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Vendée Globe: Alan Roura endlich allein auf dem Meer

von Quentin Mayerat

Fotos: ©Christophe Breschi

Am 6. November sind 29 Einhand-Skipper im Atlantikhafen von Les Sables d’Olonne zur achten Vendée Globe gestartet. Alan Roura ist nicht nur der einzige Schweizer der Flotte, sondern in der Geschichte der Regatta auch der jüngste Teilnehmer. Wir sind mit ihm auf den Tag genau einen Monat vor dem Start gesegelt.

„Schau, wie sie vorwärts kommt, wir werden den Kiel noch etwas ausbalancieren.“ Alan Rouras Augen leuchten, als seine 60-Fuss-Jacht La Fabrique krängt und mit 20 Knoten an der Insel Groix vorbeiprescht. Bei traumhaftem Wetter, glattem Meer und 15 Knoten frischem, aber regelmässigem Ostwind gleitet der Einrümpfer unter der bretonischen Sonne vorwärts wie auf Schienen. Der jüngste Starter der bevorstehenden Vendée Globe nahm vor Lorient die letzten Feintrimms vor und feilte auch noch an seiner Kondition. Alan ist ein Unikum. Er hat im Gegensatz zu den meisten anderen Schweizer Seglern nicht die verschiedenen Etappen der klassischen Regattaausbildung durchlaufen. Trotz seines jungen Alters ist er aber ein echter Seemann. Schon als kleiner Junge hatte er auf der Familienjacht Ludmilla auf der ganzen Welt unzählige Seemeilen absolviert. Mittlerweile kann er über 100’000 Seemeilen, davon 30’000 einhand, vorweisen und bringt entsprechend viel Erfahrung mit. Mit nur 23 Jahren hat er den Atlantik bereits fünfmal solo und den Pazifik elfmal zweihand und ohne Autopilot überquert. Nach einer Mini Transat, einer Route du Rhum und einer Transat Jacques Vabre ist der Genfer am 6. November 2016 in Les Sables d’Olonne zu seinem bisherigen Karrierehöhepunkt, der Vendée Globe, gestartet.

Träume ausleben

Er sei bereit für den Everest der Meere, vertraute uns Alan zwischen zwei Trimms auf dem Vordeck an, auch wenn er mit rund 415’000 Franken eines der kleinsten Budgets der Teilnehmer habe. „Ich habe schon eine ganze Weile damit geliebäugelt. Eigentlich schon seit der Mini. Für mich ist die Vendée Globe so etwas wie der ultimative Traum. Jetzt habe ich ein super Boot und kann kaum erwarten, dass es endlich losgeht. Schliesslich träume ich schon einen grossen Teil meines Lebens von diesem Moment.“ Wir wollten von Alan wissen, mit welchem Gefühl er an diese Einhand-Regatta herangeht. „Ich habe jetzt das Boot, das ich wollte und konnte mich gut vorbereiten. Es ist alles so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Allein, dass ich starten kann, ist schon ein Sieg. Ein Sieg unter mehreren, um genau zu sein. Der erste war, dass ich es geschafft habe, das Projekt überhaupt auf die Beine zu stellen, der zweite, dass ich starten kann und der dritte würde darin bestehen, das Rennen zu Ende zu segeln. Dahinter stecken Monate der Vorbereitung und viel Arbeit am Boot, die unglaublich viel Zeit in Anspruch genommen haben.“

In den Fussstapfen von Bernard Stamm

Der junge Segler hat die 60-Fuss-Jacht von Bernard Stamm übernommen, die dieser 1997 selbst gebaut hatte und die in einem Schuppen im französischen Lesconil lag. Vom ursprünglichen Boot hat Roura nur den Rumpf, die Ruderblätter und den von Stamm 2005 ersetzten Mast behalten. Alle anderen Teile hat er demontiert, überprüft und wieder neu eingebaut. „Ich fand das genial“, meint er, „und für mich ist es eine Ehre, auf dem Boot zu segeln, von dem ich als Kind geträumt habe. Ausserdem ist es im Design und auch sonst wunderschön. Zu Bernards Zeit war es revolutionär und bewältigte alle Regatten erfolgreich. Ich erlebe gerade etwas Grossartiges und freue mich, dass ich als Skipper dieser Jacht Bernards Geschichte weiterschreiben darf.“ Rouras Lobgesang auf sein Boot nimmt und nimmt kein Ende. Begeistert fährt er fort: „Es ist extrem schnell und gleitet gut. Ich mache mich also gegenüber der Konkurrenz nicht lächerlich. Die Jacht zu führen setzt aber eine gute Kondition voraus. Natürlich ist man bei einem so langen Rennen nicht vor Schäden gefeit und meine etwas ältere Jacht könnte da etwas anfälliger sein“, mutmasst er, relativiert dann aber: „Aber eigentlich ist ja ausser dem Rumpf alles neu. Ich bin deshalb zuversichtlich.“ Seine erste Teilnahme an der legendären Regatta geht der Debütant pragmatisch an. Er weiss, dass er gegen die Foilerboote keine Chance hat. „Ich will ja nicht gewinnen, mein 60-Füsser der alten Generation kann gegen die neuen IMOCA-Jachten unmöglich etwas ausrichten. Mir geht es darum, ins Ziel zu kommen, das ist alles. Vielleicht gelingt es mir ja, ein paar ältere Semester und, wenn ich Glück habe, auch ein paar jüngere hinter mir zu lassen“, meint er hoffnungsvoll.

Aufreibende Geldsuche

20161013_roura_0101Alan Roura musste alle Hebel in Bewegung setzen, um das notwendige Geld für den Start an der härtesten Segelregatta der Welt zusammenzubekommen. Er fand sozusagen in letzter Minute einen unverhofften Sponsor in der Person von Marc-André Cornu, dem Besitzer der Salz- Flûtes aus dem Waadtländer Dorf Champagne. Daneben hatte Roura eine Crowdfunding-Aktion gestartet, die ziemlich gut funktionierte. Den letzten Betrag, der ihm noch fehlte, hat dann Skippers beigesteuert. „Mit diesem Geld konnte ich das Rigg kaufen, das doch immerhin 30’000 Franken gekostet hat. Das war dringend nötig. Es bestand aus PBO und war eigentlich nur für ein Jahr gedacht. Es hat dann aber eine Atlantiktour und zwei Weltumsegelungen gehalten. Neun Jahre später war es höchste Zeit für einen Ersatz. Ich habe nur das ausgetauscht, was notwendig war: Rigg, Segel, Leinen, die Elektronik, den Computer, die Batterien und die Windturbine. Bernard ist jahrelang mit dem alten Material gesegelt und hat bewiesen, dass das Boot eine echte Maschine ist. Jetzt ist es an mir, es ihm gleichzutun.“

 

 

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