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Nosy Be, Madagaskar : Das madagassische Paradies

von Quentin

Es gibt Cocktails, die schmecken nicht nur traumhaft gut, sondern sind auch farblich ein Gedicht. Ihre bunten Zutaten wirken wie eine Einladung, gedanklich auf Reisen zu gehen. Madagaskar und die Inselgruppe Nosy Be sind solche Cocktails. Der afrikanische Inselstaat mit seinen smaragdblauen Lagunen, den sattgrünen Wäldern und den unglaublichsten Tieren und Pflanzen im Wasser und an Land wirbt zu Recht mit dem Slogan „Treasure Island“.

Madagaskar ist riesig

GOELETTENOSYFE_PGARENNEund doch nur eine Insel – die viertgrösste der Welt, um genau zu sein. Sie erstreckt sich über 1600 Kilometer vom 12. bis zum 26. südlichen Breitengrad, vom Cap d’Ambre im Norden bis zum Cap de Sainte-Marie im Süden. Im Osten grenzt Madagaskar an den Indischen Ozean, im Westen an die bis zu 3000 Meter tiefe Strasse von Mosambik. In der Kreidezeit spaltete sich die Insel vom Grosskontinent Gondwana ab und entwickelte eine weltweit einzigartige eigenständige Natur. Es entstanden die schönsten Kreaturen, die sich dank der vielfältigen geologischen Beschaffenheit und des einzigartigen Klimas wunderbar entfalten konnten. Da die ursprünglichen Wälder durch das Zutun der Menschen zu verkümmern begannen, wurden 43 Nationalparks mit einer Gesamtfläche von zwei Millionen Hektaren eingerichtet, darunter sieben UNESCOWelterbestätten, zwei Ramsar-Feuchtgebiete und drei Biosphärenreservate. Damit sollen die letzten Regenwaldflächen, Bergregionen, Baobab- Alleen und Küstenstreifen geschützt werden. Der Wille, die fantastischen Landschaften zu retten und die vielfältigen Bäume zu erhalten, ist da, obwohl es noch immer reiche Leute gibt, die aus den Naturschätzen lieber Couchtische machen lassen. Für bestimmte endemische Vierbeiner wie Lemuren oder Chamäleons sind die Schutzmassnahmen lebensrettend. So unterschiedlich die flinken Primaten und die sich bedächtig fortbewegenden Kriechtiere auch sein mögen, beide stehen als Wahrzeichen stellvertretend für den Naturschutz Madagaskars. Und der muss unbedingt fortgesetzt und weiter gefördert werden, wenn die faszinierenden Kreaturen nicht aussterben sollen. Das wurde uns spätestens klar, als der heimische Tourführer „Maki, Maki“ in den Wald hineinrief und uns plötzlich zwei grosse kugelrunde Augen anstarrten, als seien wir Ausserirdische, und als wir ein Chamäleon in Kodachrome- Farben entdeckten, das sich in Zeitlupe auf einem Ast fortbewegte, ein Auge nach hinten, das andere nach vorne gerichtet.

Feuerwerk der Natur

NOSYIRANJA3_PGARENNENosy Be, die „grosse Insel“, steht der Hauptinsel in nichts nach. Atmen Sie bei der Ankunft tief ein und schon wissen Sie, dass Sie hier an einem ganz besonderen Ort sind. Denn wo sonst auf der Welt duftet es so herrlich nach Ylang-Ylang? Land und Meer bilden hier eins. Nosy Be sind wie auf einer Perlenkette aufgereihte kleine Inselchen: Nosy Komba, Nosy Fanihy, Nosy Sakatia, Nosy Iranja, Nosy Tanikely, Mitsio und Radama. Die grösste Insel von Nosy Be überrascht mit ihrem Naturreichtum sogar die Krokodile in den natürlichen Kraterseen. Einen faszinierenden Einblick in die Vielfalt gibt das Lokobe-Naturreservat. In diesem einzigen ausgewiesenen Schutzgebiet der Insel steht der Sambirano, einer der letzten Primärwälder Madagaskars. Hier finden 376 verschiedene Tierarten Zuflucht, darunter 16 Fledermaus-, 11 Primaten-, 103 Vogel-, 84 Reptilien-, 34 Amphibien- und 112 Tagfalterarten. Ein Paradies für Hobbybiologen und Tierliebhaber mit einer Vielfalt, wie es sie auf dieser Welt selten gibt. Nicht weniger überwältigend ist das angrenzende Blau. Nosy Be sollte man Insel für Insel, Ankerplatz für Ankerplatz, Dorf für Dorf erkunden. Nur so kann man den Archipel in seiner ganzen Vielfalt und Schönheit erfassen. Segler lieben es, nach vorne zu blicken, um Kurs auf ein neues Ziel zu nehmen. Hier müssen sie aber auch unter den Bug schauen. Im Wasser tummeln sich Buckelwale, Brydewale, Omurawale, Walhaie, Ostpazifische Delfine, Grosse Tümmler und Suppenschildkröten. Die Bucht von Nosy Be ist ein Ort des Friedens und ein gut bestückter Selbstbedienungsladen. Von Juli bis November ziehen Buckelwale nach Madagaskar, um sich zu paaren und ihre Jungen zu gebären. Dann ruhen sich die Mütter und ihre Kleinen im ruhigen Wasser der Bucht aus, während sich die Bullen weiter draussen bekämpfen, um die Weibchen zu beeindrucken. Ab September sind hier zudem Walhaie anzutreffen. Sie schlagen sich in der planktonreichen Bucht den Bauch voll. Mit Maske, Schnorchel und Flossen kann man den friedlichen Riesen ziemlich nahe kommen und ihnen zusehen, wie sie gemächlich ihre Bahnen ziehen. Eine solche Begegnung macht uns klar, wie winzig und unbedeutend wir doch sind. Vor allem aber hinterlässt sie unvergessliche Erinnerungen. Die Bucht ist nicht nur eines der ganz grossen Meisterwerke der Natur, sondern auch einer der drei besten Orte für Walhaibeobachtungen. Das bleibt er allerdings nur, wenn ein verantwortungsvoller Tourismus gelebt wird. Wer mit den Giganten auf Tuchfühlung gehen will, sollte das daher nur mit spezialisierten Guides machen.

Ein Nosy schöner als das andere

PIROGUEPLAGE1_PGARENNEBei Nosy Iranja vor Anker zu liegen gehört ebenfalls zu den ganz grossen Momenten eines madagassischen Törns. Die weisse Landzunge zwischen zwei Inseln ist von unübertroffener Schönheit. Wenn Sie traditionelle Holzhütten mit Dächern aus Palmwedeln und ein paar Auslegerboote sehen und Ihnen an einem Tisch direkt im Sand ein Teller Crevetten und Langusten gereicht wird, dann wissen Sie: Sie sind angekommen. Nosy Iranja ist eine Perle in einer türkisblauen Lagune. Hier plätschert das Leben langsam und friedlich dahin. Schlendern Sie durch das Dorf und lassen Sie die ganz eigene Atmosphäre auf sich wirken. Schüler kehren aus der einzigen Schule der Insel nach Hause zurück, Fischer bieten ihren Fang feil, Frauen bieten bunte Pareos an und Tagestouristen mieten sich in eine der einsamen Hütten direkt am Meer ein, um wenigstens ein paar Stunden die moderne Welt abzuschütteln. Auf Nosy Sakatia haben Sie ein Stelldichein mit Suppenschildkröten. Sie brauchen nicht mühsam nach ihnen zu suchen, denn die anmutigen Panzertiere sind überall, unter dem Bootsrumpf und direkt vor Ihren Augen. Einige sind klein, andere gross, einige scheu, andere gleichgültig, aber alle haben hier ein Ökosystem gefunden, das ihnen viel Nahrung und auch sonst die besten Lebensbedingungen bietet. Am Strand werden Schutzzonen manchmal einfach mit Holzstücken markiert. Sie weisen darauf hin, dass hier Eier eingebuddelt sind. Ja, unter Ihrem Badetuch entsteht Leben! Nachts schleppen sich die Weibchen ans Ufer, wo sie rund hundert Eier in den Sand legen, aus denen dann 45 bis 70 Tage später Junge schlüpfen. Auch im Wasser hat die Natur Wundersames vollbracht. Tanikely wurde zum Naturschutzgebiet ernannt. Jeder Tauchgang ist eine Reise in ein farbenfrohes Paradies. Doktorfische, Fledermausfische, Barrakudas, Kaiserfische, Stachelmakrelen und ein paar Langusten, deren lange, ruhelos schwingende Antennen ihre Anwesenheit verraten, verwandeln den Spot in ein Aquarium. Mit seinen günstigen Wetter- und Navigationsbedingungen ist Nosy Be ideal für Törns. Mit dem Boot gelangt man an unberührte, ungewöhnlich tierreiche Orte. Wenn sie es bleiben sollen, müssen sie unbedingt noch besser geschützt werden. In Erinnerung bleiben auch die freundlichen Bewohner, die mit Blumenmustern und traditionellen Symbolen geschminkten Frauengesichter, die Männer, die auf ihren arabischen Dhaus tonnenweise Sand der Küste entlang transportieren, den sie dann auf dem Rücken weitertragen, und die Nussschalen auf offenem Meer, auf denen sich Gemüse und Ziegen türmen. Wenn Nosy Be nicht von den Auswüchsen unserer sogenannten modernen Welt eingeholt wird, bleibt die Inselgruppe ein Nektar, der mit jeder Seemeile, jeder Bucht, jedem Dorf und jedem Lächeln an Geschmack gewinnt.


PRAXIS-TIPPS

BOUTRESARABES_PGARENNEMadagaskar, Gastland des Grand Pavois La Rochelle 2018

Der Inselstaat ist vom 26. September bis 1. Oktober 2018 Ehrengast an der internationalen Bootsmesse in La Rochelle (Frankreich). Eine einmalige Gelegenheit, mehr über die Destination und die Schätze ihrer Regionen zu erfahren. An der Messe haben Sie Gelegenheit, sich mit Vertretern des madagassischen Fremdenverkehrsbüros zu unterhalten, bei Reisespezialisten Informationen über Tauch-, Angel-, Wander-, Bade- oder Abenteuerferien einzuholen, heimisches Kunsthandwerk wie Bootsmodelle zu bewundern und einer Folkloregruppe zuzuschauen. Infos: grand-pavois.com

Klima

Auf der Insel herrscht ein tropisches, feuchtheisses Mikroklima mit einer Durchschnittstemperatur von 26 °C. In Nosy Be gibt es nur zwei Jahreszeiten: die schwülere Regenzeit von Dezember bis April und die kühlere Trockenzeit von Mai bis November.

Navigationsbedingungen

Das Meer ist durch die Berge auf dem Festland vor den Wellen des Indischen Ozeans und dem Passat geschützt und daher eher ruhig. Eine Thermik zwischen 10 und 15 Knoten schafft während zehn Monaten im Jahr idyllische Navigationsbedingungen. Gesegelt wird der Küste der Hauptinsel Grande Terre entlang zwischen kleinen und grösseren Inseln.

Marina

Nosy Be hat nur eine einzige Marina an der Crater Bay mit Bootsplätzen und diversen Services. Sie befindet sich in der Nähe von Hell-Ville, dem Hauptort der Insel und Ausgangspunkt zahlreicher Exkursionen und Törns. Infos: marina.mg

Für massgeschneiderte Törns: my charter, info@mycharter.ch, mycharter.ch

Bootstouren

Auf dem ganz aus madagassischem Hartholz gebauten klassischen Schoner Nofy Be werden ein- oder mehrtägige Törns angeboten. Die vierköpfige Crew aus heimischen Seeleuten kennt die Westküste und die Strasse von Mosambik wie ihre eigene Hosentasche, Der Koch Fabrice Sakalava stammt aus dem Nordwesten von Nosy Be. Begleitet werden die Touren von Fred oder Laeticia. Es sind auch Segelaufenthalte mit Vollpension, Tauchgängen und Entdeckungsfahrten möglich. Infos: nofy-be.com

Walbeobachtung

Zwei empfehlenswerte Anbieter von Whale-Watching-Touren, auf denen Experten viel Wissenswertes über Wale, Walhaie und Delfine berichten: baleinesrandeau.com (Nosy Be) und safaribaleine.com (Nosy Komba)

 

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