Der grössten Baleareninsel wird nachgesagt, sie bestehe hauptsächlich aus hässlichen Betonbunkern, naturbelassene Küsten gebe es so gut wie keine mehr. Wir wollten Mallorca unvoreingenommen entdecken und wurden nicht enttäuscht.

Herrschaftliche Naturkulisse
Cabrera liegt weniger als 20 Seemeilen weiter südlich. Bei kräftigem Ostwind können wir die Sun Odyssey 449 laufen lassen und alles aus ihr herauskitzeln. Die Insel verfügt über zwei reglementierte Ankerplätze. Der grössere ist ausser bei steifem Nordwind gut geschützt und befindet sich in einer grossen, von trockenen Hügeln und golden schimmernden Felsen umgebenen Bucht. Dieser wunderschöne Anblick lässt sich bei einem Spaziergang zum Festungsturm noch besser bewundern. Wir haben Glück. Direkt vor der Ruine ist noch eine Boje frei, an der man tagsüber festmachen darf. Wir wassern das Beiboot, montieren den Motor, senken die Badeplattform und geniessen das 25 Grad warme Wasser. Weitere Bojen befinden sich in der östlich angrenzenden Cala Es Borri. Ankern ist im ganzen Archipel verboten, mit dem Dinghi herumfahren ist hingegen erlaubt.
Calas, so weit das Auge reicht

Überschwängliche Natur

Un, dos, tres, fiesta!
Ab San Telmo, werden die Gebäude wieder zahlreicher und die Ankerplätze voller. Kein Zweifel: Wir nähern uns Palma. Andratx bietet den ersten, bei jeder Witterung geschützten Hafen. Hier kann man für einen Euro pro Fuss an einer Boje vertäuen. Auch im nur wenige Längen weiter gelegenen Santa Ponsa stehen geschützte Liegeplätze zur Verfügung, die Stadt selbst ist enttäuschend. Es folgen viele weitere Calas mit kristallklarem Wasser, vor denen der Bauwahn leider nicht Halt gemacht hat. Zwei Ausnahmen gibt es: Cala Figuera und die in drei separate Buchten aufgeteilte Cala Portals. Bis nach Palma darf man nicht mehr viel Sehenswertes erwarten. Sogar das völlig überlaufende und total flache Las Illetas ist den Umweg nicht wert. Warum nicht Ethnologe spielen und sich ins Partygetümmel stürzen? Das örtliche Ibiza befindet sich direkt vor unserem Bug. Magaluf zeichnet sich durch einen herrlichen Strand, einen äusserst korrekten, kurioserweise nur wenig belegten Liegeplatz und, wie könnte es anders sein, grosse Gebäude aus. Morgens ist die Stadt tot und nachmittags schläfrig, denn dann spielt sich das Leben auf den Liegestühlen ab. Bei Einbruch der Nacht erwacht sie schlagartig und kommt bis um drei Uhr morgens nicht zur Ruhe. Vor allem die Engländer feiern jeden Tag und völlig ungehemmt. Die spanische Polizei hat sogar schon die Bobbies um Hilfe gebeten, aber auch die konnten nichts ausrichten. Für uns ist die Fiesta eine interessante Erfahrung. In Erinnerung bleiben werden uns jedoch eher die imposanten Panoramen der Nordküste.
REISE-INFOS
Anreise
Swiss und easyJet bieten günstige Direktflüge aus Zürich und Genf an. Aus Barcelona, Valencia und Denia kann Mallorca auch per Fähre erreicht werden. Segler mit einer eigenen Jacht können direkt vom Festland anreisen. Ibiza liegt nur 50 Seemeilen vor der Küste, der Norden Mallorcas nur 100 Seemeilen von Barcelona entfernt. Die Entfernungen zwischen den Inseln sind klein: 50 Seemeilen zwischen Mallorca und Ibiza, nur 25 Seemeilen zwischen Mallorca und Menorca. Dadurch bietet sich natürlich Inselhüpfen an, ohne dass man eine einzige Nacht auf dem offenen Meer verbringen muss.
Bootscharter

In Palma oder in der näheren Umgebung der Inselhauptstadt sind die meisten grossen Charterfirmen wie Dream Yachts Charter und Sunsail vertreten. Dadurch profitiert man gleich doppelt: Erstens sind Haupthafen und Flughafen in der Nähe, zweitens bietet sich neben Mallorca ein Besuch der nahegelegenen Nachbarinseln Menorca und Ibiza an. Eine Woche reicht für einen Rundtörn um Mallorca aus. Falls Sie auch Menorca und Ibiza ins Programm einschliessen möchten, planen Sie mindestens drei Wochen ein. Angesichts des generell milden Wetters und des ruhigen Meers ist eine kleine Jacht nicht unbedingt weniger komfortabel als eine stattlichere Einheit. Einem kleineren Boot stehen zudem alle Ankerbuchten offen.
Navigation – Wetter – Häfen
Segeln in Mallorca ist einfach und angenehm, denn das Revier kennt keine Gezeiten, kaum spürbare Strömungen und sehr wenige Untiefen. Ausserdem ist das Wasser mit Tiefstwerten von 14° und Höchstwerten von 26° schön warm. Im Winter herrscht mildes, im Sommer hingegen trockenes Wetter mit Werten zwischen 18° und 31°. Als Beispiel. Im Januar beträgt die Durchschnittstemperatur 11°, im August 25°. Auf Mallorca ist es meist trocken und sonnig. Die Insel verzeichnet 400 mm Niederschläge und 2750 Sonnenstunden pro Jahr. Von Juni bis September ist es praktisch immer schön. Kabbelsee und Wellengang können aber einige Ankerplätze schwer erträglich machen. Auf Mallorca gibt es rund 20 bestens ausgestattete Häfen. Bei Bedarf stehen genügend sichere und schnell erreichbare Liegeplätze zur Verfügung. Im Norden kann es allerdings schwierig werden, sich in Sicherheit zu bringen. Dort bietet sich auf der 50 Seemeilen langen, von spektakulären Klippen und Steilküsten durchsetzten Küste bei aufgewühltem Meer nur Port de Sóller an.



