Eine Rakete hat mehrere Stockwerke, das Eleven Sailing Team auch. Jetzt, da das Kapitel der D35 abgeschlossen ist, startet es ein ambitioniertes Förderprogramm,
bei dem Jungsegler von kleinen Mehrrümpfern an grosse Foiler herangeführt werden sollen.
Text: Quentin Mayerat
An einem Abend Ende September kommen Mitglieder und Freunde des Teams zusammen, um SUI11 um einen letzten Tanz zu bitten. Der D35, der einst Veltigroup, dann Swisscom hiess, wird den Genfersee endgültig verlassen und auf dem Plattensee in Ungarn seine Bahnen ziehen. Sein Eigentümer Marc Simeoni ist nach langer Abwesenheit an Bord. Mit glänzenden Augen steuert er den Rennkatamaran, der ihm und seinem Team so viel Nervenkitzel, Gänsehautfeeling, Abenteuer und gemeinsame Erlebnisse geschenkt hat. Unzählige Akteure waren an der Erfolgsgeschichte beteiligt, allen voran Julien Monnier, der den D35 ab 2014 steuerte. Trotzdem hat diese emotionale letzte Fahrt nicht den bitteren Geschmack eines letzten Mals. Als das Ende der D35-Ära nahte, dachten sich Julien und seine Bande eine Fortsetzung aus.
Foilen für alle
Plant das Eleven Sailing Team einen Einstieg bei den TF35? Wenn es gelingt, das nötige Geld aufzutreiben, dann ja. Zunächst aber wollen die Initianten ein Gemeinschaftsprojekt auf die Beine stellen, um ihr Wissen und Können an den Nachwuchs weiterzugeben. Julien Monnier erklärt, worum es ihnen dabei geht: «Die Jungs meiner Generation hatten die Chance, auf fantastischen Booten wie den D35 zu segeln. Jetzt möchten wir jungen Seglern die gleiche Möglichkeit bieten und ihnen das nötige Rüstzeug mitgeben, damit sie später so schnelle Boote steuern können wie die TF35.» Julien Monnier weiss, wie wichtig das ist. Er gehört heute zwar zu den besten Mehrrumpfskippern, seine Segelkarriere verdankt er aber zu einem grossen Teil dem Zufall. «Ich segelte damals auf Surprise, als mich ein Freund bat, an einem Training auf D35 als Taktiker einzuspringen. Ich hatte keine Ahnung davon!» Genau hier setzt Monniers Projekt an. Mit der Swiss Foiling Academy will er junge Segeltalente erkennen, ausbilden, begleiten und fördern. «Für 17-Jährige, die aus Klassen wie dem F15 oder F16 kommen, gibt es keine Ausbil- dungsangebote mehr. Bei uns kann der Nachwuchs lernen, auf Flying Phantom zu foilen», so Monnier. Dazu werden 15 dieser Kats an drei bis fünf Stützpunkten am Genfersee bereitgestellt, sodass rund dreissig Segler darauf trainieren können. Von diesem Talentpool profitiert natürlich auch Monniers Eleven Sailing Team, Nutzniesser sind aber in erster Linie die Segler selbst. Mit dem in der Academy angeeigneten seglerischen Können werden sie für nationale und internationale Foilerteams wertvolle Crewmitglieder sein.
Vierjährige Ausbildung
Ein solches Projekt fällt aber nicht vom Himmel. Damit es funktioniert, sind mindestens zwei bezahlte Trainer, Coaches und ein Verwalter nötig. Die erste Basis wurde 2019 in Versoix eröffnet. Dort wurden acht Segler ausgebil- det und das Modell auf seine Zweckmässigkeit überprüft. «Wir bringen den Jungen das Foilen bei. Sie sollen aber auch lernen, ein Rennboot segelfertig zu machen», erklärt Julien Mon- nier. Und das braucht seine Zeit, weshalb sich Interessierte für vier Jahre verpflichten müs- sen. Nur so können sie die nötigen Fortschritte erzielen und Schritt für Schritt an ihre Aufgabe als Crewmitglieder oder Skipper auf grossen Foilern herangeführt werden. Von Swiss Sailing wurde das Eleven Sailing Team bereits aner- kannt und als angeschlossenes Mitglied aufge- nommen.
Auf Geldsuche
Garantiert ist im Moment aber leider noch nichts. Julien Monnier und seine Freunde suchen intensiv nach finanzieller Unterstützung, um einerseits die Flying Phantom und die Academy zu bezahlen und andererseits das nötige Geld für den Betrieb des TF35 zusammenzutra- gen. Das doch erhebliche Budget aufzutreiben ist für den Verein eine grosse Herausforderung, der er motiviert und engagiert begegnet. Für jeden der fünfzehn Flying Phantom sucht das Eleven Sailing Team nach Partnern wie lokal tätige KMU und Gönner. Zusätzlich sind Crowdfun- ding-Aktionen geplant. Als Dankeschön werden die Sponsoren auf dem künftigen TF35 zu sehen sein. Die Foiling Academy ist bereits aufgegleist, für die Betriebskosten des künftigen TF35 braucht das Eleven Sailing Team jedoch noch einen Hauptsponsor. «Das Geld für das Boot haben wir zusammen, für die laufenden Kosten müssen wir aber noch einen oder meh- rere Partner finden», bestätigt Julien Monnier.
Die Academy sei auf keinen Fall eine versteckte Art, den TF35 zu finanzieren, stellt Julien Monnier klar. Sie sei eine eigenständige Talentschmiede und werde mit oder ohne TF35 umgesetzt. Es wäre zu schön, wenn beide Projekte gelingen würden, denn ein solche Chan- ce, den Übergang vom Amateurzum halbprofessionellen oder professionellen Segeln zu schaffen, erhalten Jungsegler selten.