Die Seychellen gelten als Honeymoon-Destination par excellence. Obwohl dieses Klischee den Inseln nicht gerecht wird, werden sie ihren Ruf als Milliardärshochburg nur schwer los. Viele Inseln sind in Privatbesitz und werden manchmal besser bewacht als eine Bank, dennoch sind meisten Sehenswürdigkeiten öffentlich zugänglich. Wir haben uns auf einem Katamaran in aller Ruhe von einem zauberhaften Ankerplatz zum nächsten gleiten lassen.
Text und Fotos: Emmanuel van Deth
Unsere Moorings/Sunsail-Basis befindet sich in der brandneuen Victoria Marina auf Eden Island. Mit dem Taxi gelangt man in ein paar Minuten zu einem grossen Einkaufszentrum, wo man sich verproviantieren kann, aber auch in der Marina gibt es zahlreiche Restaurants und kleine Geschäfte. Das Skipperbriefing fällt kurz aus. Für eine Charterwoche beschränkt sich das Revier auf die Hauptinsel Mahé, Praslin 25 Seemeilen nordöstlich, La Digue und Curieuse. Eine relativ kleine Fläche mit einer umso grösseren Anzahl paradiesischer Ankerplätze!
1. Tag: Schnorcheln nur 20 Minuten von der Basis entfernt
Wir richten uns auf unserem Moorings 5000 ein, bunkern die letzten Lebensmittel und füllen die Wassertanks. Unter Motor verlassen wir Eden Island. Weniger als zwei Seemeilen von der Basis entfernt umschliessen die vier kleinen Inseln St. Anne, Moyenne, Longue und Cerf Island eine grosse, bei jedem Wetter zugängliche Wasserfläche. Besonders attraktiv ist das Meeresschutzgebiet. Dort kostet eine Übernachtung 200 Rupien pro Person, die Investition lohnt sich aber allemal. Es warten 28 Grad warmes, türkisfarbenes Wasser und ein unglaublicher Fischreichtum. Schnell Maske und Schnorchel aufsetzen und abtauchen – oder sich auch einfach nur ins laue Nass gleiten lassen und baden. Das Revier ist angesichts der Nähe zur Hauptstadt erstaunlich ruhig. Spätestens, wenn die Sonne hinter der traumhaften Kulisse untergeht, fühlt man sich wie im Paradies.
2. Tag: La Digue und ihre Traumstrände
Es ist Ende April, der Südost-Monsun bestimmt das Wetter. Wir segeln bei 15 Knoten raumem Wind an Steuerbord zur rund 20 Seemeilen entfernten Insel La Digue. Die rund einen Meter hohen Welle m, Katamaran sei Dank. Der Leopard schafft mühelos einen Durchschnitt von 7 bis 8 Knoten. An Backbord zieht Paul an seiner eben gerade ausgeworfenen Angel. Er hat Glück: Nach nur dreissig Minuten haben bereits zwei Thunfische angebissen. Der ersten geniessen wir als Tartar, der zweite wird eingefroren. Wir beschliessen, den nordwestlichen Ankerplatz von La Digue anzulaufen. Er ist zwar gut vor dem Südost-Monsun geschützt, die Wellen schaffen es je nach Gezeitenlage dennoch bis hierhin. Für hiesige Verhältnisse ist der stark besuchte Liegeplatz sehr gross – er reicht von der Anse Severe bis zum Hafen –, da stören die vielen Boote nicht weiter. An Land befinden sich gut in die Vegetation eingebettet einige Bars und Restaurants. Hier entdeckt die dreijährige Charlotte ihre ersten Seychellen-Riesenschildkröten. Die über einen Meter grossen und bis zu 300 Kilo schweren Reptilien sind im Aldabra-Atoll ganz im Süden des Archipels heimisch und gehören zu den grössten Landschildkröten der Welt. Einige werden über 200 Jahre alt, auch das ein Rekord. Auf La Digue bewegt man sich praktisch ausschliesslich mit dem Fahrrad fort. Wir mieten uns welche und lassen uns angesteckt von der gemächlichen Lebensart der Bevölkerung treiben. Hier scheint das Leben einen Tick langsamer zu laufen. Keine Autos, entspannte Handwerker, aussergewöhnliche Strände, allen voran die Anse Source d’Argent im Südwesten: Wir wollen gar nicht mehr weg!
3. Tag: Unterwasserwunder Coco Island
Trotzdem ziehen wir weiter, schliesslich gibt es noch viel zu entdecken. Nächster Stopp ist Coco Island inmitten eines Naturparks. Eine Kette kleiner Inseln – Petite Sœur, Grande Sœur, Felicite und Mariane – bieten etwas Schutz. Seltsamerweise gibt es hier nur eine einzige Festmacher
boje, aber sie ist zum Glück frei. Etwas weiter südlich, gegenüber dem Hotel von Felicite, kann man auf Sandgrund ankern. Beim Schnorcheln eröffnet sich uns ein einziges Unterwasserwunder. Wir sehen Schildkröten, Rochen, harmlose Haie und Tintenfische. Unzählige Fische in allen Farben streifen unsere Arme und Beine. Wir fühlen uns wie in einem riesigen Aquarium. Einziger Wermutstropfen sind die Korallen, die zu 95 Prozent abgestorben sind. Besonders das Jahr 2016, als das Wasser lange Zeit über 30 Grad warm war, soll ihnen stark zugesetzt haben. Das Inselchen erreicht man schwimmend, dabei sollte man unbedingt auf die Strömung achten. Eine Alternative sind das SUP oder das Kajak, aber Vorsicht vor der Brandung! Erneut erfasst uns das Gefühl, im Paradies zu sein. Die Granitblöcke, zwischen denen tropische Pflanzen und Kokospalmen wachsen, sehen aus wie ein Garten Eden im Miniaturformat!
Tag 4: Schildkröten auf Curieuse
Laraie Bay im Osten von Curieuse ist einer der am besten organisierten Ankerplätze in der Gegend, mit Dutzenden robuster Bojen. Sie sind kostenpflichtig, ebenso wie das Betreten der Insel, das nur zwischen 9 und 18 Uhr erlaubt ist. Eine weitere Ankermöglichkeit findet man bei der Einfahrt zur Bucht, die gut vor Nordwestwind schützt, sich aber logischerweise bei Wind aus Südost weniger eignet. Auf Curieuse gibt es viel zu unternehmen. Highlight ist natürlich das Naturschutzgebiet mit seinen rund fünfzig Schildkröten. Zudem gelangt man über mehrere Wanderwege zu wunderschönen Stränden und gegen Reservation kann man die heimische Küche mit einem vor Ort zubereiteten Gericht kosten. Am Nachmittag beschliessen wir, uns die Anse St. Jose etwas weiter südlich näher anzusehen.