Die Dufour-Werft in Perigny wurde vor Kurzem von der französischen Gruppe Fountaine Pajot übernommen und drängt weiter mit neuen Modellen auf den Markt. Die letztjährige 530, die 470 und dieses Jahr die 61 setzen das Markenerbe überzeugend fort.

Text: Norbert Conchin

Wir wurden eingeladen, die Dufour 61 in der Bucht von Marseille probezusegeln. Voller Vorfreude gehen wir an Bord des Flaggschiffs. Mit seinen fliessenden und doch kraftvollen Linien, seinem geraden Steven, der durchgezogenen Kimmkante, dem smarten Biminibügel und dem schlichten Kajütaufbau hinter dem Mast hinterlässt es einen prägenden Eindruck. Umberto Felci, der seit zwei Jahrzehnten als Hausdesigner von Dufour Wunder vollbringt, hat dem Boot einen sportlich-eleganten Look verpasst und ihm so zu einer rassigen Erscheinung verholfen. Obwohl die Marke die Bezeichnung «Yacht» aus ihrem Namen gestrichen hat, bietet sie mit dieser 61er doch einen Luxuscruiser an, der ihre Passagiere mit maximalem Komfort schnell ans Ziel bringt.

Das schwarz lackierte Rigg von Maréchal sieht nicht nur edel aus, sondern lässt sich dank Selbstwendefock auch einfach trimmen. Das weitläufige Cockpit wird achtern durch eine Sonnenliege verlängert, unter der sich eine Dinghi-Garage und ein Plancha-Grill verbergen. Über drei Stufen gelangt man zur kippbaren Badeplattform. Alle Fallen, Schoten und Trimmleinen werden seitlich unter dem Laufdeck auf eine Winschenbasis vor den doppelten Steuersäulen geführt. Diese ergonomische Anordnung erleichtert die Manöver und den Zugang zu den Gangbords. Auch im Innern steht das Wohlbefinden an oberster Stelle. Eine über die ganze Breite gezogene, offene Küche am Hautschott vergrössert optisch den Salon und schafft so einen idealen Aufenthaltsort für eine Grossfamilie. Dank des wandelbaren Konzepts besteht auch die Möglichkeit, gegenüber einer kleineren Pantry eine Pullman-Kabine einzurichten oder, was bei einer Crew wohl die zweckmässigste Variante ist, hinten seitlich vertieft eine Längsküche einzubauen, an die eine gut abgeschottete Crewkabine anschliesst. Die zweite befindet sich in der Bugspitze. Unsere Version ist mit dem «Style»-Paket ausgestattet. Gepolsterte Wegerungen, dicke Teppiche sowie Türklinken, Tischoberfläche und Kartentisch mit Lederüberzug betonen die überragende Qualität, die auch bei den gediegenen Sitzflächen und den Bettwaren zur Geltung kommt. Je nach Stil – Boston, Europe oder Millenium – wird helle Eiche oder dunkleres Teak verwendet, das mit den weiss lackierten Spindtüren einen zeitgemäss-eleganten Kontrast bildet.

Beste Segeleigenschaften

Das Elvstrom-Grosssegel und die Fock werden vom Cockpit aus extrem schnell und kinderleicht mit der elektrischen Winsch gehisst. Bei auffrischender Thermik liegt das Boot stabil auf der Kimm und bei rund zehn Knoten Wind beschleunigt es hart am Wind auf sieben Knoten. Bei diesen Bedingungen würde ein flacher Gennaker Wunder wirken und bestimmt zwei Knoten mehr ermöglichen, aber in Anbetracht des Bootsgleichgewichts und der mühelosen Wenden belassen wir es bei dieser Konfiguration. Als der Wind leicht aufdreht, fallen wir ab, um einen Schlag unter asymmetrischem Spi zu segeln. Raumschots spricht das Ruder direkt an, sogar ein Kind könnte den Kurs halten, was auch dem Autopiloten zugutekommt. Das einzige Ruderblatt sorgt für eine gute, ruhige Kontrolle, die bei Hafenmanövern wertvolle Dienste leistet. Unter Spi und bei 13 Knoten Wind kreuzen wir mit 9 bis 10 Knoten. Das Boot lässt sich auch jetzt noch sanft steuern und bleibt problemlos in der Spur. Da haben sogar Anfänger ihre helle Freude! Zurück im Hafen besteht beim Anlegen dank Bug- und Heckstrahlruder auch bei starkem Seitenwind keine Gefahr, dass etwas schiefgeht.

Bei Flaute schiebt ein grosser Volvo D4 mit 180 PS die Dufour 61 mit durchschnittlich 8 Knoten, vorwärts. Er verursacht nicht übertrieben viel Lärm, dennoch besteht hier noch Verbesserungspotenzial. Alles in allem spürt man deutlich, dass die über fünfzigjährige Marke bestrebt ist, die Bauqualität ihrer Flotte noch weiter hochzuschrauben. Mit diesem Vorzeigemodell ist ihr das bestens gelungen. So viel Komfort, Leistung und Fahrspass in einem so zeitgemäss gestalteten und gemütlichen Interieur ist eine Seltenheit.