Die allererste TF35 Trophy bescherte uns die ganze Saison hindurch grossartiges Segelkino. Intensive Duelle, ein hohes Niveau und eine ungeteilte Begeisterung prägten die neue Klasse. Mit vier Grand-Prix-Siegen holte sich Realteam Sailing souverän den Meistertitel.
Text und Fotos: Jean-Guy Python
Die TF35 trugen ihr Saisonfinale nicht auf dem Genfersee aus, sondern in der italienischen Bucht von Portiglioni. Für die beiden letzten Grand Prix der Saison wurden die Binnenracer in die Toskana überführt, wo sie den Meistertitel unter sich ausmachten. Der erste Event fand vom 9. bis 12. September 2021 in Puntone di Scarlino statt, das grosse Finale folgte vom 23. bis 26. September auf dem gleichen Revier.
Die Leichtwind-Foiler konnten bei den traumhaften Bedingungen im Tyrrhenischen Meer ihr ganzes Potenzial ausspielen. Am späten Morgen kam jeweils wie erhofft Wind auf, der im Lauf des Tages konstant zulegte. Manchmal meinten es die Windgötter sogar etwas zu gut, sodass die TF35 nicht aufs Wasser konnten. Am ersten Grand-Prix in der Toscana, dem TF35 Scarlino Cup I, ging zunächst ein Westwind, auf den ein kräftiger Mistral mit 12 bis 20 Knoten folgte. An den vier Tagen kamen insgesamt zwölf Läufe zustande. Vor dem letzten Wettkampftag lag Alinghi einen Punkt hinter Realteam. Die beiden Führenden lieferten sich bis zum Schluss einen harten Kampf. Nach einem hochspannenden Finish entschied das Team von Jérôme Clerc den Scarlino Cup I schliesslich für sich.
Fight ums Podest
Zum grossen Showdown ging es Ende September ein zweites Mal ins Salzwasser. Auch diesmal standen grossartige Bedingungen und packende Duelle auf dem Programm. Bereits am ersten Wettkampftag konnten die sechs Boote in der toskanischen Sonne zum Saisonabschluss bei 6 bis 12 Knoten warmem Wind mit Blick auf die Insel Montecristo drei Regatten austragen. Die Spannung hatte ihren Höhepunkt erreicht und die gesamte Flotte legte nochmals einen Zahn zu. Im Kampf um einen Podestplatz gaben die Teams alles.
Nach einer eindrücklichen Aufholjagd und einem Laufsieg am ersten Tag lag Ernesto Bertarelli mit Alinghi an der Spitze. Er konnte den ersten Platz allerdings nicht lange halten, denn Realteam zog am nächsten Tag mit zwei Siegen nach und übernahm erneut die Führung. Spindrift kletterte nach einer grossartigen Leistung auf den zweiten Platz, während Alinghi zwei Ränge verlor und nach sechs Läufen Platz 3 des Zwischenklassements belegte. Realteam liess den Gegnern an diesem hart umkämpften zweiten Tag nicht den Hauch einer Chance und doppelte mit einem zweiten Sieg nach. Spindrift wurde erneut Zweiter, sieben Sekunden vor Alinghi auf dem dritten Platz. Dessen Teamchef Pierre-Yves Jorand meinte nach diesem zweiten Tag: «Das Niveau der Flotte ist in Scarlino spektakulär gestiegen. Die Windbedingungen waren anspruchsvoll, die Crew war ständig dabei, die Segel zu trimmen. Wir hatten ein wenig Mühe, die richtige Balance zwischen Segeltrimm und Auftrieb zu finden. Wenn wir wieder ins Rennen finden wollen, müssen wir morgen das Tempo erhöhen.»
Ein Blick auf das Zwischenklassement machte klar: Der Samstag, 23. September, musste die Entscheidung bringen. Mit 25-Knoten-Sprints sorgten die fliegenden Boote nochmals für fesselnde Läufe. Erik Maris’ Zoulou meldete sich eindrücklich zurück. Er beendete den ersten Lauf des Tages nach einer rasanten Aufholjagd auf dem 2. Platz. Zu einem zweiten Lauf kam es nicht, denn der Wellengang hatte inzwischen so zugenommen, dass die Wettfahrtleitung die Foiler in den Hafen holen musste.
Vor dem letzten Tag des TF35 Trophy Scarlino Cups II lag Realteam mit acht Punkten klar in Führung. Das sollte auch so bleiben, denn am Sonntag ging angesichts der widrigen Bedingungen nichts mehr. Bei dem starken Scirocco, der gemäss Prognosen mit voller Wucht auf die toskanische Küste treffen sollte, wäre es fahrlässig gewesen, die Boote aufs Wasser zu schicken. So wurden sämtliche Läufe abgeblasen. Damit holte sich Realteam auch den zweiten Grand Prix in Italien.
Hervorragende Bilanz
Die erste Ausgabe der TF35 Trophy begeisterte mit einer hochkarätigen Show. Alinghi und Realteam lieferten sich ein mitreissendes Duell, das uns die ganze Saison hindurch in Atem hielt. Mit vier Grand-Prix-Siegen holte sich Realteam souverän den Meistertitel. «Es war ein grossartiger Kampf», schwärmte Jérôme Clerc, Co-Skipper des Siegerteams. «Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft, die hervorragende Arbeit geleistet hat. Wir freuen uns riesig, dass wir diese erste Ausgabe mit Léman hope in den Segeln gewinnen konnten. Mit dem Boot haben wir noch viel Raum nach oben, aber das ist ja gerade das Spannende an der Sache. Wir können die nächste Saison kaum erwarten.»
Alinghi beendete die Meisterschaft als 2., das französische Team Spindrift als 3. In der unteren Hälfte der Rangliste trennte die drei folgenden Teams nur ein einziger Punkt. Ylliam XII – Comptoir Immobilier wurde mit 21 Punkten 4., Zoulou und Team Sailfever folgten punktgleich (22 Punkte) auf dem 5. und 6. Platz. Zen Too bildete mit 31 Punkten das Schlusslicht.