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ALAN ROURA, Stammgast an der Vendée Globe

by Quentin Mayerat

Obwohl der Skipper der IMOCA-Jacht Hublot bereits an seiner dritten Vendée Globe teilnimmt, ist seine Leidenschaft für Hochseeregatten ungebrochen. Alan Roura kennt keine Routine und hat Grosses vor: Zusammen mit Simon Koster und Élodie-Jane Mettraux will er eine Schweizer Akademie für Offshore-Racing gründen und die Mitglieder auf The Ocean Race 2027 vorbereiten. Auf Einhandregatten verzichtet der Schweizer deswegen aber nicht. Er hat bereits angekündigt, dass er die Vendée Globe auch 2028 bestreiten will.

Interview: Quentin Mayerat

Wie läuft die Vorbereitung auf die Vendée Globe?

Nach zwei schwierigen Jahren bin ich mit den Änderungen am Boot und meiner Vorbereitung sehr zufrieden, denn ich konnte dieses Jahr alle geplanten Rennen segeln. Seit 2022 habe ich sechsmal den Atlantik überquert, davon viermal im letzten Jahr. Eine dieser Überquerungen konnte ich nicht im Rennmodus absolvieren, da an der Transat CIC mein Foil gebrochen war. Diese
letzte Fahrt über den Atlantik war emotional sehr anstrengend, die Müdigkeit sass mir in den Knochen. Ich war zwar erleichtert, dass ich mich qualifiziert hatte, aber die Havarie ging mir nicht aus dem Kopf. Der Stress, die Aufregung, der ganze Druck war mit einem Schlag weg. Ich wusste, dass ich sowohl an der Transat CIC als auch an der Vendée Arctique bei unterschiedlichsten Bedingungen, also nicht nur beim Halsen im Passat, eine gute Leistung gezeigt hatte.

Mit welchem Ziel gehen Sie nach dieser neuen Erfahrung an den Start der Vendée Globe?

Mein Ziel ist einfach. Ich muss das Südpolarmeer unter den ersten zehn oder fünfzehn erreichen, um meine Chancen zu wahren, denn danach häufen sich erfahrungsgemäss Havarien und Schäden. Rein von der Geschwindigkeit her kann ich nicht mit den Besten mithalten. Daher muss ich schauen, dass ich im Atlantik dranbleibe und danach mit einem zuverlässigen Boot, das ich sehr gut kenne, vom Südpolarmeer wieder nach Norden segeln kann.

Es ist bereits Ihre dritte Vendée Globe.
Werden Sie anders segeln als beim ersten und zweiten Mal?

Ja, natürlich, ich fange ganz von vorne an. Bei meiner zweiten Weltumsegelung habe ich mich auf die Erfahrungen der ersten verlassen. Naiv, wie ich war, habe ich mir eingeredet, dass ich die Vendée kenne und weiss, wie es laufen wird. Diesmal gehe ich das Rennen ganz anders an. Ich werde nicht mehr versuchen, die Regatta um jeden Preis zu beenden, sondern meiner
Maschine alles abverlangen, auch wenn dabei etwas kaputtgehen kann. An meiner ersten Vendée hatte ich stets im Hinterkopf, dass jeden Moment etwas passieren kann. Diese dritte Weltumsegelung will ich geniessen.

Träumen Sie nach drei Solo-Weltumsegelungen nicht von etwas anderem?

(Lacht) Ein bisschen schon. Seit dem Beginn der letzten Vendée-Globe-Kampagne hatte ich keine Zeit, darüber nachzudenken. Auf der Rückfahrt von New York habe ich mir dann ernsthaft Gedanken über meine Zukunft gemacht. Ich bin seit zehn Jahren einhand unterwegs und habe unglaublich viel Spass dabei. Doch Solo-Projekte sind schwierig und ich kann meine Erfahrungen nicht weitergeben. Ich möchte die Projekte nicht mehr allein stemmen müssen und mein Wissen teilen können. Dass ich auch in Zukunft einhand segeln werde, steht ausser Frage, gleichzeitig
möchte ich aber auch viel im Team segeln.

«Nach dreissig Rennen auf einer IMOCA kann ich The Ocean Race ohne Komplexe angehen.»

Wie sehen Ihre Pläne konkret aus?

Ich arbeite an einem grossartigen Projekt: einer Schweizer Akademie für Offshore-Racing. Die Schweiz hat eine unglaublich dynamische Segelszene, bekannteste Beispiele sind der SailGP und Alinghi Red Bull Racing. Ein breit angelegtes Projekt für Hochseesegeln fehlt aber. Ich möchte daher ein Gemeinschaftsprojekt auf die Beine stellen, das die Farben unseres Landes in die Welt trägt. Mein Ziel besteht darin, ein Team auszubilden, das an europäischen Regatten und an Weltumsegelungen teilnimmt. Mir schwebt ein rein schweizerisches Programm vor, so wie wir es mit Meritund Disque d’Or am Whitbread erlebt haben.

©Vincent Curutchet – BIS EIN NEUES BOOT GEBAUT ODER GEKAUFT WERDEN KANN, WERDEN DIE ERSTEN TEAMREGATTEN AUF DER IMOCA-JACHT HUBLOT GESEGELT

Sie planen also ein Projekt für The Ocean Race. Wer unterstützt Sie dabei?

LDie Mitglieder der Akademie sollen an Zweihand-, Einhand und Teamregatten teilnehmen. Die Grundzüge des Projekts haben wir direkt nach meiner Rückkehr von der letzten Transat skizziert. Ich habe mich mit Simon Koster (Anm. d. Red.: Co-Skipper der Hublot an der letzten Transat Jacques Vabre) getroffen, um das Ganze zu besprechen. Gemeinsam haben wir dann Élodie-Jane-Mettraux kontaktiert. Wir kennen und verstehen uns gut und sie bringt auch sonst alle nötigen Voraussetzungen mit. Sie ist nicht nur eine talentierte und erfahrene Regattaund Offshore-Seglerin, sondern hat auch schon mehrmals am Volvo Ocean Race teilgenommen. Dass sie eine Frau ist, passt ebenfalls perfekt, denn wir wollen die Geschlechtergleichheit fördern.

Wir tragen das Projekt also zu dritt. Derzeit suchen wir intensiv nach Partnern. Unser Ziel ist es, mit einem gemischten Team aus Profis und Amateuren auf meiner aktuellen, mit neuen Foils ausgerüsteten IMOCA Hublot am Ocean Race Europe 2025 teilzunehmen. Dabei geht es auch darum, neue Talente zu finden und sie für 2026 auf ein Atlantikrennen im Team und für 2027 auf eine Weltumsegelung auf einem neueren Boot vorzubereiten. In der Schweiz gibt es unglaublich viele talentierte Nachwuchsseglerinnen und -segler, die in anderen Bootsklassen ihr Können zeigen und vielleicht Lust haben, ins OffshoreSegeln einzusteigen. Ich weiss, wie schwierig es ist, eine Karriere zu starten. Ich möchte ihnen eine Chance geben, so wie ich im Lauf meiner Karriere immer wieder Chancen erhalten habe.

©Georgia Schofield

ÉLODIE-JANE METTRAUX HAT BEREITS ZWEIMAL AM VOLVO
OCEAN RACE TEILGENOMMEN. SIE WIRD IHRE ERFAHRUNG IN DAS SCHWEIZER OFFSHORE RACING TEAM EINBRINGEN.

Es handelt sich also um eine neue Etappe in Ihrer Karriere?

Ja. Für mich ist dieser Schritt mit vielen Verpflichtungen und grossem Einsatz verbunden. Der Gedanke an eine Teamregatta um die Welt hat mich schon immer gereizt, aber ich hatte weder die nötigen Fähigkeiten noch genügend Erfahrung. Nach dreissig Rennen auf einer IMOCA kann ich The Ocean Race ohne Komplexe angehen, ich muss mich nicht verstecken. Unser technisches Team muss sich dafür allerdings verdoppeln oder sogar verdreifachen. Längerfristig möchten wir mit zwei Booten segeln: der aktuellen IMOCA sowie einem neueren Modell. So könnten wir The Ocean Race Europe 2025, das New York Barcelona 2026 und The Ocean Race World 2027 bestreiten und daneben auf Rekordjagd gehen. Und dann muss ich mich mit der Teilnahme an einer bestimmten Anzahl Einhandregatten noch für die Vendée Globe 2028 qualifizieren.

L’ENTREPRISE NAVMAN SAILING D’ALAN ROURA HÉBERGERA CE NOUVEAU PROJET OCEAN RACE.

Sie wollen also noch einmal an der Vendée Globe antreten?

Aller guten Dinge sind vier (lacht). Unser Ziel ist die Teilnahme am Ocean Race und, wenn möglich, direkt danach an der Vendée Globe.

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