Text: BRICE LECHEVALIER
Zum 20-jährigen Bestehen des Skippers-Magazins und den letzten 20 Jahren Schweizer Segelsport möchten wir 20 grossartige Schweizer Seglerinnen und Segler würdigen, die diese Zeit mit ihren Erfolgen geprägt haben. Um es gleich vorwegzunehmen: Die Liste ist nicht vollständig. Alle porträtierten Athleten haben aber etwas gemeinsam: Sie sind mindestens seit der Jahrtausendwende feste Grössen der Schweizer Segelszene und verteidigen die Farben unseres Landes entweder auf unseren Binnenseen oder auf den Weltmeeren – meist mit beachtlichen Ergebnissen. Zusammen repräsentieren sie einen Grossteil der Segeldisziplinen. Ihr Talent ist bei allen grossen Segelnationen anerkannt und hat die Schweiz aus ihrem Schattendasein befreit. Die meisten feiern weiterhin grosse Erfolge und bescheren uns hoffentlich noch lange Zeit viel Freude! Die Liste im nachfolgenden Kapitel ist umfangreicher: Sie enthält die Schweizermeisterinnen und Schweizermeister aller Klassen von 2000 bis 2020. Einige Namen sind Ihnen sicher bekannt. Ein riesiges Bravo an sie alle!
ELODIE-JANE METTRAUX
Weltklasse-seglerin und Topmanagerin
Die älteste der Mettraux Geschwister hat ihre Karriere vorbildlich vorangetrieben. Sie wurde zur Galionsfigur der Frauen im Segelsport und zur anerkannten Projektmanagerin.
Elodie-Jane (36) ist die älteste der Mettraux-Geschwister. Wie ihre Schwester Justine und im Gegensatz zu ihren Brüdern, die schon sehr früh regattierten und die klassische Jollenkarriere einschlugen, fand sie erst spät zum Segeln. Ihr Handwerk erlernte sie im Centre d’Entraînement à la Régate (CER), mit dem sie 2004, 2005 und 2006 an der Seite von Julien die Biase die Tour de France à la Voile auf Mumm 30 bestritt. Wie mehrere andere Schweizer Topseglerinnen stiess sie 2007 zum Team des D35 Ladycat, wo sie fünf Saisons blieb. 2010 gründete sie das Match-Race-Frauenteam ChicaCER und konnte damit mehrere Erfolge feiern. Am Geneva International Match Race 2011 wurde sie 3. und am Grade-1-Event Lysekil Women’s Match schaffte sie es ins Finale.
Parallel zu ihrer Wettkampftätigkeit studierte Elodie-Jane an der Genfer Hochschule für Landschaft, Technik und Architektur (HEPIA) und schloss 2010 mit einem Bachelor als Umweltingenieurin und Naturmanagerin ab.
2012 meldete sie sich an der mittlerweile auf M34 ausgetragenen Tour de France à la Voile zurück, übernahm 2013 die Leitung des CER und bestritt anschliessend mit dem Team SCA das Volvo Ocean Race 2014–2015. Nach ihrer Rückkehr bildete sie mit Annie Lush und Sally Barkow, die sie am Volvo kennengelernt hatte, die Damencrew Magenta, mit der sie zwei Saisons die World Match Race Tour auf M32 absolvierte.
Anfang 2017 stellte sie gemeinsam mit dem CER ein Genfer Team für die Tour de France à la Voile auf Diam24 auf die Beine. Ihr Fazit: «Managen ist spannend. Ich mag diesen Aspekt des Wettkampfs. Ich geniesse es, neue Menschen kennenzulernen, sie zu begleiten und auszubilden.» Als ihr Dee Caffari anbot, am Volvo mitzusegeln, sagte sie begeistert zu, verpflichtete sich aber nur für die vier grossen Ozeanüberquerungen. «Es war eine grossartige Erfahrung. Ich konnte das, was ich bei meiner ersten Teilnahme gelernt hatte, nutzen. Dee hat ein wirklich geniales Team zusammengestellt. Die Seglerinnen kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen, aus dem Youth AC ebenso wie aus olympischen Klassen. Wir haben uns während des Rennens immer mehr gesteigert. Es war echt toll!»
2019 wurde Elodie-Jane Mutter und lebt seither in Hyères. Sie will aber weiter auf Profiniveau segeln. «Es ist nicht ganz einfach, als Mutter eine Sportkarriere zu verfolgen, aber ich habe nicht vor, aufzuhören. Ich werde jedes Projekt prüfen und dann entscheiden.» Ihr Name wird garantiert weiterhin ganz oben auf den Ranglisten kleiner und grosser Regatten im In- und Ausland stehen
Highlights
2010: Siegerin der Bol d’Or Mirabaud auf Ladycat
2012: Siegerin der Amateurwertung der TFV als Co-Skipperin mit Ville de Genève Carrefour AddictionS
2014–2015: Erstes Volvo Ocean Race mit Team SCA (2017–2018 mit Turn the Tide on Plastic