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Clubleben : DRCS, der besondere Club

von Quentin

Während viele Segelclubs ums nackte Überleben kämpfen, strotzt der junge Segelclub am Urnersee vor Tatendrang und sein Nachwuchskader sammelt Titel und Medaillen im Multipack. Verantwortlich für diesen Erfolg ist nicht nur die ideale Lage der Basis im windsicheren Revier, sondern auch das besondere Clubkonzept.

Text: Walter Rudin

Der Urnersee gilt als eines der besten Segelreviere der Schweiz. Bis vor wenigen Jahren hatten hier vor allem die beiden Segelvereine am Nordund Südende des Urner Beckens, der Regattaverein Brunnen und der Segelclub Uri, für reges Treiben gesorgt. Um die besten Windverhältnisse zu finden, mussten aber beide Clubs ins mehrere Kilometer entfernte Sisikon reisen.

Genau hier ist der Dirt Regatta Club Sisikon (DRCS) zuhause. Entstanden ist der neue Verein aus der Deutschschweizer Interregionalen Trainingsgruppe (DIRT). Diese hatte gut zehn Jahre lang die besten Opti-Seglerinnen und -Segler der Regionen 3-6 zusammengeführt und gezielt auf die Selektionsregatten von Swiss Optimist vorbereitet. Alberto Casco wollte vor vier Jahren aber einen Schritt weitergehen: Auch andere Bootklassen sollten von guten Trainingsmöglichkeiten an einem festen Domizil profitieren.

Als der Hafen Sisikon den Besitzer wechselte, ergriff Alberto Casco die Chance. Der neue Eigentümer Pavel Sutyagin wollte sich für den Segelsport engagieren und stellte den Kindern und Jugendlichen eine Basis zur Verfügung. «Sie sind unsere Zukunft. Ich möchte, dass die Jungen von den idealen Verhältnissen profitieren, die Schweiz soll im Segelsport zu einer führenden Nation werden und olympische Medaillen holen», so sein Credo. Als Beweis, dass es sich bei diesem Statement nicht nur um schöne Worte handelt, engagiert er sich im Vorstand des neuen Vereins.

Schneller Erfolg

Seit 2018 fördert der Regattaclub DIRT Kinder und Jugendliche, die ihre Segelkarriere national und international vorantreiben wollen. Viele ambitionierte junge Seglerinnen und Segler aus der ganzen Deutschschweiz haben in den letzten Jahren zum DRCS an den Urnersee gewechselt. «Wir sind kompetitiv und arbeiten mit unseren langjährigen Berufstrainern zusammen. Das sind ausgewiesene Profis, die unsere Philosophie mittragen», sagt Vorstandsmitglied Alberto Casco. Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten. Neben den Optimisten sorgten in der vergangenen Saison auch Laser- und 420er-Seglerinnen für Schlagzeilen. Anja von Allmen holte mit dem Laser 4.7 EM-Gold, drei DRCS-Teams belegten bei der 420-Schweizermeisterschaft gleich das ganze Podest.
Auch dem wachsenden Interesse, an diesem Hotspot Regatten auszutragen, versucht der DRCS gerecht zu werden. Trotz knappem Personalbestand werden jährlich etwa fünf Events organisiert, darunter national bedeutende Regatten. Vorletztes Jahr war die Swiss Sailing Super League zu einem Akt auf dem Urnersee zu Gast und letztes Jahr wurde die erste Schweizermeisterschaft organisiert. Weil die Marina in Sisikon ein Privathafen ist und sich daher nur bedingt für grössere Anlässe eignet, sind die Verantwortlichen immer auf der Suche nach Kooperationen mit anderen Clubs und Ausgangsbasen.

Obwohl der junge Club mit über 30 Juniorinnen und Junioren nur 20 aktive Mitglieder zählt, findet er problemlos genügend Helferinnen und Helfer. Regattachef Luc Monnin macht dafür die besondere Struktur des Vereins verantwortlich: «Eine Mitgliedschaft bei uns setzt voraus, dass man aktiv segelt und an Clubaktivitäten teilnimmt. Die Mitglieder sind allesamt motiviert und das ist sicher eine gute Basis. Alle haben das gleiche Interesse, nämlich Spass am Segeln, persönliche Kontakte werden geschätzt und gepflegt. Es sind häufig die Eltern der Jugendlichen, die bei den Regat- ten helfen. Sie werden in die Juniorenaktivitäten des Vereins eingebunden und tragen dort Verantwortung. Oft sind das Leute, die verstehen, wie Regatten funktionieren und deshalb anspruchsvollere Jobs erledigen können.» Qualität steht vor Quantität, der DRCS möchte nicht schnell expandieren, dennoch hat Alberto Casco für die Zukunft einige Projekte im Köcher: «Der Club will sich langfristig als Ausbildungsverein für den kompetitiven Segelnachwuchs etablieren. Dazu haben wir neu die Kindersegelschule «GEBI» von Peter Gebisdorf übernommen. Mit dem Projekt «ROOKIES» werden wir in der kommenden Saison Schulund Kindersegeln anbieten können. Für Vereinsmitglieder ist dieses Jahr ein Besuch bei einem GC32-Syndikat geplant. Sie können den Profis über die Schulter schauen und eventuell sogar mitsegeln. Wir hoffen stark, dass sich die aktuelle Covid-19-Situation 2021 verbessert, damit die geplanten Aktivitäten national und international in einem sicheren Umfeld stattfinden können.»

Kein Erfolgsrezept

Der DRCS scheint viele Sorgen nicht zu kennen, die andere Segelclubs belasten. Allerdings kann der Club noch vom Elan der Gründerjahre zehren und und hat nicht mit dem Problem der Überalterung zu kämpfen. Das Erfolgsrezept lässt sich deshalb von anderen Clubs nicht identisch übernehmen. Einige Eckpfeiler haben aber für alle Vereine Gültigkeit. Die wichtigste Erkenntnis ist wohl, dass ein Segelclub ohne eigene Juniorenförderung langfristig keine Zukunft hat. Man kann die Ausbildung nicht «delegieren». Für die Organisation von grösseren Anlässen sollte man die Zusammenarbeit mit anderen Clubs suchen. Solche Kooperationen sind ein Zukunftsmodell. Welcher Club hat die beste Infrastruktur, wer hat die Regattaleitung mit der grössten Erfahrung oder die besten Leute für den Betrieb einer Festwirtschaft? Wer solche Synergien findet, hat sicher bessere Chancen, auch künftig ein aktives Clubleben zu gestalten.

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