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Ein Rekord, mehrere Stürme und acht Kenterungen

von Quentin Mayerat

Trotz des stürmischen Wetters kehrten fast alle Crews der 237 teilnehmenden Boote dieser 45. Genève-Rolle-Genève zufrieden in den Yacht Club de Genève zurück. Weder die Sturmböen noch der peitschende Regen konnte den Seglern die gute Laune verderben. Die meisten hatten den Kurs noch vor Einbruch der Nacht beendet. Die von Loïck Peyron gesteuerte Okalys-Corum von Nicolas Grange lieferte sich mit den beiden Booten des Teams Alinghi ein Kopf-an-Kopf-Rennen und überquerte die Linie schliesslich mit knappem Vorsprung auf die beiden Verfolger. Bei den Einrümpfern hatte der Foiler Mirabaud LX die Nase vorn, dicht gefolgt von Jo Richards Full Pelt. Thomas Jundt und seine Männer schafften es sogar, einen neuen Monohull-Streckenrekord aufzustellen. Neu beträgt die zu schlagende Bestzeit 3 Stunden, 43 Minuten und 47 Sekunden.

Der Genfersee ausser Rand und Band
„ Es war ein sehr schönes Rennen. Wir fi nden uns bei Starkwind gut zurecht und mögen solche Bedingungen “, erklärte Nicolas Grange kurz nach der Zieleinfahrt. Er sah die stürmischen Verhältnisse eher gelassen: „Klar war eine gewisse Anspannung zu spüren und wir mussten uns sehr stark konzentrieren, doch wirklich kritisch war die Situation nie. “ Nicolas Berthoud, der auf der Zen Too segelte und heftigen Wind eigentlich gewohnt ist, gestand hingegen, dass sein Team „mehrere heikle Situationen und einige Schreckensmomente “ hinter sich hatte. Wie so oft haben nicht alle Crews die Regatta gleich erlebt, doch die Kenterungen der sechs M2 und der D35 Smart Home sowie die rund zwanzig Interventionen der Rettungsdienste sprechen eine deutliche Sprache: Die diesjährige Genève-Rolle-Genève hatte es ganz schön in sich. Bereits am frühen Morgen fegte ein starker Wind über die Region, dunkle Wolken hingen tief über dem Genfersee und immer wieder gingen Gewitter nieder. Das erste Unwetter erwischte die Teams schon kurz nach dem Start. Laut einiger Konkurrenten war es aber nicht so sehr die Windstärke, sondern eher der Winkel, in dem die Böen die Boote erreichten, der den Mehrrümpfern zu schaffen machte.

Genf-Rolle in weniger als einer Stunde
Nachdem die ersten Schreckensminuten vorbei waren und sich die Teams an den teuflischen Rhythmus gewöhnt hatten, surften die Boote im Eilzugtempo nach Rolle. 50 Minuten nach dem Start rundeten zehn der zwölf Décision 35 die Boje innerhalb von nur fünf Minuten. Alinghi SUI 1 führte vierzehn winzige Sekunden vor ihrer direkten Verfolgerin Okalys-Corum. Bei den M2 lag auf halber Strecke Safram an der Spitze, Rhône Gestion hatte sich an ihr Heck geheftet. Auch die Einrümpfer bolzten über den See. Als erste wendete Full Pelt nach nur einer Stunde, 13 Sekunden mit komfortablem Vorsprung von 11 Minuten auf die Psaros 40 Oyster. 50 Sekunden später passierte auch Mirabaud LX die Boje, bevor sie auf der Rückfahrt zu einer Aufholjagd ansetzte und als Klassensiegerin die Linie überquerte – sehr zur Freude von Antonio Palma, Kommanditgesellschafter von Mirabaud & Cie und Crewmitglied auf der gleichnamigen Surprise.

Rückfahrt in Match-Race-Manier
Auf der Rückfahrt durften die Teams etwas durchatmen. Obwohl die Kreuz nicht zu den erholsamsten Kursen zählt, so ist sie doch weniger stressig als ein Surf unter Spi. Alinghi und Okalys-Corum lieferten sich bis ins Ziel einen erbarmungslosen Zweikampf. Das letzte Wort hatte schliesslich der orangefarbene Katamaran. Er nahm seinem schärfsten Konkurrenten am Schluss doch noch 26 Sekunden ab. Brad Butterworth, Skipper der dritt•platzierten Alinghi SUI6, erklärte im Ziel : „Wir haben bereits am iShares Cup gemerkt, wie viel unsere Crew dazulernen und wie viele Fortschritte sie erzielen kann. Dieses Rennen ist ein gutes Training für den nächsten America’s Cup.” Safram konnte die Führung bis ins Ziel verteidigen und auch die Zweit•und Drittplatzierten Rhône Gestion und Magic Karma liessen nichts mehr anbrennen. „Zwischen uns und dem Boot von Arnaud Parofaghis lagen nie mehr als 25 Meter ”, sagte der offensichtlich hochzufriedene Sieger und Klassenpräsident Rodolphe Gautier.

Arbeitsreicher Tag für die Rettungsdienste
Trotz der widrigen Witterung mussten nur 31 Teams das Rennen vorzeitig aufgeben. Zusätz•lich zu den erwähnten Kenterungen entmastete ein Toucan und ein Helikopter der REGA musste dem Seerettungsdienst bei der Ortung eines gekenterten und abgedrifteten Katamarans hel•fen. Aus Sicht der Seepolizei war der Tag nach Worten von Michel Detrey, dem Präsidenten des Genfersee-Rettungsdienstes SISL, „arbeitsinten•siv, aber nicht überladen “. Die Interventionen seien ihnen zahlenmässig nicht über den Kopf gewachsen. „Wir können nur hoffen, dass die Organisatoren nicht auf den Gedanken kom•men, aufgrund der Zwischenfälle überstürzt neue, restriktive Bootsregeln aufzustellen. Das würde wenig Sinn machen “, so Detrey.

Interviews der Gewinner und einiger anderer Skipper auf: www.skippers.tv (Rubrik Interviews)

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