Fotos: © Christophe Migeon
Die besten Tauchgründe in Dominica befinden sich vor der Westküste, dort, wo die Insel von der Karibik umspült wird und vor den unberechenbaren Launen des Atlantiks geschützt ist. Entlang der vulkanischen Felsvorsprünge und der Sandbuchten hält die Insel im Wasser genauso viele Überraschungen bereit wie über dem Wasser.
Das Hinterland besteht aus steilen Bergen, die von Wäldern umgeben und von Wasserfällen durchzogen sind. An den Küsten prägen Dörfer mit rot bedeckten Häusern, Rasta-Männer mit breitem Grinsen und Polizisten mit viel zu kurzen Hosen das Bild. Scheinbar harmlose Seen beginnen plötzlich wie auf einem Herd vergessene Suppen zu brodeln, Bananenfelder werden abgeerntet und Kolibris schwirren umher, als hätten sie Amphetamin geschluckt. Die Berge haben den Dörfern kaum Platz gelassen. Sie fallen steil ins Wasser ab. Die Hauptstadt Roseau muss sich mit dem schmalen Streifen zwischen bewaldeten Hängen und aufschäumenden Wellen begnügen. All das ist Dominica. Das und natürlich das Meer.
Dominica ist noch immer ein Geheimtipp. Obwohl sie an zwei bekannte französische Überseegebiete grenzt, wird die Insel oft mit der Dominikanischen Republik verwechselt. Es ist wie ein Fluch: Als ob der Blick, angezogen von Martinique und Guadeloupe, von einer Insel zur anderen springen und es nicht schaffen würde, auf dem kleinen Fleckchen Erde dazwischen zu verharren. Dabei lohnt sich das allemal..
Faszinierende Unterwasserwelt
Der lange Holzsteg des Hotels Anchorage ragt forsch ins offene Meer hinaus, bevor er 
Ganz in der Nähe schlummert seit 1994 das Wrack eines wegen 
Der östliche Teil des Kraters grenzt an die Küste, der südliche Rand ragt als lange, schlanke Halbinsel Scott Head aus dem Wasser und der westliche Rand liegt in einer nicht empfehlenswerten Tiefe. Bleibt die nördliche Lippe des Kraters. Sie ist in viele fotogene und gut zugängliche Felsnadeln aufgeplatzt.
on Hexen…
Heute Morgen tauchen wir bei Carib’s Leap, dem Sprung des Kariben. Die Kariben waren Indianer aus dem Norden Venezuelas. Sie liessen sich im 9. Jahrhundert auf den meisten Inseln der Antillen nieder. Kolumbus landete auf seiner zweiten Reise am Sonntag, 3. November 1493, an der Küste Dominicas, die er nach dem spanischen Wort für Sonntag Domingo nannte. Bei der Schilderung der Einheimischen ging die Fantasie mit ihm durch. Er verpasste ihnen ein dämonenhaftes Image. In sein Tagebuch schrieb er: „Ich habe einäugige Menschen gesehen, andere hatten Mäuler wie Hunde und assen Menschenfleisch. Wenn sie einen Feind zu fassen bekamen, schlugen sie ihm den Kopf ab, tranken sein Blut und schnitten ihm die Natur ab.“ Damit hatten die Kariber ihren Ruf für die nächsten Jahrhunderte weg. Auf der Insel Waitukubuli – „sein Körper ist gross“ – wie sie Dominica nannten, widersetzten sie sich 200 Jahre erfolgreich den europäischen Eroberern. Entnervt über ihre ständigen Angriffe unterzeichneten die Franzosen und die Engländer, die mit Kanonen und Flinten um die Insel kämpften, 1686 ein Abkommen, in dem sie Dominica als neutralen, von den Indianern kontrollierten Staat anerkannten. Wenig später dezimierten aber Keuchhusten und Pocken die Bevölkerung in einem so verheerenden Mass, dass die Einheimischen keine andere Wahl hatten, als klein beizugeben. Heute leben noch 3000 von ihnen in einem kleinen Reservat im Nordosten der Insel.
Um den Tauchgrund von heute Morgen, der am Fuss eines riesigen Basaltfelsens liegt, ranken sich mehrere Geschichten. Wie viel davon wahr ist, weiss niemand. Eine handelt von untreuen Weibern. Die Kariben waren polygam, schätzten es aber dennoch nicht, wenn ihre Auserwählten anderen Männern schöne Augen machten. Solch flatterhaften Frauen soll mit viel Druck nahegelegt worden sein, sich von diesem Felsen zu stürzen. Eine andere Legende spielt im 17. Jahrhundert. Damals soll der Felsvorsprung von europäischen Würdenträgern dazu genutzt worden
... und Piraten
Unter der Wasseroberfläche verliert sich eine mit Gorgonien
Je weiter wir in den Norden fahren, desto flacher wird die Landschaft. Die sanften Hänge der Region Salisbury halten einige Überraschungen bereit. Gelbe Froschfische, die hinter den gleichfarbigen Schwämmen kaum zu erkennen sind, wie Jahrmarktbuden geschminkte Seefledermäuse, wütende Flughähne mit stahlblau gesäumten Brustflossen und exhibitionistische Anemonenfische bilden zusammen mit anderen seltsam anmutenden Kreaturen ein echtes Kuriositätenkabinett. Die noch etwas weiter nördlich gelegenen Prince Rupert Bay ist übersät mit Dutzenden Schiffwracks, die wie eine Herde erschöpfter Wale an der Küste aufgelaufen sind. Sie rosten nach ihrem abenteuerlichen Leben als Frachter auf hoher See langsam vor sich hin, hätten sich doch aber wunderbar fürs Wracktauchen geeignet. Unter den beiden Vulkankegeln der Pointe Cabrits nehmen die Tiefenkurven ihre Achterbahnfahrt wieder auf und stürzen in der Mitte der Bucht abrupt 300 Meter in die Tiefe. Von den Bergen gerollte Felsen liegen über den Hang verstreut und bilden Höhlen, Tunnels und mit Schwämmen und Steinkorallen überwucherte Überhänge. Barrakudas und blaue Stachelmakrelen patrouillieren in den fischreichen Gründen, die seit Kurzem zum Cabrits- Nationalpark gehören. Auch hier pflegt Dominica sein Image als kleine Wilde der Antillen.
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REISE-INFOS

Beste Reisezeit
Die Trockenzeit dauert von Januar bis Juni, die Regenzeit von Juli bis Oktober. Man muss jedoch das ganze Jahr mit einer oder zwei leichten Regenschauern pro Tag rechnen. Die Wassertemperatur schwankt zwischen 25 und 27 °C. Von Ende August bis Anfang Oktober herrscht Orkangefahr. Von Juli bis Dezember weht ein zum Segeln idealer Passatwind.
Tauchzentren

Buddy Dive. Club im Fort Young Hotel in Roseau. Zwei Tauchgänge: 99 US$. www.buddydivedominica.com
Sunset Bay Club. Zum Tauchen in der Region Salisbury, in der Mitte der Westküste. Zwei Tauchgänge: 111 US$. www.sunsetbayclub.com.
Anreise
Für massgeschneiderte Reisen und/oder Törns: my charter, info@mycharter.ch – mycharter.ch. und Sailpro, sailpro.ch


