Das als Einstiegsjacht fürs Highspeed-Foilen entwickelte Einrumpfboot scheint den Schweizerinnen und Schweizern zu liegen. Team Okalys gewinnt den Persico 69F Cup 2021 und glänzt auch auf der U25-Tour.
Text: Vincent Gillioz
Die Persico 69F ist als Sprungbrett für grössere Foiler wie die AC75 gedacht. Kaum lanciert, machte sie sich daran, die Regattaszene zu erobern. Nach nur einer Saison ist die kleiner Foilerjacht bereits eine feste Grösse. An der ersten Klassenmeisterschaft nahmen Seglerinnen und Segler mit unterschiedlichstem Hintergrund teil. Unter ihnen auch Okalys, das den schnellen Racer offenbar bestens im Griff hat und den Cup nach vier Events nach Hause nehmen konnte. Auch Okalys Youth Project ist im Persico 69 F unterwegs, allerdings auf der Tour für unter 25-Jährige und nicht ganz so erfolgreich wie die älteren Kolleginnen und Kollegen.
Innovatives Konzept
Die Persico 69F ist mehr als ein anspruchsvolles Schulungsboot für angehende Foilerprofis. Dahinter steckt ein umfassendes Konzept. Die Klassenverantwortlichen bieten schlüsselfertige Pakete an, in denen auch die Logistik und die Bereitstellung eines Bootes für die einzelnen Regatten enthalten sind. Ein grosser Vorteil dieses Mietsystems ist die Vereinbarkeit mit Umweltanliegen, denn durch die geteilte Nutzung werden die Foiler betriebstechnisch optimiert. Natürlich kann man eine Persico 69F auch kaufen, so wie das Okalys getan hat. Die U25-Rennserie hingegen muss mit den Booten der Organisation bestritten werden.
Senioren-Meisterschaft in vier Akten
Austragungsorte der vier Events des Persico 69F Cups waren Malcesine (Gardasee), Porto Cervo (Sardinien), Torbole (Gardasee) und Puntaldia (Sardinien). An jedem Schauplatz fanden zwei jeweils einwöchige Wettkämpfe statt, aufgeteilt auf drei Trainingstage und drei Regattatage. Die Teams konnten jeweils an einem oder an beiden Wettkämpfen teilnehmen. In die Gesamtwertung floss nur das bessere Ergebnis ein. Okalys, das im Lauf der Saison mit unterschiedlicher Teamzusammensetzung segelte, schlug sich mit drei zweiten und einem ersten Platz hervorragend und konnte sich nach dem windstarken Finale Anfang Oktober als Sieger feiern lassen. Arnaud Grange freute sich über den Erfolg, will ihn aber nicht überbewerten: «Der Cupsieg ist eine schöne Belohnung für unseren Einsatz und die guten Ergebnisse, da aber viele Teams nicht alle Regatten bestritten haben, verdanken wir ihn vor allem unserer Konstanz und unserer regelmässigen Teilnahme.» Der Pokal wurde durch den tragischen Unfall von Teammitglied Hugo Fedrigucci wenige Wochen vor dem Finale zu einer unerwartet emotionalen Angelegenheit. Tief berührt beschloss das Organisationskomitee, den Cup 2021 nach dem viel zu früh verstorbenen Segler zu benennen.
Hochklassige Junioren-Tour
Parallel zu den Seniorenwettbewerben richtete die Klasse mit dem Youth Foiling Gold Cup 2021 einen Juniorenwettkampf für unter 25-Jährige mit insgesamt drei Events aus. «Das Niveau der Juniorinnen und Junioren ist unglaublich hoch», staunte Arnaud Grange. «Es mischen alle Regatta-seglerinnen und-segler mit, mit denen ich mich seit meiner Optimisten-Zeit gemessen habe. Man trifft Leute, denen man in den letzten Jahren an verschiedenen Regatten regelmässig begegnet ist, dadurch entsteht eine tolle Atmosphäre.» Der junge Skipper und frischgebackene Maturand will im Oktober 2022 sein Studium beginnen. Die meisten andere Teilnehmenden streben eine Profikarriere an. «Ich bin wahrscheinlich der einzige Amateur in der Klasse. Alle anderen segeln in olympischen Klassen und sind das restliche Jahr an Profitouren engagiert», so Arnaud.
Besonderes Format
An den Events werden pro Tag sechs Regatten gesegelt. Jede dauert etwa 15 Minuten. Die Veranstalter bringen die Teams zwischen den Rennen zu den ausgelosten Booten. Deutlich weniger transparent ist das Wertungssystem, sogar die Teams blicken nicht ganz durch. Am grossen Finale in Cagliari (Sardinien) zum Beispiel wurde am letzten Rennen fast die Hälfte der gesamten Punktzahl der Events vergeben. Okalys Youth Project bekam die gewöhnungs-bedürftige Zählweise hart zu spüren, denn es fing sich im wohl ungünstigen Moment eine Strafe ein. Das System ist darauf ausgelegt, die Spannung bis zum letzten Rennen aufrecht-zuerhalten, Konstanz wird kaum honoriert. Etwas enttäuscht meinte Arnaud Grange: «Im Schlussklassement belegen wir den 5. Rang, obwohl wir sonst während des gesamten Finales auf dem 2. Platz lagen. Klar ist das frustrierend, man muss aber auch sehen, dass das Niveau sehr hoch war.» Als guter Verlierer fügte er hinzu: «Vor dem Schlussrennen konnte es noch die Hälfte der Teams auf den 2. Platz schaffen. Uns ging es allen gleich.» Nächstes Jahr will es der Genfer Skipper besser machen.
Steckbrief des 69F
Die Persico 69F wurde nach einer Idee von Maciel Cicho Cicchetti und Dede De Luca entworfen und von den Konstrukteuren Nahuel Wilson und Laureano Marquinez umgesetzt. Das 6,90 Meter lange und 2,10 Meter breite (3,58 m mit Auslegern) Einrumpfboot ist mit zwei V-Foils, einem T-förmigen Safran und einem Schwert ausgestattet. Am Wind hat es eine Segelfläche von 40 Quadratmetern und vor dem Wind, mit einem Gennaker am ausfahrbaren Bugspriet, von 78 Quadratmetern. Die Rennjacht wiegt 360 Kilo, hinzu kommen 270 Kilo verteilt auf das dreiköpfige Team. Sie hebt bei 8 Knoten ab und erreicht Spitzen von 35 Knoten. Um sicherzustellen, dass die One-DesignRegeln eingehalten werden, dürfen die Teams am Boot keinerlei Veränderungen vornehmen, das ist nur den Werften erlaubt.