Die Seglervereinigung Kreuzlingen dominierte die coronabedingt verkürzte Saison fast nach Belieben. Der Segelclub vom Bodensee erwies sich als Überflieger: Er gewann beide Events souverän und steht zum zweiten Jahr in Folge als Schweizermeister fest.
Text: Marie Vuilleumier
Fotos: Pierrick Veya
Stürmische Windböen und heftige Schauer machten das Finale der Schweizer Segel-Nationalliga zu einer nasskalten Angelegenheit. Die Super League gastierte erstmals auf dem Bielersee. Er gönnte den 48 Seglern angesichts der widrigen Wetterbedingungen keine Verschnaufpause. In La Neuveville wurden vor dem veranstaltenden Club La Bordée de Tribord Spitzen von mehr als 35 Knoten gemessen. Nachdem am letzten Tag mehrere Boote gekentert und Spifallen gerissen waren, muss- te die Wettfahrtleitung das Finale früher beenden als geplant.
Die Seglervereinigung Kreuzlingen (SVK) gab sich trotz der garstigen Umstände unbeeindruckt. Mit bemerkenswerter Bootsbeherrschung segelte das Team um Tom Rüegge in praktisch allen Läufen unter die ersten drei oder hängte die Konkurrenz sogar ganz ab. Mit einem klaren Sieg knüpfte der Club vom Bodensee an seine bestechende Form vom Vorjahr an und sicherte sich zum zweiten Mal in Folge den Meistertitel. Auf dem zweiten Platz folgte der Regattaclub Oberhofen (RCO), der sich nach seinem letztjährigen 5. Rang deutlich verbessern konnte. Die Société Nautique de Genève (SNG) ergänzte wie schon 2019 das Podest. 4. wurde der Segelclub Cham (SCC), 5. der Regattaclub Bodensee (RCB).
Coronavirus als Spielverderber
«Die Bedingungen an diesem Finale waren wirklich hart», bestätigte Tom Rüegge, «das Niveau der in der Liga vertretenen Teams ist sehr hoch und der Wind drehte ständig, was vorausschauendes Segeln schwierig machte.» Das gute Abschneiden führt er vor allem auf das grosse Engagement seiner Formation zurück: «Unser Team hat diese Saison alles gegeben», so der Teamchef.
Wie fast überall kam dieses Jahr so ziemlich alles anders als geplant. Das Coronavirus hat die Trainingsprogramme der Clubs und den Kalender der Swiss Swiss Sailing League komplett über den Haufen geworfen. Statt vierkonnten in der Super League nur zwei Events durchgeführt werden: einer in Davos und das Finale in La Neuveville. Einigen Mannschaften mangelte es aufgrund des fehlenden Trainings klar an Routine. La Bordée de Tribord (BT) zum Beispiel gelang es nicht, an den Überraschungserfolg vom letzten Jahr (2.) anzuknüpfen und musste sich mit dem 8. Schlussrang begnügen.
Kein Raum für Fehler
«Wir waren nicht in Bestform», gestand Yann Burkhalter, der Skipper der BT. «Wir konnten diese Saison nicht viel trainieren, vor allem nicht bei solch extremen Bedingungen wie an diesem Finale.» Bei 30 Knoten Wind und angesichts des hohen Niveaus des Feldes kamen die Teams kleinste Fehler teuer zu stehen. Das musste auch Yann Burkhalter erfahren: «Es war wirklich sehr intensiv, man musste unglaublich aufmerksam sein, denn jede falsche Entscheidung wurde sofort bestraft. Man konnte in wenigen Sekunden zwei bis drei Plätze zurückfallen.» Erfreulich war hingegen, dass sich die BT zusehends steigerte. Im letzten Lauf reichte es sogar für einen Sieg. «Wir haben das Finale mit einer positiven Note beendet», lautete das Fazit des Neuenburger Skippers.
Die BT und das zweite heimische Team, der siebtplatzierte Yachtclub Bielersee (YCB), waren trotz der durchwachsenen Bilanz zufrieden mit ihrer Leistung, denn immerhin hatten sie den Abstieg verhindert. YCB-Skipper Damian Suri meinte denn auch: «Ich bin der Meinung, dass wir angesichts des investierten Trainings und der Qualität unserer Segler zur Super League gehören.»
Während sich die Favoriten der diesjährigen Club-Schweizermeisterschaft schnell profilierten, waren die hinteren Ränge hart umkämpft. Die Entscheidung, wer in der nächsten Saison in der Challenge League antreten muss, fiel erst in den letzten Läufen. Der Zürcher Segel Club (ZSC) schaffte den Ligaerhalt knapp, der Zürcher Yacht Club (ZYC), der Cercle de Voile – La Tour (CVVT) und die Segler-Vereinigung Thalwil (SVT) steigen hingegen ab.
Challenge League: Yacht-Club Luzern im Höhenflug
In der Challenge League erwartete die Clubs am Finale in Neuchâtel ein wechselhafter Wind, der so ziemlich alle Register zog und von 5 bis 15 Knoten an den beiden ersten Regattatagen bis knapp 30 Knoten am letzten Tag reichte. Die Teams der beiden letztjährigen Absteiger aus Versoix (CNV) und Pully (CNP) belegten ungefährdet die beiden ersten Plätze und werden nächstes Jahr wieder in der Super League mitmischen. Deutlich überraschender ist der dritte Platz des Yacht-Clubs Luzern (YCL). Der YCL ist erst letztes Jahr aus der Challenge League aufgestiegen und hat sich nach einer hervorragenden Leistung verdient für die Super League qualifiziert.
Grosse Enttäuschung hingegen beim Cercle de la Voile de Neuchâtel (CVN), der den anvisierten Aufstieg erneut verpasste. Den Neuenburgern blieb wie letztes Jahr der undankbare vierte Platz.