Skippers

🏛 » Die Einheitsklasse auf Kurs

Die Einheitsklasse auf Kurs

von Quentin Mayerat

Das erste für Stève Ravussin reservierte Boot wird als Botschafter der Einheitsklasse und der damit verbundenen Umweltstiftung Multi One Attitude über die Meere kreuzen. Im Januar hat Foncia für Michel Desjoyaux den Bau der zweiten MOD in Auftrag gegeben und im Mai bestätigte auch das Team von Baron Benjamin de Rothschild seine Teilnahme, liess über den Namen des Skippers allerdings noch nichts verlauten. Es wird aber allgemein angenommen, dass es sich dabei um Yann Guichard handelt. Dieser plant jedoch – zumindest offiziell – vorläufig nur bis zur Route du Rhum und kennt die genauen Pläne des Segelteams wohl selbst nicht. Im Juni soll ein viertes Team die Verträge unterzeichnet haben, seine Identität ist aber noch nicht bekannt. Wer neugierig ist, der findet im Juli auf unserer Internetseite genauere Informationen über den mysteriösen Auftraggeber.

Alinghi (noch) nicht unter den Mitbewerbern

Der auf zwölf Boote begrenzte Circuit der MOD soll 2012 mit einer Europatour starten, auf die im Jahr 2014 dann eine Welttour folgt. Wenn alles nach Plan läuft, wird 2011 das erste Boot eingewassert. Bis 2012 sollen die drei am Bau dieser 70-Fuss-Mehrümpfer beteiligten Werften weitere sechs Einheiten ausliefern, so dass an der ersten Regatta theoretisch sechs Teams an den Start gehen können. Alinghi, das logischerweise zu den heissen Kandidaten zählt, wollte sich nicht über eine allfällige Teilnahme äussern. Falls sich Ernesto Bertarellis Team dazu entscheidet, im Segelsport aktiv zu bleiben, sind seine Möglichkeiten allerdings ziemlich beschränkt. Eine weitere America’s-Cup-Kampagne scheint eher unwahrscheinlich, genauso wie auch das Volvo Ocean Race und die RC 44 wohl kaum in Frage kommen. Bleiben eigentlich nur noch der Audi MedCup und die MOD oder eine vom zweifachen Cupsieger vollkommen neu aufgebaute Klasse. Ein zweites helvetisches Team wäre in der von Schweizern gegründeten Einheitsklasse aber auf jeden Fall wünschenswert.

Simeoni zuversichtlich

Vier feste Bestellungen zehn Monate nach der Lancierung des Projekts entsprächen den Prognosen, sagt Klassenpräsident Marco Simeoni. Er hat den Bau der fünf ersten Boote teilweise aus eigener Tasche fi nanziert, damit der Circuit planmässig anlaufen kann. „Es bestehen mehrere seriöse Kontakte, bei denen wir uns realistische Hoffnungen machen können“, so Simeoni. Die etwas schleppende Vertragsunterzeichnung scheint den Geschäftsmann nicht zu beunruhigen, schliesslich ist die MOD nicht sein erstes Grossprojekt. Als Eigner einer Holding aus acht IT-Unternehmen mit insgesamt 350 Mitarbeitenden und einem konsolidierten Umsatz von 80 Millionen Franken hat er in seinem beruflichen Alltag weit komplexere Herausforderungen zu meistern. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sein Engagement im Segelsport noch relativ neu ist. Simeoni ist überzeugt, dass die MOD eine günstige Gelegenheit für den Einstieg in die Hochseeszene darstellen: „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir gerade eine schwere Krise hinter uns haben. Ich glaube, dass die MOD eine Alternative sind, die sich mit der derzeitig schwierigen fi nanziellen Situation im Bereich des Sponsorings vereinbaren lässt.“ Tatsächlich liegen die auf 3,75 Millionen veranschlagten Kosten für ein Boot und die 2,5 Millionen für das jährliche Betriebsbudget weit hinter den Ausgaben eines Teams für das Volvo Ocean Race oder den AudiMedCup zurück.

Starke ökologische Dimension
Nicht zu bremsen ist Simeoni, wenn er auf den ökologischen Aspekt seines Multi One Attitude Projekts angesprochen wird. „Als Stève Ravussin und Franck David mir die Idee vorgestellt haben, fand ich sie im Grossen und Ganzen interessant, aber es fehlte eine internationale und eine umweltbewusste Dimension. Also ha-ben wir diese Punkte in das Konzept integriert“, erklärt der Klassenpräsident. Mehrere Non-Profit-Organisationen und Gaststädte können den Circuit als Schaufenster nutzen, um die breite Öffentlichkeit auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Zentrum dieser „Öko-Kommunikation“ soll jeweils das nach den Grundsätzen der nachhaltigen Entwicklung gebaute Regattadorf sein. „Der Schutz der Gewässer bildet den Schwerpunkt der Ökobotschaft, da er den Seglern besonders am Herzen liegt“, hält der Unternehmer fest und weist Vorwürfe, er wolle mit dem Projekt Greenwashing betreiben, vehement zurück. Man solle ihn nicht vorverurteilen, sondern nach den Taten bemessen. Für den Bau der Mehrrümpfer soll eine CO2-Bilanz erstellt werden und die gesamte Logistik des Sportprojekts wird optimiert, um die Umweltauswirkungen so gering wie möglich zu halten. Marco Simeoni: „Wir erheben nicht den Anspruch perfekt zu sein. Wie alle Umweltschützer möchten wir die Dinge nach und nach verbessern. Uns von vorneherein zu kritisieren ist nicht sehr konstruktiv. Warten Sie erst einmal ab, was wir tun. Danach können wir über Konkretes diskutieren.“ Vielleicht bringt Multi One Attitude ja tatsächlich einen Stein ins Rollen und der Segelsport stellt sich in Zukunft vermehrt in den Dienst der Umwelt.

Dans la meme categorie