Die J70 liegt weiterhin im Trend. Neben der Sailing League stossen weitere nationale und internationale Regatten auf grosses Interesse. An der Schweizermeisterschaft in Ascona standen gleich zwei Teams vom Regattaclub Oberhofen auf dem Podest.

Text: Walter Rudin

Das Tessin und im Besonderen der Lago Maggiore zeigten sich zur J70-SM von ihrer typischen Seite: zwei Tage Tessiner Regen, zwei Tage wunderschönes Segelwetter. Ungeachtet der witterungsbedingten Schwierigkeiten bot der Regata Club Lago Maggiore mit OK-Präsident Markus Bläsi den J70-Seglerinnen und -Seglern nebst einer guten Organisation an Land und auf dem Wasser neun tolle Rennen. Die hochkarätigen Teams sorgten für spannende Wettkämpfe auf hohem Niveau. Im Teilnehmerfeld der 22 Boote waren fast alle Spitzencrews aus der Swiss Sailing Super League vertreten. Doch die Liga-Erfahrung allein macht noch keinen Meister, denn an der SM segelten die Teams in einem grossen, schwieriger zu kontrollierenden Feld. Ausserdem waren die Races deutlich länger und der Bootsspeed wichtiger, da war eine ganz andere Taktik gefragt.

Diese Qualitäten spielten besonders die Mitglieder des Regattaclubs Oberhofen (RCO) aus. Mit Beständigkeit, intelligenter Taktik und guter Teamarbeit setzte sich der Veteran Stefan Seger aus dem Berner Oberland durch. Dank eines guten zweiten Tags mit zwei Laufsiegen holte er mit Elianne Boeni, Matthias Fahrni, Karin Nordstroem und Sohn Till Seger den Titel 2021. Mit zwei Punkten Rückstand folgte das Team des Genfer CER mit Nelson Mettraux, die Bronze-Medaille ging an das zweite RCO-Team mit Nick Zeltner.

J70: Nachfrage ungebremst

Natürlich profitiert die J70-Klasse von den vielen Ligen in verschiedenen Ländern. Wie die Verkaufszahlen zeigen, ist das kleine One-DesignSportboot auch in der Schweiz beliebt. Damian Weiss, Generalimporteur und Technischer Delegierter im Klassenvorstand: «Wir haben 2020 in der Schweiz trotz Pandemie zwölf Einheiten ausgeliefert, zehn davon gingen an Vereine. Während früher meistens reifere Segler eine J70 kauften, sind es heute vor allem Clubs.»

Die Events der Klassenvereinigung stehen etwas im Schatten der Liga. Dennoch hält Urs Oldani, der Präsident der J70 Swiss Class, den Ausbau der Aktivitäten in der Schweiz nicht für unbedingt nötig: «Nebst der Liga gibt es einige internationale Regatten wie Europa- und Weltmeisterschaften sowie ausländische Serien in der J70-Klasse, an denen viele Schweizer Teams teilnehmen. Wir möchten dies weiterhin ermöglichen und keine Parallelveranstaltungen aufziehen. Unser Ziel ist es, wie bisher einen attraktiven Swiss Cup mit vier bis fünf Anlässen an guten Standorten zu planen, um für eine seriöse Selektion für grosse Events zu sorgen, aber eben auch keine Interessenkonflikte zu generieren. Ich erachte es nicht als notwendig, die Klasse als Konkurrenz für die Liga attraktiver zu machen. Vielmehr sollen sich beide Formate gegenseitig ergänzen.» j70-class.ch/