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Titelstory: Gediegen unterwegs auf einem Sixty 7

by Maena Le Gat

Mallorca abseits von Menschenmassen zu geniessen und an einsamen Plätzen zu ankern ist ein seltener Luxus. Wenn das an Bord eines 67-Fuss-Motorkatamarans mit unerreichtem Komfort geschieht, scheint das Glück perfekt. Tatsächlich haben die Hauptstadt der Balearen und der Lagoon Sixty 7 Träume wahr gemacht.

Text : Martin Equatey
Fotos : Nicolas Claris

Palma hat Pros und Kontras. Die einen gehen verlockenden Werbungen auf den Leim und finden sich eingepfercht in unpersönlichen Betonbunkern wie Sardinen in der Büchse wieder. Andere machen alles richtig und erkunden die Nordküste der Insel in der Nebensaison und auf dem Seeweg. Eine bessere Möglichkeit, den Touristenhorden zu entkommen und das echte Mallorca zu erleben, gibt es nicht. Für einen angenehmen Aufenthalt braucht es nur wenig: Kultur, Sport, gutes Essen und ein paar ausgelassen gefeierte Feste.

DER SALON BIETET EINEN 30 QUADRATMETER GROSSEN RELAXBEREICH, DIE EIGNERKABINE EINEN DIREKTEN ZUGANG ZUM COCKPIT.

Unser Lagoon Sixty 7 wartet in der grossen Marina von Palma auf uns. Die pulsierende Hauptstadt mit ihren betriebsamen Quartieren und malerischen Gassen ist unbedingt einen Besuch wert. Auf keinen Fall verpassen sollte man die Markthalle Santa Catalina mit ihren kunterbunten Ständen und lärmigen Tapas-Bars, die lokale Köstlichkeiten aus dem Meer und dem Hinterland anbieten. Deutlich ruhiger, aber ebenso spannend präsentiert sich die gotische Catedral-Basílica de Santa María. Der Prachtbau braucht sich vor den grössten europäischen Kirchen nicht zu verstecken. Sein Hauptschiff hatte im 19. Jahrhundert gebrannt und wurde anschliessend von Gaudi renoviert. Beim Anblick der modernen Elemente macht unser Gehirn einen Gedankensprung: Auf uns wartet der brandneue Lagoon Sixty 7!

Augenweide

Der kleine Bruder des Luxus-Kats Seventy 8 begeistert mit dem gleichen Charme, der alle Modelle der neuen Powerkat-Linie von Lagoon auszeichnet. Er wurde im Vergleich zum Flaggschiff der französischen Werft um elf Fuss gekürzt, hat aber dennoch nichts vom grosszügigen Platzangebot eingebüsst und versprüht dank modernem und stilvollem Design ein gemütliches Ambiente. Stellen Sie sich vor, Sie würden in Ihrem 30 Quadratmeter grossen Wohnzimmer entspannen, auf die 33 Quadratmeter grosse vordere Terrasse treten, um frische Luft zu schnappen, und dann auf dem oberen Stock die Panoramasicht geniessen. Unglaublich aber wahr: Dazu brauchen Sie kein Haus, all das können Sie auf dem Sixty 7! Er ist der Inbegriff von Luxus in seiner höchsten Ausprägung, ein 20 x 10 Meter grosses schwimmendes Loft. Doch genug der Schwärmerei. Höchste Zeit, in See zu stechen.

Mit 67 Fuss ist zwar die kritische Grösse erreicht, ab der man aus Sicherheits- und Wartungsgründen einen Profiskipper anheuern sollte, die Hafenmanöver gestalten sich dennoch höchst einfach. Der Sixty 7 lässt sich wie ein Powerkat mit Bugstrahlruder sanft und unkompliziert einparkieren. Wir fahren aus der grossen Bucht von Palma, vorbei an Megajachten, edlen Luxusbooten und anderen Prachtstücken, und steuern die unbewohnte Felseninsel Sa Dragonera vor der Westspitze Mallorcas an, von wo wir die Nordküste hochfahren wollen. Sie ist der weitaus wildeste und idyllischste Teil der Insel, aber auch der am wenigsten geschützte. Wenn vor Frankreich der Mistral oder die Tramontana aufzieht, treffen hier die Wellen vom offenen Meer mit voller Wucht auf die Küste. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 14 Knoten braucht der Sixty 7 für diesen Streckenabschnitt zum Glück nur rund drei Stunden. Bei schlechter Witterung wäre er also schnell in Sicherheit. Wir nehmen uns aber deutlich mehr Zeit. Die steil ins Mittelmeer abfallenden Felsen sind einfach zu schön, um nicht in aller Ruhe bestaunt zu werden. Einer ist den meisten Bootstouristen ein Begriff: Sa Foradada zieht mit seinem Loch alle Blicke auf sich. Bei ruhigem Wetter kann man in der vorgelagerten Bucht ankern, allerdings ist diese gegen Westen stark exponiert. Je nördlicher wir fahren, desto höher werden die Berge. Die höchste Erhebung der Insel, der Puig Mayor, erreicht 1445 Meter. Auf halbem Weg bietet sich Porto Soller für einen Zwischenhalt an. Die Marina mit Ankerplatz ist die einzige wirklich geschützte Stelle an der Nordküste und die unten am Fels klebende Stadt mit ihren lokaltypischen Restaurants verspricht einen angenehmen Aufenthalt mit viel Lokalkolorit.

Mallorquinischer Zauber

Vollständig in ihren Bann zieht uns die Baleareninsel, als wir uns ihrem nördlichsten Punkt nähern. In wenigen Minuten werden wir das majestätische Kap Formentor runden. 300 Meter über unseren Köpfen trotzt ein Leuchtturm Wind, Wellen und Wetter, die den Stein seit Jahrtausenden aushöhlen. Sogar auf unserem grossen Katamaran fühlen wir uns winzig. Als wir das Kap passiert haben, müssen wir uns zuerst von dem atemraubenden Anblick erholen. Erst dann setzen wir zur Rückfahrt zur grossen Bucht von Pollença an. Davor findet man entlang der Halbinsel Formentor allerdings noch einige besonders schöne, in dieser Jahreszeit nur wenig besuchte Buchten, die mit paradiesischen Ankerplätzen aufwarten. Die Cala Murta zum Beispiel oder die Cala Gossalba versprechen einen ruhigen Aufenthalt mitten in einer unberührten Natur. Wer sich die Beine vertreten möchte, kann dort schöne Wanderungen unternehmen. Mehr als ein paar Ziegen, Esel und Hirten sieht man dabei kaum.

Im historischen Städtchen Alcudia im Norden Mallorcas geht unser Törn zu Ende. Der Powerkat hat alle Versprechen gehalten. Er ist schnell, komfortabel und einfach bedienbar. Wir haben ein neues Freiheitsgefühl erlebt, denn wir waren für einmal nicht auf Wind angewiesen. Ein paarmal Gas geben und schon waren wir zurück in Palma. Die Zeit reichte nicht einmal, um im bequemen Salon des Zweirümpfers den Reisebericht fertigzuschreiben.

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