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In vier Klassen über den Atlantik

von Perrine Vangilve

Transat Café L’Or

Die 17. Transat Café l’Or kann sich über ein bombastisches Line-up freuen. Alles, was in den vier Klassen Ultim, IMOCA, Ocean Fifty und Class40 Rang und Namen hat, wird in Le Havre dem Start entgegenfiebern. Insgesamt 69 Boote mit 138 Seglerinnen und Seglern werden die Strecke von Le Havre nach Martinique in Angriff nehmen. Mit den Mettraux-Schwestern Justine und Elodie-Jane ist auch die Schweiz in zwei verschiedenen Klassen vertreten.

Ultim: Kampf der Giganten

Die vier Ultims sind nicht zu übersehen. Mit ihren 32 Metern Länge ziehen die Monster-Trimarane alle Blicke auf sich. Wenn es im Atlantik zum Kampf der Titanen kommt, hat Titelverteidiger Armel Le Cléac’h mit Sébastien Josse ( Maxi Banque Populaire XI) gute Chancen, vorne mitzumischen. Er wird mit Thomas Coville und Benjamin Schwartz (Sodebo Ultim 3) sowie mit Anthony Marchand und Julien Villion die Klingen kreuzen. Marchand wird den Actual Ultim 4 steuern, der die Regatta 2021 unter den Farben von Edmond de Rothschild als Gitana 17 gewonnen hat. Er gibt sich zuversichtlich: «Wir müssen die Maschine noch kennenlernen, aber wir wissen, dass wir mithalten können. Jeder Schlag bringt uns ein Stück weiter. Unser Ziel ist klar: Wir wollen schon bei der Jacques Vabre um den Sieg kämpfen.» Mit Spannung erwartet wird Auch der Vierte im Bunde. Franck Cammas meldet sich mit dem jungen Tom Laperche auf SVR Lazartigue zurück. Cammas hat die Kaffeeroute bereits viermal gewonnen und kennt die Launen des Atlantiks. Der alte Fuchs bildet mit dem Nachwuchstalent Laperche ein hochspannendes Duo, das der Konkurrenz ordentlich einheizen könnte. Sie sind gewarnt!

IMOCA: ein neues Kapitel

In der IMOCA-Klasse sind 18 Jachten gemeldet. Das sind zwar weniger als beim letzten Mal, doch die Namen auf der Teilnehmerliste versprechen einen nicht minder packenden Kampf. Nach der Euphorie der Vendée Globe gilt die Transat Café L’Or als Prüfstein. Unter scharfer Beobachtung stehen vor allem Ambrogio Beccaria und Thomas Ruyant (Allagrande Mapei), die mit ihrer Kombination aus italienischem Temperament und französischem Know-how zu den Siegesanwärtern zählen. Jérémie Beyou und Morgan Lagravière (Charal), Sam Goodchild und Loïs Berrehar (Macif Santé Prévoyance) sowie Yoann Richomme und Corentin Horeau (Paprec-Arkea) werden ihnen aber garantiert keine ruhige Minute gönnen. Auch auf Elodie Bonafous und Yann Eliès ruhen grosse Erwartungen. Die beiden schafften es auf ihrer im Februar eingewasserten Open 60’ sowohl an der Course des Caps als auch am Rolex Fastnet Race aufs Podest. Nach diesem fulminanten Auftakt traut man ihnen viel zu. Justine Mettraux ist die einzige Schweizerin in diesem hochkarätigen Feld. Die Genferin segelt zusammen mit Xavier Macaire auf TeamWork – Team Snef. Beide haben das Atlantikrennen bereits dreimal bestritten. Erfahrung ist in dieser Klasse ein grosser Vorteil.

Ocean Fifty: Balanceakt auf 15 Metern

In der zehn Boote starken Klasse der ebenso schnellen wie anspruchsvollen 15-Meter-Trimarane ist Spektakel vorprogrammiert. Hinter den Topfavoriten Erwan Le Roux und Audrey Ogereau (Koesio), die seit Saisonbeginn alles gewinnen, lauern Matthieu Perraut und Jean-Baptiste Gellée (Inter Invest), Erwan Le Draoulec und Tanguy Le Turquais (Lazare) sowie Titelverteidiger Thibaut Vauchel-Camus, der diesmal mit dem zweifachen Vendée-Globe-Teilnehmer Damien Seguin an den Start geht. Ein Duo sorgte schon im Vorfeld für Schlagzeilen: Élodie-Jane Mettraux und Anne-Claire Le Berre (Upwind by MerConcept) bilden die einzige rein weibliche Crew in dieser Klasse und eine von nur fünf im gesamten Feld. Sie strahlen eine ganz eigene Energie aus. «Wir wollen das Beste aus unserem Boot herausholen und es immer schneller vorantreiben», so die Genferin. «Das Rolex Fastnet Race war eine wertvolle Generalprobe. Ein Rennen ist immer noch die beste Vorbereitung. Wir gehören zu den ernstzunehmenden Aussenseitern, auch wenn unser Boot nicht das neuste der Flotte ist. Die grösste Schwierigkeit besteht darin, das richtige Gleichgewicht zu finden, damit wir über uns hinauswachsen können.» Sie werden nicht die Einzigen sein, die Balancierkünste benötigen. Auf dem schnellen, eigenwilligen und anspruchsvollen Ocean Fifty muss man spüren, wann man die Zügel loslassen kann und wann man das Boot an die Leine nehmen muss.

Class40: breites Favoritenfeld

Mit 37 gemeldeten Booten ist die Class40 die grösste Klasse am Start. Die Spitze ist breit und alles noch offen. Mit drei ersten Plätzen an wichtigen Regatten in dieser Saison haben Corentin Douguet und Axel Tréhin bereits Siegesansprüche angemeldet. Selbstbewusst erklärt der Skipper der TBC: «Wir hatten von Anfang an nur ein Ziel: den Jackpot in den Antillen zu gewinnen. Nach dem erfolgreichen Saisonstart haben wir die Latte logischerweise nicht tiefer gelegt. Unser Boot ist fantastisch und auch wenn ein Atlantikrennen immer Überraschungen bereithält, haben wir die Karten in der Hand, um auf den ersten Platz zu segeln.» Dazu müssen sie sich aber erst gegen eine ganze Reihe weiterer Titelaspiranten durchsetzen: Achille Nebout und Gildas Mahé (Amarris), die nach einem Mastbruch auf Revanche sinnen, Fabien Delahaye und Pierre Leboucher (Legallais), Sieger der Les Sables – Horta – Les Sables diesen Sommer, sowie Guillaume Pirouelle und Cédric Château (Seafrigo – Sogestran). Auch einige ausländische Teams sollte man im Auge behalten. Die Italiener Luca Rosetti und Matteo Sericano (Maccaferri Futura) und die Spanier Pep Costa und Pablo Santurde del Arco (VSF Sports) könnten die Hackordnung durchaus durcheinanderwirbeln. Langweilig wird die Transat Café l’Or 2025 garantiert nicht. Angesichts der vielen klingenden Namen bekommen wir in allen vier Klassen bestimmt höchste Segelkunst geboten. Die Kraft der Ultims, die Präzision der IMOCAs, die Agilität der Ocean Fifties und das dichte Feld der Class40 versprechen intensive Momente, unerwartete Wendungen und Rennverläufe, in denen alles anders kommen kann als erwartet. Die Schweiz wird mit Justine und Élodie-Jane Mettraux bestens vertreten sein. Sie dürften einmal mehr beweisen, dass die Schweiz auf dem internationalen Parkett zu den grossen Segelnationen gehört.

Gestaffelte Starts und unterschiedliche Routen

Am 26. Oktober werden die vier Klassen in Le Havre in 15-Minuten-Abständen starten. Jede Klasse segelt ihre eigene Route nach Fort-de-France. Die Ultim-Trimarane absolvieren 6200 Seemeilen, vollziehen eine Schleife bis zur Ascension-Insel auf der Südhalbkugel, durchqueren zweimal die berüchtigten Kalmen und fahren dann die brasilianische Küste hoch. Die Route der Ocean Fifties führt über 4600 Seemeilen vorbei an den Kapverden und der Insel Sal und von dort mit dem Passat nach Martinique. Die IMOCAs legen eine Distanz von 4350 Seemeilen zurück. Alexis CourcouxzVg Auf der Teilstrecke bis zu den Kanarischen Inseln könnte es ruppig werden. Dort müssen sich die Teams entscheiden, ob sie nördlich durch die Tiefdruckgebiete oder südlich mit dem Wind segeln wollen. Vor den Class40 liegen 3750 Seemeilen. Sie driften am weitesten nach Westen ab und durchqueren das Azorenhoch, das bereits die eine oder andere Entscheidung bringen könnte. Die ersten Teams werden um den 5. November erwartet. Nachzügler, die am 20. November nicht in Martinique eingetroffen sind, werden nicht gewertet.

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