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ALAN ROURA, Skipper des Hublot Sailing Teams

by Quentin

Alan Roura ist 29 Jahre jung, kann bereits auf eine zehnjährige Profikarriere zurückblicken und eine lange Liste an Erfolgen vorweisen. Mit der Uhrenmanufaktur Hublot konnte er einen hochkarätigen Sponsor gewinnen. Mit dessen Unterstützung will er in den kommenden drei Saisons an Bord einer der schnellsten IMOCA-Jachten an allen grossen Regatten an die Spitze segeln. Mit den erheblichen finanziellen Möglichkeiten und dem konkurrenzstarken Boot kommen aber auch neue Herausforderungen auf den Schweizer Skipper zu. Er hat mit uns darüber gesprochen.

Interview: Quentin Mayerat

Mit Ihrer neuen IMOCA Hublot, der früheren Hugo Boss, haben Sie Ihre Ziele bestimmt hochgeschraubt. Peilen Sie damit an der nächsten Vendée Globe den Sieg an?

Momentan befinden sich 15 Boote im Bau, so viele wie noch nie. Die Bauvorschriften haben sich seit der letzten Ausgabe kaum verändert, so dass mein Boot noch immer konkurrenzfähig ist. Ich werde alles tun, um zu gewinnen. Man darf aber nicht vergessen, dass an einer Hochseeregatta viel passieren kann. Es wäre anmassend zu behaupten, dass ich nur antrete, um zu gewinnen, aber ich hoffe natürlich, dass es für einen Top-5-Platz reicht. Ich weiss, dass alle nötigen Voraussetzungen

«Heutzutage gewinnt man ein Rennen mit einem guten Boot, einem guten Segler und vor allem mit einem möglichst fehlerfreien Lauf.»

für einen Sieg vorhanden sind und werde natürlich alles dafür geben.

Was müssen Sie verbessern, um mit den Favoriten mithalten zu können?

Absolut alles, denn der Segelsport entwickelt sich ständig weiter. Wir lernen permanent dazu, sei es, um mit neuer Bordtechnik umzugehen oder um die durch den Klimawandel veränderten Wettersysteme zu verstehen. Wichtig ist, dass man permanent auf dem neusten Stand bleibt. Ausserdem muss ich mein neues Boot zu 1000 Prozent in den Griff bekommen. Es dauert, bis ich es mit geschlossenen Augen bedienen kann. Heutzutage gewinnt man ein Rennen mit einem guten Boot, einem guten Segler und vor allem mit einem möglichst fehlerfreien Lauf. Das ist der Schlüssel zum Erfolg. Was ich auf dem neuen Boot zudem noch lernen muss, ist der Umgang mit dem Wetter, den Segeln und den Havarien.

Über Ihre Hublot ist wenig bekannt und wird viel spekuliert. Was sind ihre technischen Geheimnisse?

Das werde ich Ihnen bestimmt nicht erzählen (lacht)! Ein offenes Geheimnis gibt es aber: Die Hublot ist das einzige Boot, das auf Vorwindkursen fliegt. Sie foilt bei einem sehr flachen Winkel, genaue Zahlen verrate ich aber nicht. Zudem verfügt sie über einen komplett anderen Segelsatz als die anderen IMOCAs, vor allem die Vorwindsegel unterscheiden sich stark. Form, Oberfläche und Struktur stammen aus der Segelmacherei Doyle in Neuseeland. Ich bin der Einzige, der sich von der Firma ausrüsten lässt. Auch die Trimmung ist anders, die Gewichte sind anders platziert. Ferner unterscheiden sich der Schwerpunkt der Plattform und die Position des Cockpits direkt unter dem Mastfuss von den früheren Modellen. In Bezug auf die Energieversorgung geht die Jacht mit gutem Beispiel voran. Die Sonnenkollektoren auf dem Deck machen sie energieautark. Wenn Alex Thomson ein Boot baut, ist er immer einen Schritt voraus. An der Jacques Vabre ist er allen davongefahren, musste dann aber leider nach einer Kollision mit einem Wal aufgeben.

Wie war Ihr erster Kontakt mit der IMOCA? Ist sie anders als Ihre bisherigen Boote?

Die Hublot bleibt eine IMOCA und in den Grundzügen ein Segelboot, doch bis man sich wirklich mit ihr vertraut gemacht hat und sie sauber segeln kann, braucht es Zeit. Ich kenne sie noch nicht wirklich gut, staune aber schon jetzt über ihr Tempo. Sie wurde für einen Skipper entworfen, der eine etwas andere Philosophie hat als ich, wobei sich Alex Thomson seit seinen letzten Booten stark weiterentwickelt hat. Bei der Hugo Boss – meiner heutigen Hublot – hat er das Boot auf den Segler ausgerichtet.

Visieren Sie bereits in dieser Saison Topresultate an oder werden Sie eher versuchen, sich langsam zu steigern?

Ich habe mir vorgenommen, mich an den beiden ersten Rennen, dem Guyader Bermuda 1000 Race und dem Vendée-Arctique-Les Sables, langsam nach vorne zu arbeiten. Für die Route du Rhum habe ich mir hohe Ziele gesetzt, dort strebe ich ein Topresultat an. Obwohl ich weiss, dass ich mich nicht zu sehr unter Druck setzen sollte, weil es mir nicht gut bekommt, kann ich es nicht ganz unterdrücken. Ich werde versuchen, die richtigen Segel zu setzen und sauber zu navigieren.

Wer hohe Ziele hat, braucht eine Struktur, die der Aufgabe gewachsen ist. Wird sich an Ihrem Team im Hinblick auf die neue Herausforderung etwas ändern?

Ja, das Team wird wachsen. Es spielt bei dem Projekt eine enorm wichtige Rolle, denn es wird das Boot und mich umsorgen und mir wenn nötig in den Hintern treten. Im Unterschied zu früher wird mir eine Teammanagerin zur Seite stehen, sodass ich mich auf meine Vorbereitung und das Segeln konzentrieren kann. Für dieses Boot braucht es eine professionelle Struktur, vor allem auch im technischen Bereich. Es steckt voller Bordsysteme, Elektronik und modernster Beschläge.

01.02.2022; Lorient; Voile; Navigation avec le tout nouveau IMOCA de Alan Roura; Navigation au large de Lorient entre Groix et Belle ële; LÕex Hugo Boss a 30 noeuds au large de Groix Photo Jean-Guy Python

Welche gemeinsamen Ziele haben Sie und Ihr Titelsponsor Hublot?

Unser Ziel ist es, an den verschiedenen Regatten als Favoriten zu starten. Wir glauben, dass man auch erfolgreich sein kann, wenn man das Erlebte mit der Öffentlichkeit teilt. Es gibt viele Hochseesegler, die kommunizieren nicht. Das ist nicht unsere Art, wir wollen Interessierte an unserem Projekt teilhaben lassen, sie begeistern und dafür sorgen, dass sie mitfiebern. Unsere Farben sollen ganz oben auf den Podesten wehen. Vor uns liegt aber ein langer Weg.

Spielen Sie mit dem Gedanken, am Ocean Race zu starten?

Ich würde sehr gerne daran teilnehmen. Die nächste Ausgabe startet im kommenden Jahr, ich müsste also zwei Projekte bewältigen. Das erfordert eine Menge Logistik und lässt sich nicht so einfach bewerkstelligen. Auch wenn es keine Terminkollisionen gibt, ist die Praxis kompliziert. Wenn du dein Boot am Ocean Race verlierst, kannst du dir das Vendée Globe abschminken. Zudem müssen am Boot im Hinblick auf die Ergonomie und die Segel erhebliche Änderungen vorgenommen werden. Ich wäre sehr gerne dabei, obwohl Teamregatten nicht mein Ding sind. Es wäre eine persönliche Herausforderung und ich fände es genial, ein Schweizer Projekt aufzubauen. An der Jacques Vabre bin ich das erste Mal seit zehn Jahren an Land geblieben und jetzt bin ich hungrig!

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