Die Schweiz war an der 41. Tour de France à la Voile stark vertreten. Unter neuem Namen – der „Tour Voile“ – und mit noch kompakterem Format liess die diesjährige Ausgabe den 26 gemeldeten Teams praktisch keine Verschnaufpause. Mit zwölf Teilnehmern stellte die Schweiz die grösste ausländische Delegation. Und auch ihre Ausbeute kann sich sehen lassen.
Die Tour de France à la Voile war gestern.
Seit diesem Jahr heisst sie kurz und knapp „Tour Voile“. Nicht nur der Name wurde gekürzt, auch das Format ist kompakter geworden. Zwischen Dunkerque und Nizza wurden bei einer Gesamtdauer von 17 Tagen an 15 Regattatagen sieben Acts ausgetragen. 2017 waren es noch 18 Tage und neun Acts. Die Straffung hat zu sportlich intensiveren Wettkämpfen und massiv reduzierten Erholungszeiten geführt. Wie seit dem Umstieg auf Diam 24od im Jahr 2015 üblich, wechselten sich Küstenrallyes und Regatten in Wassersportarenen ab. 26 erstklassige Teams waren an dieser 41. Austragung am Start. Das Niveau war so hoch, dass sich auf dem Wasser schon der kleinste Patzer oder strategische Fehlentscheid rächte und oft einen Verlust von mehreren Plätzen bedeutete. An Land erwies sich eine effiziente Logistik als entscheidend, denn die Trimarane mussten alle zwei Tage abgeriggt, transportiert und wieder aufgeriggt werden. Wer vorne mitmischen wollte, konnte sich keinen Durchhänger leisten. Einmal mehr hiess das Zauberwort Konstanz. Nach einem packenden Zweikampf mit Beijaflore siegte schliesslich wie schon 2016 Lorina Limonade Golfe du Morbihan. Einen grossen Auftritt hatten auch die stark vertretenen Schweizer, die für einige herausragende Resultate sorgten.
Topleistung von CER 2 – Ville de Genève
Das Centre d’Entraînement à la Régate (CER) der Stadt Genf war bereits zum zweiten Jahr in Folge mit zwei Teams angereist. CER 1 wurde von Nelson Mettraux gesteuert, CER 2 von Victor Casas. Casas und seinem Team gelang eine hervorragende Tour. Sie belegten den 7. Schlussrang und standen in der Junioren- Wertung sogar auf dem Podest. „Wir verdanken unseren Erfolg unserer Konstanz“, betonte der junge Steuermann. „Wir haben uns auch an schwierigen Tagen gut geschlagen und kamen ohne katastrophales Resultat über die Runden.“ Zum krönenden Abschluss gewann CER2 sogar das prestigeträchtige Superfinal in Nizza, das doppelt zählte und an dem nur die zehn bestklassierten Teams antreten durften. Den Grundstein für den Erfolg des jungen Teams CER 2 Team aus Laurane Mettraux, Arthur Cevey und Fabrice Rigot legte eine minutiöse und konsequente Vorbereitung. Laurane Mettraux: „2017 ging es in erster Linie darum, uns mit dem neuen Format der Tour Voile vertraut zu machen. Dieses Jahr wollten wir Resultate liefern und haben daher im Trainingszentrum in La Grande Motte, das über einen guten Diam-24od- Pool verfügt, entsprechend auf Leistung trainiert.“ Weitere Trainingseinheiten fanden unter der Leitung des Starcoaches und Toursiegers 2017 Damien Iehl auf dem Genfersee statt. Er habe enorm viel davon profitiert, sagt Victor Casas: „Damien zeigte uns, wie wir bei den Manövern wertvolle Sekunden gewinnen können und wie wir beim oft siegentscheidenden Start besser wegkommen.“ Nicht annähernd so gut lief es für das zweite CER-Team mit Nelson Mettraux, Mathieu Cadei, Matthieu Ravussin, Florian Carretero und Guillaume Rol. Sie belegten den 23. Schlussrang. Abgeklärt meinte Nelson Mettraux: „Uns fehlten Trainingsstunden auf dem Wasser und Erfahrung als Team.“ Er sei mit dem Projekt insgesamt dennoch zufrieden, die Stimmung sei während der Tour stets gut gewesen. „Und das Hauptziel des CER, Nachwuchssegler auszubilden, wurde erreicht.“ Bereits jetzt ist deshalb klar: Auch nächstes Jahr wird das CER wieder mit zwei Booten an den Start gehen. Beim einen wird Leistung, beim anderen die Ausbildung im Vordergrund stehen.
Bernard Stamm knapp am Ziel vorbei
Für seine vierte Teilnahme an der Tour Voile auf Diam 24od hatte sich Bernard Stamm eine Top-5-Klassierung zum Ziel gesetzt. Die verpasste er mit seinem Team auf Cheminées Poujoulat (Jean-Christophe Mourniac, Antoine Rucard und Gwénaël Riou) knapp. Nach einigen groben Schnitzern zu Beginn der Tour mussten sich Stamm und seine Männer mit dem sechsten Schlussrang begnügen. „An den drei ersten Acts in Dunkerque, Dieppe und Barneville- Carteret fehlte es uns an der nötigen Abgeklärtheit“, analysierte er. „Also mussten wir versuchen, die verlorenen Punkte wieder aufzuholen. Das ist uns gut gelungen. Im Mittelmeer standen wir gleich dreimal auf dem Podest. Die diesjährige Tour war für mich die bisher gelungenste. Das Team war gut vorbereitet und hat das erhoffte Niveau erreicht. Wenn wir 2019 mit dabei sind, dann, um noch besser abzuschneiden!“
Reines Damenteam mit zwei Schweizerinnen
An Bord des reinen Frauenteams von La Boulangère segelten mit Elodie-Jane Mettraux und Nathalie Brugger zwei weitere Schweizerinnen mit. Die erste kannte die Tour bereits sehr gut, für die zweite war sie Neuland. Begeistert meinte Nathalie Brugger: „Das Regattaformat hat mich beeindruckt. In den olympischen Klassen segeln wir weit weg von den Zuschauern, wir haben sie nicht im Blickfeld. An der Tour Voile ist das ganz anders. Die Regatten finden in Ufernähe statt und wir können das Publikum sehen und hören!“ Angeführt von den Französinnen Sophie de Turckheim und Mathilde Géron liess das Team La Boulangère seine Klasse mehrmals aufblitzen und beendete die Tour auf dem 13. Schlussrang. Nathalie Brugger äusserte sich angesichts der prekären Ausgangslage zufrieden: „Das Projekt wurde spät aufgegleist, wir hatten sehr wenig oder sogar überhaupt keine Erfahrung mit dem Diam 24od und mussten alles von Grund auf erlernen. Unser Frauenteam, das aus Seglerinnen mit sehr unterschiedlichem Charakter und sportlicher Vergangenheit bestand, hat alles in allem gut funktioniert. Einige Details sind noch verbesserungswürdig, tempomässig, taktisch und strategisch haben wir hingegen gute Arbeit geleistet. Sich gegen all die Jungs durchzusetzen ist nicht einfach, aber wir haben es geschafft. Wir werden ihnen auch nächstes Jahr wieder einheizen!“