Seit über einem Monat sind die Seglerinnen und Segler der Vendée Globe bereits unterwegs. Die Flotte befindet sich mittlerweile im Südatlantik und auf allen Ebenen der Rangliste ist viel los. Charlie Dalin, der das Feld nach wie vor anführt, hat sich in den letzten Tagen äusserst wagemutig gezeigt – und wird dafür belohnt. Unsere drei Schweizer segeln sauber und effizient in ihren Gruppen.
50 bis 60 Knoten Wind und 8 bis 10 Meter Seegang, das haben Sébastien Simon und Charlie Dalin, die beiden Spitzenreiter der Vendée Globe, auf ihrer Fahrt Ende letzter Woche ganz bestimmt gemessen. Die beiden Führenden liessen sich jedoch von diesen Werten, die selbst Albatrosse das Fürchten lehren, nicht einschüchtern. Die restliche Favoritengruppe hatte eine nördlichere Route gewählt, um das gröbste Tiefdruckgebiet zu umfahren. Nach fast fünf Tagen Funkstille meldete sich Charlie Dalin am 8. Dezember endlich wieder zu Wort und freute sich über den südlichen Frühling. Obwohl er nicht wirklich darauf einging, was er und sein Boot durchgemacht hatten, hat der Seemann aus Concarneau ganz sicher einen echten Härtetest hinter sich, den er nicht so schnell vergessen wird. Er hatte eine gewagte, sogar sehr gewagte Entscheidung getroffen, dank der er sich jedoch einen Vorsprung von 500 Seemeilen auf den Drittplatzierten Yoann Richomme erarbeiten konnte. Seither hat sich dieser Abstand bei rund 300 Meilen eingependelt. Der Zweitplatzierte, Sébastien Simon, hat derweil mit einem gebrochenen Foil zu kämpfen. Die Spitzenreiter regattieren nun südlich von Australien und bereiten sich auf den grössten aller Ozeane vor.
Zweiter Abbruch
Ein weiteres bemerkenswertes Ereignis war die Aufgabe des MacGyver der Vendée, Louis Burton: Nachdem der Skipper von Bureau Vallée sein zweigeteiltes Boot mitten im Atlantik repariert hatte, musste er nach einem Schaden am Vorstag des J2-Segels aufgeben. Mit einem Vorstag weniger in die südlichen Meere zu starten, war nämlich keine Option für Louis Burton, der somit wohl oder übel Kurs auf Kapstadt nehmen musste.
Die Schweizer mit einem guten Lauf
Justine Mettraux auf Position 11 schickt sich an, zum ersten Mal Kap Leeuwin im Alleingang zu passieren, und verfolgt weiterhin einen bemerkenswerten Kurs: Die Skipperin von Teamwork segelt Kopf an Kopf mit Clarisse Cremer, Boris Herrmann und Samantha Davies. Der Verlust ihres J1 scheint sie dabei in diesem Teil der Welt nicht allzu sehr zu stören. 1500 Seemeilen hinter ihr liegt Alan Roura an der Spitze der grössten Gruppe, die sich bei dieser Vendée Globe gebildet hat. Er ist dicht an Isabelle Joschke und Jean Le Cam dran. Das Trio hat sich nach dem Kap der Guten Hoffnung für eine sehr nördliche Route entschieden; eine gute Option, die es ihnen ermöglichte, heftigen Tiefdruckgebieten mit sehr rauer See auszuweichen und so gute Durchschnittsgeschwindigkeiten beizubehalten. Oliver Heer schliesslich fährt am Ende des Feldes, konnte aber dafür bislang den Indischen Ozean bei besserem Wetter durchqueren als seine Landsleute. Er liegt auf Position 32, mit über 100 Meilen Vorsprung auf seinen nächsten Verfolger, den Japaner Kojiro Shiraishi. Die Kartographie der Vendée Globe wird nie langweilig – und das wird sicher auch noch eine Weile so bleiben!