderte Reisen und/oder Törns:

my Charter, info@mycharter.ch,
mycharter.ch oder Maison Fert,
i.chartier@fert.ch, fert.ch