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60 Jahre Swiss Optimist : Erfolgsgeschichte weiterspinnen

by Quentin

Text: Walter Rudin

«Seifenkiste mit Segeln» oder «schwimmende Badewanne» wird er verächtlich genannt. Ganz entgegen dem Trend zu immer schnelleren Jollen hält sich der Optimist seit drei Generationen beharrlich als Einsteiger- boot für junge Seglerinnen und Segler. Die kleine Jolle hat seit gut einem halben Jahrhundert Millionen von Kindern auf dem Wasser glücklich gemacht und vielleicht auch fast ebenso viele Eltern auf dem Ufer zur Verzweiflung getrieben. Tatsache ist, mit registrierten 500 000 Einheiten ist der Opti das meistgebaute Boot der Welt.

1968 WAR DER ERSTE OPTIMIST DER SCHWEIZ SEGELKLAR.

Genialer Wurf
Die Entstehung des Optimisten im Jahr 1947 war genauso abenteuerlich wie das Vorgehen dilettantisch. Der Amerikaner Clark Mills wollte für sein Kind ein Segelboot herstellen, erhielt aber nur 230 Zentimeter lange Sperrholzplatten. Damit waren die Masse des Optimisten besiegelt. Er bekam keinen richtigen Bug, dafür aber eine imposante Breite. Den Durchbruch schaffte der Optimist sieben Jahre später dank Axel Damgaard. Der Däne standardisierte das Boot und versah es mit einem Sprietsegel. So ausgestattet startete der Opti seinen Sieges- zug um die Welt. Das Virus verbreitete sich von Norden nach Süden und erreichte in den späten 1960er-Jahren auch die Schweiz. Vermutlich war es Louis Schiess aus Cham, der den ersten Optimisten in der Schweiz baute. Er hatte 1967 an einer Regatta in Finnland einen Opti gesehen und wollte dasselbe Modell für seine Kinder. Also bestellte er Baupläne und stellte das Dinghi im folgenden Frühling in drei Tagen fertig. Das Boot gefiel und es fanden sich viele Nachahmer. Im Zuge der rasanten Verbreitung wurde bereits 1969 die Schweizerische Optimist Dinghy Vereinigung gegründet.
Heute zählt der Klassenverband Swiss Optimist über 200 aktive Mitglieder und zeigt auch nach
60 Jahren keine Altersbeschwerden. Obwohl die kleine Jolle mit ihrer Yardstickzahl von 173 wohl den Rekord als langsamstes Boot innehält, behauptet sie sich hartnäckig. Diese Langlebigkeit überrascht, vor allem auch, wenn man bedenkt, dass sich heute tempobolzende Jollen gleich im Dutzend nach kurzem Showdown wieder aus der Szene verabschie

den. Insider sehen im Riss etwas Geniales. Hene Keller, Regattachef von Swiss Optimist, formuliert es so: «Dieses Boot können sowohl blutige Anfänger als auch Fortgeschrittene und Cracks segeln.» Und Ehrenpräsident Peter Gebistorf, der selber seit Jahrzehnten Optikurse leitet, ergänzt: «Es gibt nichts Besseres als den Opti, kein anderes Boot kann schon von sechsjährigen Knirpsen gesegelt werden. Dank seiner Breite kentert der Opti relativ spät und lässt sich auch ohne viel Kraftaufwand gut wieder aufrichten.»

Zu seinem 60-Jahr-Jubiläum blickt Swiss Optimist zuversichtlich in die Zukunft. Ein breites Kader segelt auf höchstem Niveau und weckt Begehrlichkeiten für einen dritten WM-Titel, zumal die Weltmeisterschaft dieses Jahr auf dem Gardasee fast vor der eigenen Haustüre stattfindet.

An die Spitze gepusht

Schweizer Opti-Segler sorgten in den vergangenen Jahren für Furore: Sie holten gleich zweimal den Weltmeistertitel. Alberto Casco, Präsident von 2012 bis 2018, hatte der Klasse neue Ausbildungsstrukturen verschafft, die weltbesten Trainer in die Schweiz geholt und den Kindern hundert Tage hartes professionelles Wassertraining ermöglicht. Während seiner Ära rückte die Schweiz im Opti-World-Nationenklassement von Platz 40 auf Platz 4 vor.

Die Schweizer Opti-Regatteure behaupten sich auch weiterhin an der Weltspitze. Vorletztes Jahr holte die Bernerin Anja von Allmen an der WM in Zypern die Bronzemedaille bei den Mädchen. Und Stach Vleeshowers zeigte im letzten Sommer Anfang November am Kidibul Cup in Cap Agde mit einem 2. Platz in einem Feld von 262 Optimisten, dass mit der Schweiz immer noch zu rechnen ist.

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