Grosse Umwälzungen brauchen Zeit. Vor drei Jahren hat Privilège Marine die Lancierung des 580 Signature angekündigt. Jetzt wurde der Katamaran endlich zu Wasser gelassen. Beim Probesegeln wurde klar: Die Wartezeit hat sich gelohnt, denn der Werft ist mit diesem Modell ein ganz grosser Wurf gelungen.
Text: Quentin Mayerat
Privilège Marine betreut die künftigen Bootseigner persönlich. «Dass wir Boote bauen, die auf die Bedürfnisse unserer Kundschaft ausgerichtet sind, gehört zu unseren Stärken», sagt Gilles Wagner, Geschäftsführer von Privilège Marine. Sprich: Die Werft stellt SemiCustom-Boote her, die nach den Vorstellungen und Wünschen des Eigners gebaut werden und bei denen jedes Detail stimmt. Die Personalisierungsmöglichkeiten sind nahezu unendlich. Farbe, Ausstattung, Rigg, Polster und Holz – sozusagen alles kann frei gewählt werde.
Ein Raumwunder
Unser Testmodell ist ausser dem Carbonmast mit nahezu allen verfügbaren Optionen ausgestattet. Trotz des beachtlichen Leergewichts von 32 Tonnen verfügt der von Marc Lombard designte 58-Fuss-Kat über hervorragende Gleiteigenschaften. Mit dem Code 0 und der Stagfock erreicht er bei 80° zum scheinbaren Wind und 12 Knoten wahrem Wind gute 9 Knoten, was unter anderem an den feinen Wasserlinien liegt. Ein weiteres Zeichen für das durchdachte Rumpfdesign ist der über dem Wasser liegende Stevenlauf des Luvschwimmers.
Wie alle Modelle von Prilivège wurde auch der 580 Signatur für Blauwasserfahrten konzipiert. Vollkommen neu aber ist da an Bord, für das die Werft neue Wege gegangen ist und einen regelrechten Quantensprung vollzogen hat. «Bei den meisten Booten wird das Innendesign an die Pläne des Konstrukteurs angepasst. Wir haben genau das Gegenteil getan», erklärt Gilles Wagner. «Das heisst, wir haben zunächst mit dem Innendesigner Franck Darnet das Interieur entworfen und das Boot danach gemäss seinen Empfehlungen darum herum gebaut.» Das Resultat überzeugt auf ganzer Linie. Alles wurde darauf ausgerichtet, ein grosszügiges Raumgefühl zu schaffen. Die Räume sind über zwei Meter hoch, die Duchten extrem breit, die Sitzgelegenheiten üppig dimensioniert, die Kojen haben Kingsize-Grösse und vor allem hat Privilege die Sicht nach aussen durch die Erhöhung und Vergrösserung der Frontscheibe erheblich verbessert.
Neue Ära
Ganz besonders praktisch sind die dreiteilige Vordertür und das vordere Cockpit mit direktem Zugang zur Eignerkabine. Diese unkonventionelle Anordnung sorgt für viel Extravolumen und entsprechend viel Bewegungsfreiheit. In diesem Bereich reicht dem Signature 580 kein anderer vergleichbarer Kat das Wasser. Vom strukturellen Gesichtspunkt aus wird das Boot dadurch stabilisiert und der Kat gewinnt an Steifheit, was seine Hochseetauglichkeit noch erhöht. Passend zum modularen Konzept kann zugunsten von mehr Stauraum auf das vordere Cockpit und die verschiedenen Zugänge verzichtet werden. Bei Privilège gibt schliesslich das Segelprogramm den Bau vor.
Vom halbhohen Steuerstand bleibt der Skipper oder Eigner in ständigem Kontakt mit der Crew und den Gästen, egal, ob sich diese im Cockpit oder auf der Flybridge aufhalten, wo sich ein zweites riesiges Sonnendeck befindet. Um das Segeln so unkompliziert und komfortabel wie möglich zu machen, sind alle Trimmelemente zentralisiert.
Privilège und die Vendée Globe
Der Privilège 580 Signature ist zwar kein Rennboot, hat aber doch Gemeinsamkeiten mit der Flotte der Vendée Globe. Alle vier Jahre stellt die Werft nämlich einen Teil ihres Geländes für die Logistik der Regatta zur Verfügung. «Unsere Boote sind natürlich nicht mit den IMOCA vergleichbar, haben aber doch eine Gemeinsamkeit: Sie segeln um die Welt», sagt Gilles Wagner. Als Partner der Vendée Globe lieferte die Werft den ersten Privilège 580 an die Organisation, die den Kat als Zielboot einsetzte Übrigens soll man einige Skipper nach der Zieleinfahrt in den Lokalen von Privilège angetroffen haben, wo sie ausgiebig gefeiert haben. Fragen Sie Jean Le Cam!